ZHDK CONNECTING SPACES ZÜRICH HONG KONG
«There is a Politics of Space because Space is Political.» (Henry Lefebvre)
Als Global City ist Hong Kong vergleichbar mit Zürich bezüglich ihrer neo-liberalen Politik und der daraus resultierenden ökonomischen, sozialen, städtebaulichen und kulturpolitischen Strategien. Die Dispositive, unter denen diese beiden Städte umgebaut werden, sind ähnlich. Die Zurichtung zu einer Global City zeigt sich im Stadtbild genauso wie in der sozialen Umstrukturierung der Gesellschaft und den daraus resultierenden Widerständen und Gegenbewegungen. Dieses Spannungsfeld bildet den Ausgangspunkt des Projekts.
Hong Kong wird geprägt von einer global ausgerichteten Investorenarchitektur. Zentrumsnahe Gebiete werden radikal umgebaut. Alte Stadtteile verschwinden und werden durch neue kapitalistisch geprägte Architekturen ersetzt. Dieser Umbau betrifft auch die öffentlichen Räume, die kaum mehr als solche bezeichnet werden können. Es sind Konsumptionsräume für eine kaufkräftige Mittel- und Oberschicht, exklusivierende und sterile Räume, in denen die Vielfalt und Lebendigkeit des chinesischen Alltags kaum mehr zu finden ist. Neben diesen kapitalistisch ausgerichteten Raumproduktionen gibt es immer noch Räume, die man als demokratisch bezeichnen könnte. Hier zeigt sich ein – neues? – demokratisches Bewusstsein, das ähnlich wie in europäischen Städten ein Recht auf Stadt proklamiert.
Das Projekt Politics of Space möchte in der Gegenüberstellung dieser beiden unterschiedlichen Räume vor allem die demokratisch motivierten Raumproduktionen näher fokussieren. Das Wort demokratisch referiert hier u.a. auf Richard Sennett. Er bezeichnet den «idealen» urbanen Raum als offen, heterogen, demokratisch, nicht in einem politischen, sondern einem sozialen, gesellschaftlichen Sinn. Mit Lefebvre könnte demokratisch auch verstanden werden als «permanent struggle for democracy». Kapitalistisch organisierte Räume dagegen schliessen bestimmte gesellschaftliche Klassen oder soziale Gruppen aus, sei es direkt durch Zugangskontrollen, Gesetzgebungen, Überwachung, Sicherheitsdienste, Hausordnungen oder symbolische Exklusion.
Der Begriff Raumproduktion, der hier zur Anwendung kommt, referiert auf die Raumtheorie Lefebvres und die drei Raumaspekte, die an jeder Produktion von Raum beteiligt sind: der sinnlich wahrnehmbare, der mentale und der soziale Aspekt, bzw. der physische, der mentale und der soziale Raum.
Das Projekt (unter)sucht demokratische Räume in Zürich und Hong Kong und fokussiert analog zu den drei Raumaspekten auf folgende Fragen: Wie sind demokratische Räume organisiert, welche materielle Gestalt, Form haben sie? Wie werden sie wahrgenommen? Welche Repräsentationen (Diskurse, Bilder) sind im Spiel? Welche sozialen Gruppen agieren in welcher Art und Weise in diesen Räumen?
Zur Anwendung kommen verschiedene Methoden und Vorgehensweisen: Interviews, teilnehmende Beobachtung, Fotografie, Film, künstlerische Intervention.
Projektteam
Jürgen Krusche, Kulturwissenschaftler, Künstler, ZHdK, Institut für Gegenwartskunst
SONG Yun Long, Filmemacher
Heidy Baggenstos und Andreas Rudolf, Künstler, ZHdK, Master Fine Arts
Partner in Hong Kong
SIU King Chung, Polytechnic University Hong Kong, School of Design
Laufzeit
2013–2016
Website
Connecting spaces