06. - 10. Januar 2025
Kulturelle und ökologische Revitalisierung von Orten: Eine kulturpolitische und kreativwirtschaftliche Perspektive
Soziale Verantwortung und Kulturstrategie
Die kulturelle und ökologische Belebung von Orten ist ein zentraler Gegenstand der Kulturpolitik und der Kreativwirtschaft. Es ist eine zentrale Herausforderung im Spannungsfeld von Kulturpolitik, Nachhaltigkeit und der Kreativwirtschaft. Unser Besuch in Arles sowie Gespräche mit Akteur:innen aus dem öffentlichen und privaten Kulturbereich haben wichtige Einblicke in die Potenziale und Hindernisse dieser Prozesse eröffnet. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie kulturelle Institutionen und Akteur:innen innovative Ansätze entwickeln können, um Orte nachhaltig und kreativ aufzuwerten, während sie gleichzeitig gesellschaftliche Akzeptanz und Wahrnehmung fördern.
Öffentliche und private Institutionen: Unterschiedliche Rahmenbedingungen
Die Herausforderungen und Spielräume unterscheiden sich dabei erheblich zwischen öffentlichen und privaten Institutionen. Für staatliche Einrichtungen spielen zeitliche und bürokratische Zwänge eine entscheidende Rolle. Fördermittel müssen beantragt, innerhalb eines festgelegten Zeitraums eingesetzt und umfassend nachgewiesen werden. Zudem wird der Erfolg solcher Initiativen häufig anhand quantitativer Indikatoren wie Besucherzahlen gemessen, was langfristige, experimentelle Projekte erschweren kann. Diese strikten Rahmenbedingungen schränken die Flexibilität und Kreativität staatlicher Einrichtungen oft erheblich ein.
Private Institutionen hingegen verfügen über größere finanzielle und operative Freiheiten. Sie können ihre Ressourcen unabhängiger einsetzen und sich stärker auf qualitativ-künstlerische und experimentelle Ansätze konzentrieren. Dies eröffnet Handlungsspielräume für die Produktion einzigartiger Kunstwerke, innovativer Projekte, die Erprobung neuer Infrastrukturen und die risikofreudige Erkundung unkonventioneller Wege. Im Falle der LUMA Foundation wurde dies noch durch ein herausragendes Architektonisches Bauwerk von Frank o`Gehry ergänzt bzw. unterstützt. Arles ist damit zu einem internationalen Magnet für Kunst geworden und die Architektur steht für herausragende Kunst – als ein zusätzlicher strategischer Aspekt.
Aus kulturpolitischer Sicht liegt hier ein erheblicher Mehrwert für die Entwicklung von Orten, der jedoch nur im Zusammenspiel mit öffentlich geförderten Maßnahmen sein volles Potenzial entfalten kann.
Kultur, Ökologie und Interdisziplinarität
Ein zentraler Ansatz zur Revitalisierung von Orten liegt in der interdisziplinären Zusammenarbeit. Künstler:innen, Designer:innen und Ingenieur:innen können gemeinsam innovative, ortsspezifische Projekte entwickeln, die nicht nur die kulturelle Identität eines Standorts stärken, sondern auch ökologische Ziele in den Fokus rücken. Solche Ansätze stehen exemplarisch für den Beitrag der Kreativwirtschaft zur nachhaltigen Transformation von Regionen. Sie kombinieren kulturelles Engagement, künstlerische Kreativität mit ökologischer Verantwortung und gesellschaftlicher Teilhabe.
Einblicke aus Arles
In Arles konnten wir diese Ansätze im Austausch mit führenden Akteur:innen erörtern: Maria Finders (Atelier Luma), Martin Guinard (Kurator) und Mustapha Bouhayati (CEO) von der LUMA Foundation; Françoise Nyssen, Inhaberin des Verlags Actes Sud; Margaux Bonopera und Bice Curiger Kuratorinnen der Fondation Vincent van Gogh; sowie einer Vertreterin des Naturschutzgebiets „Les Marais de Beauchamp en Camargue“, Catherine Balguerie-Raulet, Deputy Mayor of Arles. Diese Institutionen verfolgen jeweils unterschiedliche Strategien, um kulturelle Innovation und ökologische Integration voranzutreiben. Dabei teilen sie das Ziel, die Öffentlichkeit einzubinden und Orte langfristig zu beleben, stoßen jedoch auch auf ähnliche Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf gesellschaftliche Akzeptanz und die Sicherung von Ressourcen.
Fazit: Synergien und kulturpolitische Perspektiven
Die Erfahrungen aus Arles verdeutlichen, wie wichtig Synergien zwischen öffentlichen und privaten Akteuren sind. Kulturpolitische Rahmenbedingungen sollten gezielt Räume für solche Kooperationen schaffen, um langfristige Investitionen und Experimente zu ermöglichen. Die Verbindung von Kultur und Ökologie in der kreativen Praxis ist dabei nicht nur ein Motor für die lokale Entwicklung, sondern auch ein Modell für den Umgang mit globalen gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen. Es siedeln sich, wie man in Arles beobachten kann, weitere Kulturorganisationen und Kunstschulen, wie beispielsweise die National School Superieure De La Photographie, an.