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Ob während seines Studiums an der Zürcher Hochschule der Künste oder während seiner Arbeit als Hörspiel-Regisseur in Spitzbergen: Die Auseinandersetzung mit neuen dramaturgischen Formen für die Transformationsprozesse unserer Zeit bildet stets einen Kern seiner Arbeit. Johann Otten, geboren 1991, studierte Kunstgeschichte, Geografie und Politikwissenschaft in Freiburg und Berlin, gefolgt von seinem Master Theater, Dramaturgie Studium in Zürich. Zurzeit ist er als Dramaturg für Nachhaltigkeit am Deutschen Theater in Berlin engagiert.
Der junge und engagierte Dramaturg arbeitet mit unterschiedlichsten ästhetischen Mitteln und Formaten
Während die Spielstätten Bühne A und Bühne B an der Gessnerallee saniert werden, erhalten die aufführungsintensiven Studiengänge Theater und Tanz die Möglichkeit, ihre Inszenierungen einem neuen Publikum ausserhalb Zürichs zu präsentieren. Bis Juni 2025 wird «The Hall» im Valley regelmässig zur ZHdK-Bühne mit Aufführungen, die weiterhin kostenlos für die Öffentlichkeit zugänglich sind.
Seine Arbeit gibt wichtige Impulse für die Zukunft der Dramaturgie. Die Jury begründete ihre Entscheidung für Johann Otten mit seiner intensiven Auseinandersetzung an der Schnittstelle von Kunst, Theater und Ökologie. Sie hob hervor, dass er sich in seiner bisherigen künstlerischen Laufbahn mit neuen dramaturgischen Formen für die Transformationsprozesse unserer Zeit beschäftigt hat.
Die Frage, wie über die Klimakrise erzählt werden kann, ist selbstverständlich keine neue. Aber eine Antwort zu finden, ist dringlicher denn je.
Das Theaterstück «Farm der Tiere» von Anna Maria Lipponen hat bereits einen Teil der Inszenierug in der Ersatzspielstätte gezeigt. Master Regie Diplomandin Anna-Maria Lipponen hat eine neue Adaption von George Orwells klassischem Werk Animal Farm geschrieben. Darin begibt sich neben der Gemeinschaft der Tiere auch der Bauer Jones – ähnlich wie die Hauptfigur Dante in Dante Alighieris Göttlicher Komödie – auf eine Reise, die ihn von der Hölle bis ins Paradies führt. «Farm der Tiere» ist eine erschreckend aktuelle Geschichte über Machtgier und die Entstehungsmechanismen des Totalitarismus. Das Werk ist ein Gesamtkunstwerk, das starke Bühnenkunst, Film, vielschichtiges Sounddesign und eine ausgefeilte visuelle Welt vereint – eine komplexe, eindrucksvolle Auseinandersetzung mit der Frage, wie Macht missbraucht und wie Ideologien zu Werkzeugen der Unterdrückung werden.
Auf einem sich erhitzenden Planeten mit knapper werdenden Ressourcen ist die Auseinandersetzung mit der Materialität erzählerischer Mittel eine immer wichtiger werdende Frage innerhalb künstlerischer Prozesse.
Johann Otten schloss sein Studium an der ZHdK 2023 mit dem Hörspielprojekt «Drift» ab. Das Hörspiel verbindet historische Aufnahmen von Nansens gescheiterter Nordpol-Expedition mit aktuellen Interviews aus Spitzbergen. Es zeigt, wie sich die geopolitischen Spannungen in der Arktis im Laufe der Zeit verändert haben.
Das erste Stück, das vollumfänglich im Valley stattfinden wird ist jenes Stück von Master Dramaturgie Diplomand Dominik Fürer. Mit «Es ging Mal ein kleiner Mensch» erzählt er eine bewegende Geschichte über Einsamkeit, Melancholie und das Schweigen – eine Inszenierung, die berührt und nachhallt.
Auch der Tanz feiert seine Premiere im Valley. Mit «RAW» stellen sich Master-Tanz-Studierende einer kreativen Herausforderung und choreografieren kurze Stücke, die von Bachelor-Studierenden des Contemporary Dance aufgeführt werden – ein vielseitiges, abendfüllendes Programm voller Energie und Innovation.
Die NZZ-Reporter:innen, ursprünglich auf der Suche nach Glühwürmchen, landeten zufällig mitten in einer Probe des Kollektivs «3rd Echelon Theater» und entdeckten stattdessen das Stück «LA-MEN-TO 1», eine dekonstruierte Oper mitten in Zürich im alten Krematorium Sihlfeld. Mit dieser ersten Oper der jungen Künstler:innen zeigen sie, dass sie einen spannenden Teil der Zürcher Theaterlandschaft sind. Im November besuchten die Journalist:innen der NZZ dann bewusst eine weitere Performance der Gruppe; das Stück «SOLARIS 1994», ein faszinierendes Zusammenspiel aus Video, Tanz und Sound. Dieses Mal in einem Kellerraum aufgeführt.
Das unabhängige Theaterkollektiv, gegründet von Theater Student Daniil Posazhennikov (Master Theater, Regie) und Theater Studentin Regina Raimjanova (Bachelor Theater, Schauspiel), spezialisiert sich auf experimentelles und improvisiertes Theater. Das junge Theaterkollektiv zeichnet sich durch seine enge Verbindung zum Publikum aus. Die Zuschauer:innen werden in die Produktion des Theaters sowohl finanziell, durch eine Kollekte, als auch kreativ, durch die Mitgestaltung des Entstehungsprozesses, eingebunden. Posazhennikov erklärte, dass der Erfolg des Theaters vor allem von der Unterstützung der Zuschauer:innen abhänge uns sagt: «Wenn wir 1000 Franken gesammelt haben, gibt es das nächste Stück.».
Das «3rd Echelon Theater» arbeitet mit lokalen und internationalen Künstler:innen zusammen und hat in einer kurzen Zeitspanne bereits mehr als dreissig Kreative vereint. Für die Zukunft plant das Kollektiv, digitale Theaterproduktionen und will weiterhin verschiedene Theaterformen miteinander kombinieren, um das Theater unabhängig von traditionellen Institutionen weiter zu fördern.
Das Theaterstück «All Right. Good Night.» von Helgard Haug wurde im Januar beim nachtkritik-Theatertreffen 2025 als eines der besten zehn Stücke ausgezeichnet. Die Inszenierung verbindet auf eindringliche Weise die globale Tragödie des Malaysia-Airlines-Flugs MH370 mit einer sehr persönlichen Geschichte über Demenz und das Verschwinden von Erinnerungen.
Helgard Haug, deutsche Autorin und Regisseurin sowie Mitgründerin des renommierten Kollektivs «Rimini Protokoll», setzt mit dieser Produktion auf dokumentarisches Theater, das Realität und Fiktion kunstvoll miteinander verwebt.
Auf der Bühne stehen die ZHdK-Diplomanden Rino Hosennen und Hanna Im Hof, die 2023 ihren Bachelor Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen haben. Beide sind derzeit Ensemblemitglieder am Theater Lindenhof in Melchingen und bringen mit ihrer einfühlsamen Darstellung die Themen Erinnerung, Verlust und Verschwinden eindrucksvoll zum Ausdruck.
Mit seiner tiefgehenden Thematik und der innovativen Inszenierung hat «All Right. Good Night.» das Publikum und die Kritiker gleichermassen berührt.
nachtkritik-Theatertreffen
Das nachtkritik-Theatertreffen ist ein jährlich stattfindendes, virtuelles Publikumsvoting, bei dem die besten Inszenierungen des deutschsprachigen Theaters jährlich ausgezeichnet werden.
Das Lehrer*innentheater Möhlin (LTM) widmet sich mit der Inszenierung «Geh auf Bata – Du träumst gut» der Geschichte des Schuhunternehmens Bata in Möhlin. Mit von Partie sind auch der emeritierte Professor für Schauspiel der ZHdK, Peter Ender, sowie der ZHdK-Schauspielstudent Ayhan Eranil. Die beiden verkörpern im Stück dieselbe Figur – die Hauptfigur Kurt Wilhelm, ein Angestellter der Bata.
Das Stück fokussiert nicht nur auf den Schweizer Ableger des tschechischen Schuhkonzerns Baťa und dessen Bedeutung für die lokale Bevölkerung, sondern wirft auch ein Licht auf die Ausbildungswege der Angestellten. So begegnet Kurt Wilhelm im Stück seinem jungen Ich, das für die Ausbildung ins tschechoslowakische Zlín, den Hauptsitz von Baťa, reiste. Die Geschichte des Theaterstücks spielt sich vorwiegend Ende der 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre ab. Zugleich spielt die lokale Verflechtung der Schuhproduktionsanlage mit integriertem Wohndorf in Möhlin eine grosse Rolle. Das Freilichtspiel wird denn auch vor Ort, auf dem Gelände des Bata-Parks, aufgeführt.
Es ist für uns sehr spannend, jetzt im Sommer Teil einer grösseren Arbeit zu sein und in die Bata-Welt einzutauchen.
«Geh auf Bata – Du träumst gut» wird unter der Regie von Walter Küng inszeniert und basiert auf dem Tagebuch eines Bata-Mitarbeiters, biografischen Erinnerungen aus Möhlin und recherchierten Abläufen in Zlín. Geschrieben wurde es von Walter Küng zusammen mit dem Autor Jens Nielsen. Das Ensemble des LTM wurde für diese Inszenierung um viele Mitwirkende erweitert, darunter weitere Studierende der Zürcher Hochschule der Künste. Auch Kinder der 2. bis 6. Klasse in Möhlin spielen mit.
«Geh auf Bata – Du träumst gut» feiert am 23. August im Bata Club Haus bzw. im Bata-Park Premiere. Insgesamt gibt es 17 Aufführungen, die letzte findet am 21. September statt.
Während der Aufführungen im August wird es die Möglichkeit geben, Zeitzeug:innen zu befragen, die in der Bata gearbeitet und im Bata-Park gelebt haben.
Zudem finden begleitende Veranstaltungen zur Produktion statt: am 31. August eine Architekturführung durch den Bata-Park, sowie am 7. September eine Tagung zum Fall Bata aus wirtschaftshistorischer Sicht.
Ensemble des Schauspiel Ateliers 2024 (Bachelor Schauspiel)
Im Bachelor Schauspiel wurde das Ensemble des Schauspielateliers 2024 mit dem Oprecht Preis ausgezeichnet. Das Ensemble besteht aus Bachelor-Student:innen: Anna-Katharina Bánó, Anouk Barakat, Martha Benedict, Leon Blohm, Eleonora Cholak, Lola Dockhorn, Hanna Donald, Ondrej Graf, Charlotta Grimm, Luise Hipp, Linda Hou, Laura Petzold, Carla Richardsen, Till Schaffnit und Helen Wills.
Mit ihrem Projekt «Im Spiegelsaal» zeigen die Studierenden den Druck, um schön und sexy zu sein und sich selbst ständig optimieren zu müssen. Darunter litt schon Sissi, die damalige Kaiserin von Österreich. Deren berühmter «Spiegelsaal» gibt der neuen Graphic Novel von Liv Strömquist ihren Titel. «Das, was einen heutzutage besonders unter Druck setzt, wenn ich mich im Spiegel betrachte, hängt wahrscheinlich mit diesem Blick von außen zusammen».
Das Schauspiel Ensemble wurde für ihre herausragende künstlerische Leistung mit dem mit 4000 Euro dotierten «Ensemble-Förderpreis» ausgezeichnet. Bereits zuvor hat das Ensemble den Oprecht-Preis gewonnen.
2019 wurde erstmals eine Produktion aus dem Bachelor-Schauspiel bei einem Schauspielschultreffen gezeigt. Bei den fünf Treffen seitdem wurden die Arbeiten der ZHdK mit insgesamt fünf Preisen ausgezeichnet: Ein Solo-Preis und vier Ensemble Preise, davon drei für Eigenarbeiten der Studierenden-Ensembles.
Das Schauspielschultreffen ist ein Bundeswettbewerb deutschsprachiger Schauspielstudierender und gleichzeitig auch ein Treffen zur Förderung des Schauspielnachwuchses. Dieses Jahr fand das Schauspielschultreffen in Frankfurt am Main statt.
«Fête Finale» (Master Schauspiel)
Im Master wurde Donia Sbika für ihr Diplomprojekt «Fête Finale: und dein Stoff schmeisst die Party» ausgezeichnet. Die Tanz- und Theaterschaffende aus Bern und Tunis nutzt die Bühne als Möglichkeitsraum, um einen Dialog zu gestalten und die Weltordnung zu hinterfragen. In ihrer besonders bemerkenswerten Diplomarbeit nähert sie sich dem Thema Sterblichkeit über eine ebenso poetische wie spielerisch virtuose Weise an und geht der Frage nach, welchem Leben wie viel Wert gegeben wird.
Hintergrund: Oprecht Preis
Der Dr. Emil und Emmie Oprecht Preis wurde dieses Jahr das erste Mal seit über zehn Jahren wieder vergeben. Das Verleger:innenehepaar hatte der ehemaligen Schauspiel-Akademie ein Legat hinterlassen, aus dem Preise für herausragende Leistungen von Schauspielabsolvent:innen gesprochen werden sollten. Mit einem neuen Reglement können diese Preise nun an der ZHdK im Rahmen der jährlichen Abschlussarbeiten der Schauspielabsolvent:innen des Fachbereichs Theater (Bachelor und Master Schauspiel) wieder vergeben werden.
Emil und Emmie Oprecht waren ein Zürcher Ehepaar, das einen Verlag und eine Buchhandlung betrieb. Sie setzten sich im Laufe ihres Lebens für Menschenrechte und zu Unrecht Verfolgte ein. Die beiden standen während des Zweiten Weltkriegs mit persönlichem und finanziellem Engagement zahlreichen verfolgten Künstler:innen aus Deutschland und Italien zur Seite; ihre Wohnung diente als Zuflucht und Ort des Austausches und der Gemeinsamkeit für Kulturschaffende und Exil-Autor:innen, die vor dem Hitler-Regime nach Zürich geflüchtet waren.
Eine dreiköpfige Jury hat am 21. Juni 2024 im Rahmen der Diplomfeier des Departements Darstellende Künste und Film der ZHdK die Preisträger:innen mit den mit je 3’500.- Franken dotierten Oprecht-Preis vergeben. Der Oprecht-Preis wird von der Fondation ZHdK vergeben und zeichnet Schauspiel-Studierende für ihre herausragende Arbeit aus.
Im Rahmen der elften Hamburger Privattheatertage sind am Abend des 9. Juli 2023 die Monica Bleibtreu-Preise für «die vier sehenswertesten Privattheater-Produktionen Deutschlands aus der Spielzeit 2022/23» vergeben worden. Das Stück «Woyzeck» nach Georg Büchner, an dem die beiden Schauspiel Absolvent:innen, Rino Hosennen und Hannah Im Hof, massgeblich beteiligt sind, wurde zum besten Stück in der Kategorie (moderner) Klassiker gewählt.
Rino Hosennen spielt darin «Woyzeck», der von der Gesellschaft gehetzt, getrieben und gequält wird. Hannah Im Hof spielt «Marie», die aufgrund eines unehelichen Kindes von der Gesellschaft verspottet wird. Das Stück ist Teil des Programms am Theater Lindenhof in Melchingen.
Dimitri Stapfer (ZHdK-Schauspiel Alumni) schlüpft unter der Regie von ZHdK-Cast und Audiovisual Media Dozent Eric Andreae in die Rolle des 20-jährigen Markus. Helen Wills (ZHdK-Schauspielstudentin) besetzt eine weitere wichtige Rolle in der Serie, sie spielt die Schwester von Markus, Eva, die heiser ist und daher nicht am «MusicStar» Casting teilnehmen kann. Stattdessen springt ihr Bruder Markus ein, dessen Auftritt aber komplett misslingt. Daraufhin wird er zum viralen Hit und wird für das Meme «Leider nein, Mäge» bekannt. An seinem 40. Geburtstag erhält Markus die Möglichkeit sein jüngeres «Ich» per SMS zu kontaktieren, er versucht so seine Vergangenheit zu verändern, was eine Kettenreaktion auslöst und sein Leben komplett auf den Kopf stellt.
Besonders an der Serie ist, dass erstmals KI-Technologie bei einer SRF-Produktion massgeblich zur Anwendung kam. Dies vor allem bei der Verjüngung des Protagonisten. Massgeblich daran beteiligt war auch Valentin Huber, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Immersive Arts Space an der ZHdK tätig ist und für das De-Aging des Darstellers, Dimitri Stapfer, in der Serie verantwortlich war.
- Eric, in der Serie geht es zum Zeitreisen und generell spielt das Empfinden von Zeit und Rolle. Was fasziniert dich daran?
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Eric Andreae: Die Faszination an der «Zeit» liegt für mich besonders darin, dass wir sie zwar messen können, aber letztendlich wird ihre Wahrnehmung durch unsere Emotionen geprägt. Zeitreisegeschichten haben mich schon immer begeistert, und ich konnte auch nie den Gedanken loswerden, dass eine Art zeitübergreifende Kommunikation bereits in der Realität stattfindet. Wenn ich z. B. mit jemandem am Telefon spreche, höre ich theoretisch gesehen deren Stimme aus der Vergangenheit. In einer fiktionalen Serie habe ich die Möglichkeit, solche Konzepte weiterzuspinnen und zu sehen, wie sie uns beeinflussen. Eine Kommunikation mit unserer Vergangenheit ist somit ein Spiel mit unseren Emotionen und enthält deswegen unendlich viele Geschichten. Dies macht sie letztlich zu einem idealen Terrain für eine Serie.
- Wie hat KI zur Serie beigetragen resp. die Serie beeinflusst? War es rein ein technisches Hilfsmittel oder auch fester Bestandteil der Story?
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Die KI war ein unterstützendes Tool, um den Hauptdarsteller äusserlich zu verjüngen. Primär dient die KI dazu, Arbeitsprozesse zu vereinfachen, beispielsweise die photorealistische Veränderung eines Gesichts, ohne dass stundenlange manuelle Bearbeitung erforderlich ist. Dadurch wird es Produktionen, die nicht über Hollywood-Budgets verfügen, ermöglicht, aufwändigere Effekte umzusetzen. Natürlich funktionieren die Effekte nur im Zusammenspiel mit präzisem Marke-Up-, Kostüm- und Schauspiel-Handwerk.
KI ermöglicht Produktionen, die nicht über Hollywood-Budgets verfügen, aufwändigere Effekte umzusetzen.
- Wie siehst du die Zusammenarbeit zwischen KI und Film in der Zukunft? Was für Bedenken oder Chance siehst du dabei?
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Im professionellen Filmbereich betrachte ich KI als ein weiteres Werkzeug, das spannende Möglichkeiten eröffnet. Im Hinblick auf das allgemeine Bewegtbild trägt KI natürlich erheblich zur Möglichkeit der Verfälschung bei. Film und audiovisuelle Medien waren jedoch schon immer Meister der Illusion. Es ist wichtig, dass Menschen sich grundsätzlich bewusst sind, dass ein Video täuschen kann und niemals die absolute Wahrheit zeigt, sondern lediglich eine Perspektive vermittelt. Ob diese Illusion durch Kameraeinstellungen, Schnitttechniken oder KI entsteht, macht letztlich keinen entscheidenden Unterschied. Der entscheidende Faktor liegt beim / bei der Betrachter*in. Es ist essenziell, als Zuschauer*in wachsam und aufmerksam zu bleiben und die Dinge zu hinterfragen. Auf der anderen Seite müssen sich die Macher und Macherinnen von Filmen und Videos ihrer Verantwortung bewusst sein. Insbesondere an einer Kunsthochschule wie der ZHdK ist es deswegen von grosser Bedeutung, die Studierenden für diese Themen zu sensibilisieren.
- Helen, du spielst in der Serie «Eva», die kleine Schwester von Markus, der die Hauptrolle spielt. Kannst du einpaar Eindrücke mit uns teilen, wie war es für dich deine erste grosse Produktion zu drehen?
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Helen Wills: Es war sehr aufregend, weil es meine erste richtige Filmrolle überhaupt war und dann direkt eine Hauptrolle in einer SRF-Serie. Die Erfahrungen am Set sind so unterschiedlich zu Theaterschauspiel. Ich habe es geliebt ans Set zu gehen, mit all den tollen Menschen und der Crew. Ich will definitiv in Richtung Film weitergehen. Aber ich habe auch Angst, mich auf Screen zu sehen. Ich habe mich noch nie vor einer Kamera spielen sehen. Ich nehme auf jeden Fall mit, dass eine gute Crew mit der passenden Dynamik essenziell ist. Es hat mir so geholfen, mit Menschen zu spielen, die offen waren und lustig. Das hat mich als Spielerin befreit und gestärkt im Ausprobieren.
Wenn wir einen Weg mit KI zusammen finden, dann entstehen neue Möglichkeiten.
- Wie hat dich dein bisheriges Schauspielstudium an der ZHdK auf diese Aufgabe vorbereitet?
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Ich hatte leider kein Filmmodul, deshalb hatte ich noch nicht so viel Erfahrung. Aber wach und flexibel sein, improvisationsfähig zu bleiben und die Situation immer wieder erneut wahrzunehmen und mein Spiel dementsprechend anzupassen, das habe ich im Studium gelernt. Und mir selbst als Spielerin zu vertrauen.
- «Mindblow» ist ja die erste SRF-Produktion, in der KI-Technologie massgeblich zur Anwendung kam. Ist deine Figur auch in Berührung mit KI gekommen? Wenn ja, was hat das mit dir gemacht? Hat es deinen künstlerischen Prozess beeinflusst?
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Meine Figur ist nicht mit KI bearbeitet, das ist fast ausschliesslich «Markus» gespielt von Dimitri Stapfer. Bei mir wurde nur über Make-up gearbeitet. Also mit Altersmaske (Aufklebeteilchen mit Falten, die die Haut faltiger machen, etc.). Nur schon das war sehr spannend und grossartig zu sehen, wie ich durch den Maskenprozess um viele Jahre älter werden kann. Aber das Resultat von KI auf Dimitri Stapfer ist echt faszinierend. Er wirkt wirklich, wie wenn er 20 Jahre alt wäre, nur durch die Effekte.
- Vor kurzem hatten wir die Tagung ZFICTION.24 bei auf unserer Bühne A zum Thema «Filmschauspiel im digitalen Zeitalter» veranstaltet. Wie blickst du der Zukunft des Berufs «Schauspieler:in» entgegen?
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Es kommen viele Unsicherheiten, was KI und das Ersetzen von Schauspieler:innen angeht auf, jedoch glaube ich, dass wir KI als Chance sehen sollten. Die Welt entwickelt sich schon immer fort und oft dachten wir, dass es das Ende von Kunst, etc. sein könnte. Wenn wir einen Weg mit KI zusammen finden, dann entstehen neue Möglichkeiten. Ich freue mich auf die Zukunft und die neuen Möglichkeiten. Ich glaube auch daran, dass der Bedarf an Kunst nie verloren geht, weil es ein Teil von uns Menschen ist.
Mit drei jungen Schauspieler*innen inszeniert die Regisseurin, Edith Ehrhardt, das sprachstarke und bildkräftige Stück als Untersuchung von gesellschaftlichen Zwängen und Nöten.
Der Monica Beleibtreu Preis wird zu ehren der Schauspielerin, Monica Bleibtreu, vergeben und gliedert sich in drei Kategorien: (Moderner) Klassiker, Komödie und (zeitgenössisches) Drama. Die Auswahl der jeweils vier nominierten Stücke pro Kategorie erfolgte durch eine neunköpfige Jury. Für das beste Stück jeder Kategorie wurde die Expertenjury zusätzlich von prominenten Persönlichkeiten ergänzt.