Hauptnavigation

      • DE
      • EN
    • Merkliste
    • Menü Menü
    Sie befinden sich hier:
    1. Forschung
    2. Forschungsschwerpunkt Kulturanalyse in den Künsten
    Mehr zu: Forschungsschwerpunkt Kulturanalyse in den Künsten

    Doktoratsprojekte

      • Clara Alisch: Transgressive Transformationen: (Queer) Feministische Praktiken und Dialoge in Mutter*schaft, Care-Arbeit und Re/Produktion (AT)

        „The capacity to care is fluid“ (Henrot, 2023: 57), schreibt die französische Künstlerin Camille Henrot – und formuliert damit eine zentrale Annahme meines Dissertationsprojekts: Care ist kein festgelegter, geschlechtlich determinierter Aufgabenbereich, sondern ein fluider, politisch umkämpfter und gesellschaftlich strukturierter Prozess.

        Aus meiner situierten Perspektive als langjährige Gesundheits- und Krankenpflegerin, Bildende Künstlerin, Kunstwissenschaftlerin und Mutter* untersuche ich, wie sich Care-Arbeit und Mutter*schaft jenseits normativer Vorstellungen denken, gestalten und transformieren lassen.

        Das Forschungsprojekt Transgressive Transformationen fragt danach, wie Care-Arbeit als kulturell, ökonomisch und politisch geformte Praxis nicht nur sichtbar gemacht, sondern auch verändert werden kann. Die Analyse struktureller Ungleichheiten – entlang von Gender, Klasse und Race –, die historisch in patriarchale Re/Produktionsverhältnisse eingeschrieben sind und sich in gegenwärtigen Care-Praktiken fortsetzen, bildet den Ausgangspunkt meines Vorhabens. Besonders interessiert mich, wie alternative Modelle diese Ungleichheiten herausfordern können. Dabei geht es nicht nur um Anerkennung und faire Entlohnung, sondern auch um die Frage, wer Care leisten kann, soll oder darf – und unter welchen Bedingungen.

        Der Titel verweist auf eine doppelte Bewegung: die Überschreitung normativer Grenzen (Transgression) und die aktive Umgestaltung gesellschaftlicher Verhältnisse (Transformation). Ausgehend von einem relationalen, dynamischen Verständnis von Mutter*schaft als Denkfigur verknüpft mein Projekt (queer-)feministische Care-Theorien, postkapitalistische Arbeitsmodelle, intersektionale und dekoloniale Perspektiven sowie künstlerische und aktivistische Praxen.

        Ein besonderer Fokus liegt auf der Frage, wie nicht-normative Care-Praktiken – etwa kollektive und widerständige Care-Gemeinschaften, Wahlverwandtschaften oder kollaborative Arbeits- und Commons-Modelle – in Theorie und Praxis fassbar gemacht werden können. Ich untersuche sowohl institutionelle Barrieren als auch emanzipatorische Praxen und frage nach konkreten Handlungsmöglichkeiten: Welche Formen der Care-Organisation können gerechtere Bedingungen schaffen? Wie lassen sich Prekarisierung und (Un)Sichtbarkeit von Care-Arbeit durch künstlerische und soziale Interventionen aufbrechen – auch aus kulturvergleichender Perspektive?

        Trotz bestehender künstlerischer und theoretischer Auseinandersetzungen bleibt die Frage: Warum sind feministische künstlerische Positionen zur Mutter*schaft in ihrer Existenz lange unzugänglich geblieben und in institutionellen Strukturen weiterhin (un)sichtbar? Wie kann ich als Forschende vermeiden, selbst zu dieser (Un)Sichtbarmachung beizutragen? Und wie lässt sich dies vom Standort der Kunst aus thematisieren? Zugleich stellt sich die Frage, warum Care in der Kunst zwar vielfach thematisiert, jedoch selten als strukturell wirksame, institutionell verankerte Praxis anerkannt wird – und wie Artistic Research dazu beitragen kann, die Lücke zwischen Repräsentation und gelebter, politischer Handlungspraxis zu überbrücken. Den methodischen Zugang zu meiner Forschung bilden die von mir entwickelten Collective Care Labs. In diesen partizipativen Formaten arbeite ich gemeinsam mit Akteur*innen aus Pflege, Kunst und Aktivismus an der Erprobung und Reflexion alternativer Care-Formen. Im Zentrum stehen kollektive Wissensprozesse, affektive Resonanzräume und geteilte Erfahrungswelten. Die künstlerischen Versuchsanordnungen dienen dabei nicht nur der Darstellung, sondern ermöglichen konkrete Aushandlungsprozesse – Care wird gemeinschaftlich befragt, erfahrbar gemacht und weitergedacht. Ein wesentlicher Bestandteil meiner Forschung ist meine künstlerische Praxis – verstanden als situierte, affektive und dialogisch orientierte Form der Wissensproduktion. Meine Arbeiten schaffen Räume des Zuhörens, Erinnerns und Sprechens, in denen Care- und Reproduktionsarbeit individuell reflektiert und kollektiv verhandelt werden. So entstehen Resonanzräume, in denen persönliche Erfahrungen mit gesellschaftlichen Narrativen in Beziehung treten. Beispielhaft zeigt sich dies in multimedialen Arbeiten wie Lactoland (2021–2023), in denen sinnliche Elemente wie Geschmack oder Berührung genutzt werden, um Zugänge zu Themen wie Stillen oder Mutter*schaft zu eröffnen. Die Betrachtenden sind eingeladen, sich zu positionieren, Erfahrungen zu teilen und sich mit anderen zu verbinden. Diese Form der Situierung (Haraway 1988) – das Sichtbarmachen subjektiver Standpunkte – ersetzt vermeintliche Objektivität durch Beziehungswissen. Indem ich mich selbst im Werk sichtbar mache, entsteht Offenheit für andere Perspektiven – insbesondere für marginalisierte oder prekarisierte Stimmen. Die künstlerische Praxis wird so zum Ort des Austauschs, der Reflexion und des kollektiven Denkens – und trägt dazu bei, Care als gesellschaftlich verhandelbaren, transformierbaren Raum sichtbar zu machen. Auf diese Weise begreift mein Projekt Care nicht nur als Gegenstand theoretischer Analyse, sondern als erfahrbare, geteilte Praxis – mit dem Ziel, neue Sichtweisen, Verständnisse und Möglichkeitsräume für Care Arbeit zu entwickeln.

        Betreuer:innen:

        Prof. Dr. Andrea Sick (HfK Bremen)
        Prof. Dr. Sigrid Adorf (ZHdK Zürich)

      • Antoine Chessex: Echoing the Unheard: Erkundungen zum kulturanalytischen Zuhören (AT)

        Das Echoing als eine kulturanalytische und klangkünstlerische Praxis steht im Mittelpunkt des vorliegenden Dissertationsprojektes. Dabei handelt es sich um eine Erkundung der klangkünstlerischen Praktiken, die sich als ein kritisches Echo zu modernistischen auditiven Kulturen (Hör- und Klangkonzepte und -praktiken) der sogenannten westlichen Avantgarde entfalten. Mit kulturanalytischen Zugängen wird die Entwicklung der machtkritischen klangkünstlerischen Praktiken in Vergangenheit und Gegenwart nachvollzogen und das Echoing als eine kulturanalytische Praxis theoretisch fundiert.

        Das Echo wird dabei zunächst auf der materiellen Ebene als ein physikalisches Phänomen verstanden, das Momente der Reflexion und der Diffraktion einschliesst (Barad 2003, Goh 2017). Die in einer solchen Diffraktion zusammengeführten physikalischen und symbolischen Momente des Echos fundieren das Echoing, welches hier als eine kulturanalytische und klangkünstlerische Praxis des Zuhörens mit spezifischen Aufmerksamkeiten aufgefasst wird. Das Zuhören richtet sich dabei auf gesellschaftliche und ausserklangliche Aspekte sowie die Fragen, wer gehört wird, wer das Sprechen initiiert und wer aural (un)signifikant ist (Henriques/Rietveld 2018: S. 276). Mit der postkolonialen Theorie wird nicht nur die Frage, wer spricht – oder was oder wer eine künstlerische Stimme erhält –, sondern auch, wer zuhört, relevant (Spivak 1990). Mit dem Echo als eine analyseleitende Metapher zielt das Projekt darauf ab, andere (auditive) Narrative zu entwerfen, die bekannten Bedeutungen durch andere zu ersetzen, zu verschieben und umzuleiten.

        Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen geht das Dissertationsprojekt folgenden Fragen nach:

        • Was bedeutet das modernistische Klangkonzept der westlichen Avantgarde als der „Klang in sich selbst“ (Kim-Cohen 2009: 295) für die soziale Konzeption eines universalistischen Hörsubjekts? Welche klangkünstlerischen Stimmen werden hierdurch unhörbar gemacht?
        • In welchem Verhältnis stehen ausgewählte kritische und postkoloniale klangkünstlerische Praktiken zum modernistischen Klang- und Hörkonzept? Wie entfaltet sich klangkünstlerische Agency (vgl. zu „Sonic Agency“ LaBelle 2018) als eine Form von Echo(ing)?
        • Wie kann Echoing als eine kulturanalytische Methode und Denkfigur für die Analyse von Klangkunstwerken genutzt werden, die dem modernistischen ‚Hörsinn‘ entgehen?

        Um die Praxis des Echoings kulturanalytisch zu explorieren, werden drei klangkunsthistorische Kontexte exemplarisch fokussiert: (1) die Entstehung dominanter modernistischer Positionen und Marginalisierung von anderen klangkünstlerischen Stimmen in der westlichen Avantgarde (ca. 1950er Jahre); (2) die frühe Kritik der modernistischen Hör- und Klangpraktiken in klangkünstlerischen Beiträgen (ca. 1970er Jahre); (3) die Auslotung von Möglichkeiten eines Anders-Zuhörens und der Kritik der modernistischen Hör- und Klangpraktiken (gegenwärtig). Die Analyse richtet sich auf insgesamt sechs klangkünstlerische Beispiele (jeweils zwei pro Moment), die als Audioaufnahmen, Videoaufnahmen, Protokolle von Performances, semistrukturierte Interviews mit Künstler*innen den Korpus der Analyse bilden.

        Die im Fokus der Analyse stehenden klangkünstlerischen Beispiele bilden eine Zeitlichkeit ab, welche die Entstehung der westlichen Avantgarde und ihre (kritische) Entwicklung über das 20. Jahrhundert hinaus nachverfolgen lässt. Diese echoenden Praktiken stehen dabei in einem kritischen Verhältnis zu den Ursprüngen der westlichen Avantgarde und kreieren eine Differenz. Sie verweigern, das Gleiche wo anders zu reproduzieren und bestehen auf einer Notwendigkeit, eine Differenz zu erzeugen (Goh 2017). Dabei wird Echoing als eine Möglichkeit verstanden, kritische Perspektiven in klangkünstlerischen Praktiken zu implementieren.

        Um das Echoing als eine kulturanalytische Praxis zu begründen, werden ausgehend von der Konstruktion modernistischer auditiver Kulturen seine unterschiedlichen echoartigen Gegenstücke analysiert. Anhang der Analyse künstlerischer Praktiken wird das Echoing als kulturanalytisches Zuhören konkretisiert, bei dem spezifisch situierte Stimmen der Künstler*in, das Medium, der Kontext der Produktion, die symbolische (Re-)Interpretation von Geschichte(n) sowie die Positionen des*der Zuhörer*in in einem komplexen Netzwerk von Differenzen, Beziehungen und Verhältnissen produziert werden.

        Betreuung: 
        Prof. Dr. Sigrid Adorf (Zürcher Hochschule der Künste)
        Prof. Dr. Karin Harrasser (Kunstuniversität Linz)

      • Simon Graf: Vergangenheit, Materialität, Landschaft. Eine Gegenwartsgeschichte der Panzersperren seit den 1990er-Jahren in der Schweiz

        Panzersperren wurden in den 1990er-Jahren gemeinsam mit weiteren Festungsbauten für die Raumverteidigungsstrategie der Schweizer Armee obsolet. Insgesamt über 13.000 Objekte wurden mit der Armeereform „Armee 95“ nach dem Ende des Kalten Krieges liquidiert. Die ausgemusterten Bunker und Panzersperren standen im „kurzen 20. Jahrhunderts“ nicht nur für ein militärisches Dispositiv, sondern symbolisierten als Objekte der Schweizer Landschaft auch ein bestimmtes nationales Selbstverständnis der Wehrhaftigkeit und Unabhängigkeit. Die Liquidation wurde von der interdepartementalen Arbeitsgruppe «Natur- und Denkmalschutz bei militärischen Kampf- und Führungsbauten» begleitet, welche die Festungsbauten inventarisierte und nach denkmalpflegerischen und ökologischen Kriterien klassifizierte. Parallel zur Denkmalwerdung der Festungsbauten kam es in der Schweiz zu intensiven geschichtspolitischen Debatten über das Verhältnis „Schweiz – Zweiter Weltkrieg“, was zu einer Neupositionierung des Landes zur eigenen Vergangenheit führte.

        Diese historische Situation schuf eine Deutungsoffenheit gegenüber den obsolet gewordenen Festungsbauten, welche das Dissertationsprojekt als Ausgangspunkt nimmt, um nach der Geschichte und dem Bedeutungswandel der Panzersperren seit ihrer Ausmusterung zu fragen. Während die Bunker schon bald das Interesse der Wissenschaft und Kunst weckten, blieben die Panzersperren als sichtbare aber unprätentiöse Objekte in der Schweizer Landschaft oft unter dem Radar der Neugierde. Trotzdem haben sich unterschiedliche Akteur:innen die Panzersperren alltagspraktisch und teilweise auch finanziell angeeignet, wie bspw. Naturschutzorganisationen, Gemeinden, Festungsvereine, die Denkmalpflege, Landwirte, Künstler:innen oder Nachbar:innen.

        Dem Wandel im Umgang mit den Panzersperren seit ihrer Ausmusterung gehe ich in Bezug auf drei forschungsleitende Perspektiven nach: Geschichte, Landschaft und Materialität. Erstens besitzen die Panzersperren als materielle Überbleibsel potenziell eine historische Bedeutung, die von den Akteur:innen durch ihre Praktiken und Erzählungen angerufen werden kann oder nicht: Dienen die Panzersperren als materielle Gedächtnisspeicher, die bei den Akteur:innen spezifische Erinnerungen hervorrufen? Bringt der Anblick eher assoziativ vom Objekt unabhängige historische oder kulturelle Reminiszenzen hervor? Oder werden die Panzersperren durch die Akteur:innen mit neuen Geschichten überschrieben? Wie überlagern sich in den Erzählungen Vergangenheitsbezüge mit gegenwarts- und zukunftsbezogenen Perspektiven und vice versa? Wenn bspw. eine allfällige Musealisierung der Objekte als Kulturerbe durch gegenwärtige Objektpflege geprägt auf das Bewahren in der Zukunft gerichtet ist.

        Zweitens sind die Panzersperren als Objekte in der Landschaft in Eigentums- und Rechtsverhältnisse eingebunden und werden von unterschiedlichen Akteur:innen genutzt. In ihren Praktiken, wie bspw. der Objektpflege, der ökologischen Aufwertung, der spielerischen Aneignung oder künstlerischen Umdeutung, zeigen sich unterschiedliche Zugänge, die zueinander unbehelligt oder konfliktuös verlaufen können. Wenn Jugendliche Baumhütten bauen, Künstler:innen ein Replikat als Skulptur ausstellen, Festungsvereine sich für den Erhalt einsetzen oder neue Eigentümer:innen ein Abbruchgesuch stellen, werden unterschiedliche Interessen oder soziale Positionen der Akteur:innen sichtbar. Der Bedeutungswandel der sperrigen Relikte seit den 1990er-Jahren wird von denen ausgehandelt, die mit, in und neben den Panzersperren leben.

        Durch ihre spezifische Materialität und räumliche Präsenz haben die Panzersperren drittens auch eine landschaftsprägende und ästhetische Bedeutung. Die ehemaligen militärhistorischen Sperrlinien werden heute zu Verbindungsachsen für Tier und Pflanzen durch das besiedelte und bewirtschaftete Land. Sie eröffnen einen Raum für neue Nutzungen oder schliessen durch ihre Linearität auch Flächen voneinander ab. In ihrer Materialität lassen sie mit Pflanzen, Tieren, Menschen und anderen Bauten bestimmte Beziehungen zu und andere nicht. Und als formal-ästhetische Element regen sie Künstler:innen wie Nachbar:innen an, um die Panzersperren über ästhetische Praktiken neu zu re- und entkontextualisieren. Sei es indem sie von Olivier Mosset als „perfekte Land Art“ bezeichnet oder von Nachbar:innen als Accessoire in die Gartengestaltung einbezogen werden.  

        Als Gegenwartsgeschichte der Panzersperren konzipiert, verbindet das Dissertationsprojekt methodisch zeithistorische mit ethnografischen Zugängen und hat als Teil des künstlerisch-ethnografischen SNF-Forschungsprojektes „Materialisierte Erinnerungen (in) der Landschaft“ eine transdisziplinäre Ausrichtung. Mittels Interviews, Gesprächen und (Video-)Spaziergängen, Beobachtungen und Feldnotizen sowie Archivbesuche und Quellenanalyse fragt es, wie und von wem die Panzersperren angeeignet und umgenutzt wurden, und wie sich der Umgang mit den (jungen) Relikten seit den 1990er-Jahren gewandelt hat? Die letzten dreissig Jahren werden als Übergangsphase mit einer gewissen Deutungsoffenheit verstanden, in der unterschiedliche Akteur:innen mit ihren Praktiken und ihrer Vielstimmigkeit die miteinander verschränkten historischen, gegenwärtigen und zukünftigen Bedeutungen der Panzersperren aushandeln.

        Betreuung:

        Prof. Dr. Damir Skenderovic, Universität Freiburg
        Dr. Sønke Gau, Zürcher Hochschule der Künste

        Anbindung:

        Die Dissertation ist am Departement für Zeitgeschichte an der Universität Freiburg angegliedert. Sie entsteht im Rahmen des Forschungsprojekts Materialisierte Erinnerungen (in) der Landschaft an der Zürcher Hochschule der Künste, das vom Schweizerischen Nationalfonds finanziert wird (2019-2023).

        Kontakt

      • Simon Harder: Transformations and Art Education. Un*Sichtbarkeiten verhandeln (abgeschlossen)

        Wie können Un*Sichtbarkeiten verhandelt werden? Und was hat das mit dominanten gesellschaftlichen Ordnungen zu tun? Solchen Fragen geht das transdisziplinär angelegte Projekt mit aktionsforschenden, soundbasierten, semifiktiven und essayistischen Methoden nach. 

        Das mehrteilige, transdisziplinäre Projekt sucht nach einem machtkritischen Ansatz im Bereich Art Education. Im Kontext der postkolonialen, heteronormativen Schweiz situiert, sucht es Un*Sichtbarkeiten als abstrakte Kategorien, als konkrete Resultate sozio-historischer Prozesse in ihrer Verwobenheit in die (Re)Produktion von gesellschaftlichen Ungleichheitsverhältnissen zu verhandeln. Das Projekt setzt mit dieser Komplexität in mehreren, experimentellen Teilen auseinander. Es ist eine transdisziplinärer Versuch. Er zielt auf die konstruktive Verschränkung von Praxis und Forschung als sich gegenseitig herausfordernde, konstitutive Bereiche des Feldes. Es verknüpft aktionsforschende, kunstbasierte und kulturanalytische Methoden zu transdisziplinären experimentellen Trans*Formationen, die unterschiedliche Schwerpunkte setzen. Das Projekt orientiert sich an einem «Not Yet» (Muñoz 2009), an einer Utopie, die nicht zu erreichen aber anzuvisieren ist, weil es um das Arbeiten an weniger gewaltvollen Zukünften geht.

        Es ist Teil der Forschungsgruppe «Zeichenwerkstatt», die sich dafür interessiert Kulturanalyse als künstlerische Praxis zu denken und zu praktizieren. Dieses Promotionsprojekt wird vom SNF unter dem Titel «Kunstvermittlung als Verhandlungsraum von UnSichtbarkeiten» geführt.

        Disputation am 18.05.2020 (Wien), Publikation in Vorbereitung

        Betreuerinnen
        Prof. Dr. Carmen Mörsch
        Prof. Dr. Sigrid Adorf

        Finanzierung
        Schweizerischer Nationalfonds SNF: März 2015 – Februar 2018 im Rahmen des Projekts Zeichenwerkstatt am ICS

        Promotionsprojekt im Rahmen des Doktoratsprogramms des Institute for Art Education (IAE) in Kooperation mit der Abteilung für Kunst und kommunikative Praxis am Institut für Kunstwissenschaften, Kunstpädagogik und Kunstvermittlung der Universität für Angewandte Kunst Wien («Die Angewandte»).

      • Susanne Hefti: Regressive Architecture Right-wing Populism and Architecture in Switzerland 1960-2020 (abgeschlossen)

        This project is intended to contribute to the study of the ways in which architecture and politics are intertwined, using right-wing populist narrations and networks as a focal point to assess how deeply their politics affect Switzerland’s political, and thus built environment. It revolves around three main narratives that deal with architecture and urban planning, which are often instrumentalized by the political right - the heartland, right-wing ecologies and exclusive spaces. Following this, three hypothesis are developed: (1) that the positions that right-wing actors have taken in architectural and spatial discourse have significantly influenced the understanding of space in Switzerland; (2) that the influence and network of the populist right-wing actors are reaching deep into the Swiss federalist system and have finally affected the spatial order in very concrete terms, promoting (3) highly constructed, dichotomous, seclusive and exclusive spaces that are characterized by inscriptions of conflicting interests regarding Switzerland’s self-image, heritage conservation and individual financial interests. Furthermore, this space itself is attested a certain performativity. The work aims to examine these interrelations and their determinants in two ways: by engaging with a historical source part and at the same time pursuing a spatial diagnosis in the site studies by the means of documentary photography.

        Betreuer:innen

        Prof. Dr. Philip Ursprung (ETH)
        Prof. Dr. Sigrid Adorf

        Kontakt
         

      • Alisa Kronberger: Diffraktionsereignisse der Gegenwart. Neu-materialistische Beugungen feministischer Medienkunst (abgeschlossen)

        Mein Dissertationsprojekt fragt nach zeitgenössischen, feministischen Medienkunstarbeiten vor dem Hintergrund der Themen und Motive der frühen feministischen Videokunst der 1970er-Jahre. Unter einer medien- und kunstwissenschaftlichen Perspektive wendet sich das Projekt einer im wissenschaftlichen und künstlerischen Kontext einstig postulierten Nähe zwischen Videokunst und Feminismus zu (Adorf 2008, Osswald 2003, Rollig 2000) und untersucht deren Aktualität. Angesichts der Ausrichtung an den Differenzen, Fortschreibungen und Unverträglichkeiten zwischen damals und heute, bedient sich meine Arbeit einer diffraktiven Methode (1) für die Analyse exemplarischer Videoarbeiten. Jener diffraktive Ansatz richtet sich darüber hinaus auch an weitere, für die feministische Debatte massgeblich relevanten, persistierenden Dualismen der Moderne, die es Theoretiker:innen und Künstler:innen zufolge zu durchkreuzen und zu durchque(e)ren gilt: privat-öffentlich, Kultur-Natur, Subjekt-Objekt, Affekt-Repräsentation etc. Damit rückt der Neue Materialismus (Braidotti 2003, Haraway 1992, Barad 2010, Bennett 2010) als theoretische und methodologische Rahmung meines Projekts in den Blick, mittels dessen nicht zuletzt die Frage nach dem agentiellen Realismus (Barad 2012) in Bezug zu Video, Körper und Subjektivierungsprozessen versucht wird zu schärfen. Das Forschungsvorhaben stellt damit einen wichtigen Beitrag zur theoretischen wie praktischen Verortung der zeitgenössischen Medienkunst dar, die in ihrer feministischen Ausrichtung den Status quo von Feminismen und eine gegenwärtige Medienkultur reflektieren.

        (1) Diffraktion beschreibt das physikalische Phänomen der Beugung von Wellen an einem Hindernis. Donna Haraway führte den Begriff als Kontrapunkt zum optischen Phänomen der Reflexion in eine kritische Debatte ein, da er, entgegen der Idee des Spiegelns und Gleichseins, auf Differenzen abgestimmt ist (Dies 1992: 299f.). Diffraktion zeichnet sich demnach durch Differenzmuster (Interferenzmuster) aus, die laut Haraway abbilden, wo Effekte von Differenzen erscheinen. Im Anschluss an Haraways Denkfigur schlug Karen Barad ‹Diffraktion› (vgl. Dies. Meeting The Universe Halfway, 2007) erstmalig als Methode des (kritischen) ‹Durcheinander-hindurch-Lesens› vor, um neue Einsichten auf nicht-hierarchische und nicht-lineare Weise zu schaffen. Eine diffraktive Methodologie versteht sich als respektvolle, offene und dialogische Lesart und als relationale Natur der Differenz (vgl. Bath/Meißner/Trinkaus 2013). Demnach geht nicht um ein komparatistisches Lesen zwischen damaliger und zeitgenössischer Videokunst auf ein fixiertes Ziel hin, vielmehr sollen ihre Bezüglichkeiten fassbar gemacht werden.

        Betreuer:innen:
        Prof. Dr. Angela Krewani, Universität Marburg, Deutschland
        Prof. Dr. Sigrid Adorf, Zürcher Hochschule der Künste

        Kontakt

        Zur Publikation

      • Ruth Lang: Artikulationen der Kritik künstlerisch-militanter Praktiken in der Gegenwartskunst des 21. Jahrhunderts (AT)

        Ruth Langs Dissertationsprojekt widmet sich dem Verhältnis Kunst – Wissen – Kritik im Anschluss an die zweite Phase der Institutionskritik. Untersucht werden künstlerisch-militante Praktiken innerhalb des institutionalisierten Feldes der globalisierten Gegenwartskunst ab den 2000er-Jahren. In ihrem Promotionsvorhabens fokussiert Lang auf die Analyse von Mikropraktiken forschend-aktivistischer Kunstpraktiken lateinamerikanischer Provenienz und deren Kontextualisierung innerhalb des europäischen Systems der Gegenwartskunst. Mit dem Ziel, die Frage von Teilhabe an der Produktion von Wissen sowie die Entstehung epistemologischer Rahmenbedingungen zu klären, werden konkrete Praktiken auf affektiv-sinnlicher Ebene sowie in ihrer medialen und institutionellen Bedingtheit untersucht.

        Im Zentrum des Forschungsvorhabens stehen die beiden internationalen Ausstellungs- und Rechercheprojekte Ex Argentina (2003–2006) und Das Potosí-Prinzip / Principio Potosí (2010–2011), initiiert und ko-kuratiert durch die Künstler:innen und Kurator:innen Alice Creischer und Andreas Siekmann. Eine der zentralen Zielsetzungen besteht damit in der Aufarbeitung zweier Fallbeispiele, die im deutschsprachigen Raum erst fragmentarisch und mit Fokus auf deren Teilrealisierungen in Europa besprochen wurden. Vor dem Hintergrund der sog. postkolonialen Wende in der europäischen Gegenwartskunst verlangt eine Erweiterung tradierter Kritikbegriffe nach der Bestimmung neuer Analysekategorien, die eine Befragung des Nexus Macht/Wissen/Kunst im 21. Jahrhundert erlauben. Die Kontextualisierung und der Vergleich ausgewählter Fallstudien soll insofern als Grundlage für eine Neuverhandlung von Kritik dienen. Theoretische Ausgangsposition der Untersuchung bildet Michel Foucaults Konzeption von Kritik als kritische Haltung und die daraus abgeleitete Aufforderung, Kritik als Praxis zu denken. Der explizite Einbezug ausgewählter zeitgenössischer Ansätze post-/dekolonialer Theorien aus Lateinamerika erfolgt deshalb in der Absicht, einen Beitrag zur kritischen Erweiterung europäischer Perspektiven zu leisten.


        Ruth Lang ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Zürcher Hochschule der Künste im Projekt «Mediale Teilhabe. Partizipation zwischen Anspruch und Inanspruchnahme – Teilhabende Kritik als transformierendes und transversales Mit» (2018–2021) und Doktorandin im Fachbereich Kunstgeschichte an der Universität Basel. Seit 2020 ist sie assoziiertes Mitglied der eikones Graduate School.


        Betreuer:innen: 
        Prof. Dr. Markus Klammer
        Prof.in Dr.in Elke Bippus
        Prof.in Dr.in Liliana Gómez


        Finanzierung:
        Schweizerischer Nationalfonds SNF: «Mediale Teilhabe. Partizipation zwischen Anspruch und Inanspruchnahme – Teilhabende Kritik als transformierendes und transversales Mit» (2018–2021)
        Promotionsprojekt an der Universität Basel

        Kontakt

      • Carla Peca: Risse, Einstürze und Zerfall. Narrative Strategien der Kontingenzerzeugung und -bewältigung (1947–1972) (AT)

        Während die architektonische Moderne mit baustatischen Berechnungen und Konstruktionen auf die beschleunigten Bewegungsflüsse der industriellen Lebenswelt antwortete und sich zum Ziel setzte, diese zu kanalisieren und lenken, werden gleichsam durch das kulturelle Imaginäre Szenen der Zerstörung auf die bauliche Umwelt projiziert. Die zahlreichen Beschreibungen von unerklärlichen Rissbildungen und unvorhergesehenen Einstürzen in literarischen und filmischen Narrativen der Nachkriegszeit zeugen von einem Konflikt zwischen den bautechnischen Bestrebungen Kontingenzerfahrungen zu minimieren und der gleichzeitigen Erschaffung neuer Momente der Fehleranfälligkeit sowie dem menschlichen Scheitern sich den Gebrauchsregeln der eigenen Designobjekte und Technologien unterzuordnen. Mit Ingeborg Bachmanns «Ein Ort für Zufälle» und «Malina», Giuseppe de Santis’ Roma Ore 11 und Boris Vian L'écume des jourswerden die fiktionalisierten Städte Berlin, Wien, Rom und Paris als exemplarische Schauplätze einer westeuropäischen Moderne gewählt.

        Die filmischen oder literarischen Riss-, Einsturz- und Zerfallszenen verweisen auf eine weiter gefasste kulturelle, soziale und politische Auseinandersetzung mit Kontingenzerfahrungen und zeigen eine Verunsicherung, die sich im Angesicht der modernen Lebenswelt breit macht. Erst in den fragmentarischen und multiperspektivischen Narrativen im Bereich des Imaginären und der Fiktion findet eine ästhetische Übersetzung dieser Erfahrung statt, die im Close Readinguntersucht werden kann. In den Szenen von Rissbildungen und Einstürzen werden physikalische und soziale Kräfte sichtbar, die auf die baulichen und sozialen Strukturen einwirken und ein zerstörerisches Potenzial aktivieren können. In ihnen wird eine klassisch soziologische Kontroverse behandelt: zwischen Statik und Dynamik, zwischen Berechnung und Unbestimmtheit, zwischen gesellschaftsformenden Strukturen und der Unberechenbarkeit menschlicher Dynamiken.

        Betreuung:
        Prof. Dr. Elke Bippus (Zürcher Hochschule der Künste)
        Prof. Dr. Laurent Stalder (ETH Institute for Technology in Architecture)

      • Pascale Schreibmüller: queer archives of stillborn (m)others - subjectivation in loss

        Is there something inherently queer about pregnancy itself, fragt Maggie Nelson. Das Projekt queer archives of stillborn (m)others fragt spezifischer nach Subjektivierungen von ‹unproduktiver› Schwangerschaft, d.h. Schwangerschaft, die kein lebendiges Kind zur Welt bringt oder Schwangerschaft, die ein sogenannt ‹nicht-lebensfähiges Kind› zur Welt bringt: Welche Subjektkonstitutionen gehen mit der Nicht/Mutterschaft von totgeborenen Kindern und sog. 
        nicht-lebensfähigen einher? Und welche ästhetisch-relationalen Praktiken des (Nicht) Zeigens, (Nicht) Hörens, Erinnerns und Spekulierens wirken dabei mit?

        Das transdisziplinär künstlerische PhD-Projekt widmet sich Archiven, Ästhetiken und Subjektivierungen von stillborn (m)others. Seinen Ausgang nimmt das Projekt von historischem Quellenmaterial aus den 1960er-90er Jahren: Zeugnissen von Hebammen und Ärztinnen, Materialien aus Geburtshilfe, Elternberatung und Frauenbewegung, Gespräche mit Zeitzeug:innen. Der zeitliche Fokus begründet sich im geburtshilflichen Paradigmenwechsel, der Ende der 1980er dazu führte, dass Trauerprozessen nach Totgeburten fortan mehr Bedeutung zuerkannt wurde. In einem grundlegenden Rechercheteil suche ich in Archiven zur Schweizer Frauengeschichte (wie dem Gosteli-Archiv Bern) sowie in ‹inoffiziellen›, d.h. biografisch-verkörperten, queer archives nach Stimmen und Erzählungen zu Vor- und Nachgeschichte(n) dieses Paradigmenwechsels und seiner affektiv-subjektivierenden Dimensionen.

        Das gefundene Material wird in kollaborativen Workshops aktualisierend bearbeitet. Mit kollaborativen Prozessen, künstlerisch–forschenden Herangehensweisen und unter Einbezug meines Erfahrungswissens als langjährig praktizierende Hebamme bildet das Projekt aus Stimmen, Sounds, Texten und Performances «Quellkörper» – sich materialisierende Relationen, die zugleich als Archive wie auch als Figurationen von stillborn (m)others agieren können.

        Betreuerinnen:

        Prof. Dr. Elke Bippus (Zürcher Hochschule der Künste)
        Prof. Dr Angela Koch (Kunstuniversität Linz)
         

      • Noëmie Stähli: Bilderhandlungen: Filmische Relektüren (AT)

        Das Projekt befragt audiovisuelle Verfahrensweisen und Inszenierungspraktiken im Feld der Kulturanalyse in den Künsten und fragt danach, inwiefern künstlerische Reflexionsformen und kulturanalytische Forschungsanliegen Schnittmengen aufweisen. Kern ist daher eine hybride Arbeitsanlage; eine Verschränkung von filmisch-ästhetischer Praxis mit einer schriftlich-theoretischen Reflexion, die zusammen einen Beitrag zu methodischen Fragen in praktischer Bildarbeit leisten sollen.

        Sowohl in der künstlerischen Auseinandersetzung mit Bewegtbild wie auch in den schriftlichen Analysen mit Schwerpunkt auf experimentellen Film- und Videopraxen anhand künstlerischer Fallbeispiele Dritter, richtet sich der Fokus des Projekts auf filmische Relektüren von (vorgefundenen) Bilddokumenten und -materialien. In Anlehnung an essayistisch-archivarische Praktiken im Bewegtbild und an ‹fotografisch-filmische› Inszenierungen interessiert sich das Projekt für eine ästhetische Bildforschung, die ausgehend von exemplarischen Darstellungen und Bildersammlungen eine Reflexion zu Fragen nach kollektiven Bilderinnerungen und kulturell formierten Wahrnehmungsmustern und auf das Wechselverhältnis von konkret zirkulierenden Bildern, internalisierten Bildgenres, sprachlichen Verwendungsweisen und verkörperten Erfahrungen fokussiert.

        Das Promotionsprojekt wurde vormals unter dem Titel «‹Horizonte› – Zur Konstruktion von Sichtbarkeit und Wissen» (AT) geführt.


        Betreuer*innen
        Prof. Dr. Sigrid Adorf
        Prof. Dr. Hanne Loreck
        Prof. Yvonne Wilhelm

        Finanzierung
        Schweizerischer Nationalfonds SNF: Januar 2016 – Dezember 2020 (davon 12 Monate Unterbruch) im Rahmen des Projekts „“ Insert Citation. Kulturelle Übertragungsprozesse künstlerisch_wissenschaftlich analysieren und Zeichenwerkstatt am ICS

        Promotionsprojekt an der Hochschule für bildende Künste Hamburg

        Kontakt

      • Léonie Süess: Okapi connected. Unlearning nature with animals (AT)

        Auch wenn Rückgabeforderungen afrikanischer Länder bereits seit den 1960er Jahren an westliche Museen gestellt werden und in Anlehnung an feministische und postkoloniale Theorien eine Vielzahl repräsentations- und machtkritischer Studien zu Sammlungsbeständen und Ausstellungspraktiken westlicher Museen entstanden sind, bewirken erst die gegenwärtig in breiten Gesellschaftskreisen und auf einer politischen Ebene geführten Debatten eine erhöhte Dringlichkeit zur Aufarbeitung und Erschliessung des kolonialen Kulturerbes in Museen. Währenddem bisher vorwiegend Institutionen mit Sammlungsobjekten aussereuropäischer Kulturen im Fokus der postkolonialen Kritik und antikolonialer Protestaktionen standen, scheint die Forderung nach einer Aufarbeitung rassisierter oder kolonialer Blickregime auf Tiere und «Natur» in Naturmuseen sowie nach mehr Transparenz naturwissenschaftlicher Sammlungsbestände langsam an Aufmerksamkeit zu gewinnen. 
        Vor diesem Hintergrund untersucht das Promotionsvorhaben das Potenzial von Tierexponaten zur Befragung der kolonialen Geprägtheit des in Museen produzierten, archivierten und präsentierten Wissens über «Natur». Mein Forschungsfeld entfaltet sich ausgehend von den globalen Herkunftsgeschichten von Okapi-Präparaten und deren Repräsentation in westlichen Museen. In meinen Archivrecherchen und im Austausch mit Konservator:innen, Tierpfleger:innen, Biolog:innen etc. folge ich einerseits den Prozessen mit welchen Okapis bei der Wissensproduktion und Wissensvermittlung über das «exotische Andere» in westlich geprägten Ausstellungskontexten (Museen, Weltausstellungen, Zoos, Tierschutzreservaten) zu Objekten gemacht wurden und wie sie sich zu dem in Anlehnung an die posthumanistischen Ansätze aus den Human-Animal Studies und dem Feld der Neuen Materialismen an Hand ihrer spezifischen Materialisierungen und ihren Beziehungen zu ihrem Umfeld als Zeug:innen ihrer Zeit befragen lassen. Analog zu schriftlich-theoretischen Reflexionen wird in einer experimentellen kuratorischen Auseinandersetzung nach eigenen Gesten des Zeigens gesucht, welche anstreben, die von den Epistemen der Moderne geprägten Narrative und Darstellungskonventionen von Natur/Tier-Bildwelten zu durchqueren und Momente des Verlernens zu ermöglichen.

        Betreuung:

        Prof. Dr. Sigrid Adorf
        Prof. Dr. Amalia Barboza

      • Jana Thierfelder: Challenging interfaces. The epistemic role of design in evolutionary biologic knowledge production (abgeschlossen)

        The dissertation project starts from the observation that design practices are a decisive tool for the acquisition of knowledge in evolutionary biology. Design is defined here as a processual activity and a specific way of visual thinking; to this end, drafting techniques are employed, such as illustrating, drawing, sketching, note-taking, diagrams, and computer-generated visualizations. This definition allows an emphasis not only on its intuitive, open-ended, and processual perception but also on its use by non-designers, such as biologists, as a customary method. However, the choice of drafting tools during the process of scientific knowledge production impacts the research considerably: hand-written notes on paper admit a different space for action, interpretation and thought, as opposed to its digital alternatives for data production. 

        Trained in visual communication design, in my research I ask how and which cognitive and epistemic aspects of design impact the process of scientific knowledge construction. A case study from evolutionary biology, with a special focus on social behaviours among birds, serves as an example. Besides ethnographic fieldwork, qualitative visual analysis of the material, resulting from the practices in the field help to explore the biologists’ handling of drafting methods, tools, and techniques. To gain insights into the role of design as a tool during research this dissertation aims to examine the implicit information the scientific field notes carry, besides the data, valuable for natural scientific analysis. 

        To investigate the cognitive and epistemic impact of design on evolutionary biological research, theories from social anthropology, science and technology studies (STS) and design theory are combined. While social anthropology helps to address the question of conceptualizing knowledge about phenomena by means of bodily and cultural practices and techniques, STS allows to analyse the social-constructivist, cultural, and technical conditions of scientific work. Theories from design support their formal-aesthetical, visual and media-specific analysis. Consequently, the dissertation project generates insights into the epistemological effects of design practices during research and directly links to current studies in STS-informed design research that suggest an approach between the scientific disciplines and design. 
        Outcomes of the research help to better understand the relationship between conceptualization and visualization, embodied knowledge, and skilled visions in evolutionary biological research, the impact of different data collection methods on the researchers, the data, and the knowledge produced, and the different kinds of representations of nature, constructed by means of design.

        Betreuung
        Prof. Dr. Michaela Schäuble, Universität Bern
        Prof. Dr. Priska Gisler, Hochschule der Künste Bern

        Institution
        Promotionsproekt an der Universität Bern

        Kontakt
         

      • Julia Wolf: Re-Visioning Histories. Zeitgenössische künstlerische Praktiken der Verschiebung von Geschichte(n) am Beispiel von Hiwa K und Petrit Halilaj (abgeschlossen)

        Gegenwartskünstler*innen, deren Fokus die Auseinandersetzung mit Geschichte ist, sind häufig an einer Dekonstruktion von Setzungen über die Vergangenheit interessiert und wirken an der Verschiebung von allgemein angenommenen, vermeintlichen Gewissheiten mit. Die Aufmerksamkeit des Promotionsvorhabens richtet sich auf die Frage, auf welche Weise zeitgenössische künstlerische Arbeiten Geschichte(n) in Erscheinung bringen, sie denken lassen, sie diskutierbar machen und sich damit selbst am Prozess des Schreibens bzw. Machens von Geschichte(n) beteiligen. Die künstlerischen Arbeiten, die zum Gegenstand eines close readings werden, beschäftigen sich mit zeitgeschichtlichen Ereignissen, die in bestimmte Gewalt- bzw. Zerstörungsverhältnisse eingelassen sind, welche mit Kriegen in der jüngeren Zeit in Zusammenhang stehen (Kosovo, Kurdistan/Nordirak). In einer exemplarischen und eng an den Arbeiten geführten, kritischen Lektüre werden insbesondere die ästhetischen Praktiken der Künstler*innen (z.B. chronopolitische Intervention, wieder-holendes Erinnern) im Umgang mit den Themen Zerstörung, Flucht und Exil untersucht und ihre Zugänge beleuchtet, einen «Möglichkeitssinn» von Geschichte(n) zu entwerfen. Im close reading wird betrachtet, an welchen Verschiebungsprozessen und damit Vervielfältigungen von bestehenden Geschichtsnarrativen sich die künstlerischen Arbeiten beteiligen und welchen Beitrag sie damit zum aktuellen Diskursfeld um Geschichte leisten.


        Betreuerinnen
        Prof. Dr. Elke Krasny, Akademie der bildenden Künste Wien
        Prof. Dr. Sigrid Adorf, Zürcher Hochschule der Künste

        Finanzierung
        Schweizerischer Nationalfonds SNF: Oktober 2017 – Juli 2020 (davon 10 Monate Unterbruch) im Rahmen des Projekts „“ Insert Citation. Kulturelle Übertragungsprozesse künstlerisch_wissenschaftlich analysieren und Zeichenwerkstatt am ICS

        Promotionsprojekt an der Akademie der bildenden Künste Wien

        Kontakt

        Zur Publikation