Diversität und Chancengleichheit im Design

    Das Departement Design hat sich in seiner neuen Strategie das Ziel gesetzt, Diversität und Chancengleichheit in Lehre, Forschung und Organisation zu verankern und vorzuleben. Für die Umsetzung im Alltag braucht es dabei die aktive Mitwirkung aller Beteiligten und vor allem eine offene Gesprächskultur.

    Personen an der ZHdK sollen unabhängig von Geschlecht, Alter, Race, Herkunft, Religion, Behinderung oder sexueller Orientierung Anerkennung erhalten und Gleichbehandlung erfahren. Diversität und Chancengleichheit sind wichtige Werte. Design und Gestaltung haben einen grossen Einfluss darauf, wie wir unsere Umgebung wahrnehmen und die Dinge um uns einordnen. In seiner Strategie für 2023 gewichtet das Departement Design daher Diversität und Chancengleichheit als zentrale übergreifende Aufgaben. Departementsleiter Prof. Hansuli Matter lud darum im Dezember zu einer Diskussionsrunde mit der Vertreterin des Departements Design in der Gleichstellungskommission Prof. Katharina Tietze, der Vertrauensperson des Departements Jasmina Courti, den Studierenden Laura Kaufmann, Noe Arnold und Luka Vego sowie Prof. Sophia Prinz als Vertreterin der Lehre ein. Ziel war es, sich offen über die Bedeutung von Diversität und Chancengleichheit im Departement auszutauschen und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten.

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    Wie sprechen wir über Rassismus und wie können wir daran arbeiten, ihn zu überwinden? Diesen Fragen ging Walesca Frank (BA Diplom, Visuelle Kommunikation, 2022) mit unterschiedlichen Formaten nach. Zu sehen sind Plakatbücher mit Auszügen aus Blackstammtisch-Gesprächen.

    «Wir wollen, dass sich etwas bewegt.»

    Prof. Hansuli Matter, Direktor Departement Design

    «Diversität und Chancengleichheit sind ein Themenkomplex, der sich durch alle institutionellen Ebenen ziehen muss, vom täglichen Sprachgebrauch bis hin zum Untersuchungsgegenstand in einem Diplomprojekt.»

    Prof. Katharina Tietze, Leiterin Fachrichtung Trends & Identity

    «Ich sehe Bedarf für Weiterbildungen zum Thema diversitätssensible Lehre und struktureller Rassismus.»

    Jasmina Courti, Assistentin Institut für Designforschung

    Diversität und Chancengleichheit als strategisch wichtiger Themenkomplex

    «Die neue Strategie des Departements ist ein Living Document, das laufend reflektiert und überarbeitet wird. Von dieser Strategie leiten wir immer wieder Action Points ab, beispielsweise diese Diskussionsrunde. Handlungen also, die wir in kürzester Zeit ausführen können. Wir wollen, dass sich etwas bewegt», sagt Matter. «Diversität und Chancengleichheit sind ein Themenkomplex, der sich durch alle institutionellen Ebenen ziehen muss, vom täglichen Sprachgebrauch bis hin zum Untersuchungsgegenstand in einem Diplomprojekt», ergänzt Katharina Tietze, Leiterin der Fachrichtung Trends & Identity. Damit dies im Alltag tatsächlich von allen Anspruchsgruppen gelebt und umgesetzt wird, muss es immer wieder thematisiert werden.

    Welche Rolle übernehmen dabei Leitungspersonen, Studierende und Dozierende? Wo besteht der grösste Handlungsbedarf? Welche Formate der kritischen Auseinandersetzung und Sensibilisierung gibt es? Einen Rahmen für diese Fragestellungen setzt die Gleichstellungskommission, die unter anderem den Austausch zwischen den Departementen fördert. «Die Fachstelle Gleichstellung & Diversity ist eine wichtige Anlauf- und Beratungsstelle. Wir machen immer wieder auf sie und die Möglichkeit, sich an die internen Vertrauenspersonen zu wenden, aufmerksam», sagt Tietze. Diese Vertrauenspersonen können bei diskriminierendem Verhalten von allen Angehörigen der ZHdK konsultiert werden. Jasmina Courti ist Assistentin am Institut für Designforschung und interne Vertrauensperson im Departement Design. Ihr fällt auf, dass es Personen gibt, «die mit den Themen sehr vertraut sind, andere aber gar nicht. Dies kann zu Konflikten führen. Die ZHdK bietet seit 2021 interne Weiterbildungen zum Thema diversitätssensible Lehre und struktureller Rassismus an, und es ist wichtig, dass diese besucht werden, und zwar nicht nur von bereits sensibilisierten Personen.» Die Verantwortung dafür sieht Courti bei der Institution. 

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    Die gläserne Decke ist eine Metapher für die sozialen Barrieren, die Frauen daran hindern, in führende Positionen zu gelangen. Die Publikation «Die gläserne Decke» von Rebbekka Hausmann (BA Diplom, Visuelle Kommunikation, 2022) fasst die Entwicklungen der letzten fünf Jahre zusammen und bietet vertiefte Informationen aus verschiedenen Perspektiven.

    «Die Studierenden möchten Kritik äussern und auch mal etwas infrage stellen dürfen.»

    Laura Kaufmann, Studentin Master Design

    «Wir als Lehrende sind auch Lernende. Es muss einen Haltungswechsel geben.»

    Prof. Sophia Prinz, Professorin für Designtheorie und Designgeschichte

    Studierende wollen gehört werden 

    Für die Studierenden sind der Unterricht und die Unterrichtsthemen grosse Anliegen. «Es geht einerseits um die Frage, welche Menschen beispielsweise in der Designgeschichte oder im Unterricht vorgestellt werden. Und andererseits darum, wie über diese Menschen gesprochen wird. Es sollte eine sensible Sprache verwendet werden und auch Raum für Diskussionen geben. Die Studierenden möchten Kritik äussern und auch mal etwas infrage stellen dürfen», betont Laura Kaufmann, die Trends & Identity im Master Design studiert und Vertreterin der BIPoC-Kommission (BIPoC ist die Abkürzung für Black, Indigenous, People of Color) von VERSO ist. Noe Arnold, die Game Design im Bachelor studiert und ebenfalls Mitglied der Studierendenorganisation VERSO ist, ergänzt: «Bei VERSO sind zwei Themen zentral, die auch mit Chancengleichheit und Diversität zu tun haben. Einerseits die Mehrsprachigkeit, also Studieninhalte auf Deutsch und Englisch anzubieten, andererseits die Möglichkeit des Teilzeitstudierens. Wir müssen uns fragen: Wie exklusiv oder inklusiv sind wir als Institution? Und wer hat die Möglichkeit, bei uns zu studieren?»

    Wie kann nun in der Lehre auf die vielfältigen Ansprüche der Studierenden eingegangen werden? Sophia Prinz ist Professorin für Designtheorie und -geschichte und kennt die Situation im Unterricht, wenn etwa die Diskussion um sensible Sprache entbrennt: «Wir als Lehrende sind auch Lernende. Es muss einen Haltungswechsel geben, man sollte in dieser Position immer offen bleiben für Kritik und fürs Dazulernen. Das bedeutet aber nicht, dass wir die Verantwortung abgeben können: Als Lehrende muss man Regeln für den Umgang miteinander vorgeben – und sie auch vorleben.» Die Auseinandersetzung mit dem Thema Diversität sei produktiv, «sie hilft uns, gegenwärtige soziale und kulturelle Prozesse besser zu verstehen. Dies unterstützt Designschaffende dabei, in ihren eigenen Projekten darauf zu reagieren und damit umzugehen.»

    Diversität als Ressource und als Verantwortung verstehen

    «In unserer Strategie heisst es, dass das Departement Design Diversität nicht als Problem, sondern als Ressource begreife», meint Hansuli Matter. Und Katharina Tietze ergänzt: «Mir ist es wichtig zu betonen, dass wir Diversität auch als Verantwortung sehen. Man braucht beide Sichtweisen, sonst wird man der Sache nicht gerecht.» Dieses Spannungsfeld sei beim Thema Diversität immer gegeben und werde auch bei weiteren Action Points in der Umsetzung der neuen Strategie mitzuberücksichtigen sein. Am Schluss der Diskussion waren sich aber alle Teilnehmenden einig: Diversität und Chancengleichheit sind wichtig und müssen von allen Beteiligten gelebt werden. Dies ist eine Herausforderung, kann aber auch ein kreativer Prozess sein.

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