Joanna, kurz gesagt, was ist dein Forschungsschwerpunkt?
Ich bin Sozialwissenschaftlerin mit fundierten Forschungsbeiträgen im Bereich Kunstmanagement und Kunstpolitik. Inhaltlich fokussiere ich mich auf die Dynamiken der künstlerischen Produktion, insbesondere den Stellenwert des materiellen und menschlichen Kapitals. Ich spreche Fragen an wie: Welche Auswirkungen haben Investitionen in Kultureinrichtungen auf Organisationen und Städte? Wie können Kunstschaffende ihre Karriere steuern? Ergänzend dazu forsche ich im Bereich der Kunstpolitik mit einem thematischen Schwerpunkt auf der gesellschaftlichen Verteilung von Kunst.
Worin besteht deine Motivation zu forschen?
Das Forschen erlaubt es mir, meine analytischen Fähigkeiten zu trainieren. Bevor ich mich mit wissenschaftlichen Fragen auseinandersetzte, hatte ich als Schauspielerin und ausgebildete Sängerin gearbeitet. Auch in diesen Rollen genoss ich es, analytisch vorzugehen und etwa Text und Musik zu analysieren. Ich mag es, etwas zu erschaffen und dabei gleichzeitig die «Ownership» über meine Arbeit zu behalten. Als Sozialwissenschaftlerin kann ich meine Ideen mit Leuten diskutieren und teilen, die an denselben Themen interessiert sind. Meine Motivation in den Künsten zu forschen ist mit meinem eigenen künstlerischen Hintergrund und der Freude an der Partizipation von Kunst gekoppelt.
An welchen Projekten arbeitest du zurzeit?
Aktuell beschäftige ich mich mit den Auswirkungen, die Investitionen von Universitäten auf die Künste haben. Zum Beispiel untersuche ich bei diesem Projekt, wie die Institutionen Geld in Kunst investieren und welche Effekte diese Ausgaben haben: auf die Partizipation in den Künsten, aber auch auf die Profile der Studierenden, welche die Universitäten besuchen.
Ein weiteres laufendes Projekt befasst sich mit der Rolle, die Kunstschaffende bei Innovationen im öffentlichen Sektor einnehmen. Im Kern geht es um die Fähigkeiten, welche sie Nicht-Kunstsektoren wie Regierungen anbieten können, um kreative und innovative Problemlösungen zu entwickeln.
Gleichzeitig arbeite ich an einem Buchprojekt mit dem Titel «The American Contemporary Artist: A Statistical Profile». Das Projekt stellt ein Kompendium meiner Forschungstätigkeit über Kunstschaffende dar, bietet einen historischen Überblick über das, was wir über Künstlerkarrieren wissen und stellt alternative Modelle von Künstlerkarrieren im 21. Jahrhundert vor.
Was bedeutet internationale Vernetzung für deine Forschung?
Die Möglichkeit, mich mit Menschen außerhalb der Vereinigten Staaten zu vernetzen, erinnert mich immer daran, dass die Welt so viel größer ist, als ich sie in meiner täglichen Arbeit wahrnehme. Im internationalen Kontext zu arbeiten gibt mir neue Perspektiven, wie ich Problemstellungen, die ich in meiner Forschung zu lösen versuche, formulieren kann. Gleichzeitig werde ich daran erinnert, dass sich höchstwahrscheinlich jemand anderes mit den gleichen Themen auseinandersetzt, an denen ich arbeite – und dass diese Person andere und wertvolle Perspektiven hat, die für mich relevant sind.
Worin siehst du den Schwerpunkt deiner Teilnahme am Fellowship-Programm?
Ich hoffe, dass der Schwerpunkt meiner Partizipation darin besteht, durch Forschung und Lehre eine langfristige Partnerschaft mit der ZHdK aufzubauen. Während meiner Zeit in Zürich möchte ich mich auf den Austausch von Ideen und das Kennenlernen der ZHdK-Community konzentrieren, damit wir unsere Ziele gemeinsam ausrichten und in Zukunft an Projekten zusammenarbeiten können.