Nachtmethoden
DIE FUSSNOTE. EINE RANDERSCHEINUNG DES FORSCHENS
Das Fussnotenmachen gehört zu den unscheinbaren Schreibtischpraktiken, denen über die verschiedenen Forschungstraditionen hinweg ein Platz beschieden ist. Obwohl sie zum Kleingedruckten gehören, sind Fussnoten mehr als bibliographische Notwendigkeiten oder literarisches Beiwerk: In ihnen kommen Denkstile und Diskurse, Disziplinierungen und Distinktionsbegehren, stilistische und soziale Verhältnisse zum Vorschein. Manche Seitenpfade und Sackgassen der Forschungsarbeit hinterlassen in den Fussnoten Spuren, die der ihnen übergeordnete Text ausspart. Erlauben Fussnoten also einen Blick in die Abgründe des Forschens? Wie können die epistemologischen, politischen, historischen und ästhetischen Umstände des Fussnotenmachens befragt werden? Woran lässt sich das Eigentümliche und Ereignishafte einer Fussnote festmachen? Was unterscheidet Fussnoten von Zitaten und anderen Verweisen in künstlerischen und wissenschaftlichen Praktiken? Gibt es sie auch ohne Zahl und Text? Und was sind die Tricks of the Trade (Howard Becker), die uns zu umständlicheren, schöneren, eigenwilligeren, verwegeneren Fussnoten verhelfen könnten? Im Kolloquium wollen wir Lektüren über das Fussnotenmachen mit dem Studium von Beispielen aus fremden und eigenen Arbeiten verbinden, um eine Randerscheinung des Forschens zum Gegenstand nachtmethodischer Spekulation zu machen.
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Programm HS 2021
Dienstags, 17h30, Kaskadenfoyer (5.K04)
- 28. September. A. Stevens & J. Williams (2006). The Footnote, in Theory. Critical Inquiry 32(2): 208–225.
- 19. Oktober. Bring a footnote!
- 30. November. A. Grafton (1997). The Death of the Footnote (Report on an Exaggeration). The Wilson Quarterly 21(1): 72–77 & G. Bowersrock (1964). The Art of the Footnote. American Scholar 53(1): 54–62.
- 14. Dezember. Bring a footnote! & J. Boully (2007). The Body. An Essay, Buffalo.
Die Lektüren werden über eine Mailingliste verteilt. Kontakt: kris.decker@zhdk.ch