Performativität und Aktivismus
Urbane Interventionen zur Aneignung des öffentlichen Raums am Beispiel Urban Gardening und DIY
In urbanen Gemeinschaftsgärten wird nicht nur Biogemüse angebaut, sondern auch ein neuer Zugang zu solidarischen Lebensformen im öffentlichen Raum gesucht. Die Akteure einer neuen Do-it-yourself-Bewegung bauen aus Europaletten und anderen Zivilisationsüberresten grüne, lebensfreundliche Orte mitten in der Stadt, beleben die Nachbarschaft, essen zusammen und reklamieren den öffentlichen Raum für neue Formen der Nutzung. In den commons-basierten Räumen des Selbermachens entstehen Widerstandsräume und –praxen, die die Ideologie von Wachstum und Leistung produktiv unterlaufen – durch eine Care- und Share-Economy, durch die Öffnung von Design und Schaltplänen, das «Hacken» von Dingen und Räumen, die Schaffung von Allmenden und die Gewährung von Freiräumen für nicht-menschliche StadtbewohnerInnen. Die Welt wird als (veränderbarer) Ort der Fülle begriffen, nicht als Ort der Verschwendung von Ressourcen.
Der Vortrag von Christa Müller ordnet das Phänomen des Urban Gardening zeitdiagnostisch ein und zeigt gesellschaftliche Bezüge und Sinnhorizonte auf.
Dr. Christa Müller ist Soziologin und geschäftsführende Gesellschafterin der Forschungsgesellschaft anstiftung in München. Sie forscht zu urbaner Subsistenz. 2011 gab sie den Band «Urban Gardening. Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt» heraus und co-kuratierte die Ausstellung «Die Produktive Stadt – Designing for Urban Agriculture» (TU Berlin und TU München). Aktuell arbeitet sie zu Do-it-yourself-Kulturen als Netzwerke postindustrieller Produktivität. Dazu erschien 2013 bei transcript «Stadt der Commonisten. Neue urbane Räume des Do it yourself» (mit Andrea Baier und Karin Werner). Ein weiterer Band zu neueren Openness-Kulturen ist in Vorbereitung.
www.anstiftung.de
www.urban-gardening.eu