Mit Simon Schaupp mit Christine Lötscher
Unsere Gegenwart, in der Technologie und Wissen exponentiell an Bedeutung gewinnen, ist zugleich auch eine Zeit ungebremster Krisen – nicht zuletzt ausgelöst dadurch, dass sich die ungleiche Verteilung von Ressourcen rasant zuspitzt. Interessant wird es, wenn nicht die damit verbundenen Widersprüche als Problem adressiert werden – sondern stattdessen (meist lukrative) Möglichkeiten geliefert werden, die Krisen zu «managen».
Der Begriff "Lösungsorientierung" kann also ein Denken kennzeichnen, das eher an Marktbedürfnissen als an der demokratischen Aushandlung der Interessen von Vielen orientiert ist. Das Versprechen, die Macht der Technologie für das Gemeinwohl nutzen zu wollen, gab Unternehmer:innen in dem Moment Legitimität zurück, in dem klar wurde dass die kapitalistische Wirtschaftsweise eher soziale Probleme verursacht, als sie zu lösen, so die Soziologen Oliver Nachtwey und Timo Seidl. Sie argumentieren, dass dieser Solutionismus den "Geist des digitalen Kapitalismus" kennzeichnet, d.h. die Überzeugungen, die das Handeln heutiger digitalen Eliten (Gründer, Risikokapitalgeber, leitende Ingenieure und Manager usw.) legitimieren, motivieren und ausrichten.
Evgeny Morozov definiert den Solutionismus als eine Ideologie, die "alle komplexen sozialen Situationen entweder als sauber definierte Probleme mit definitiven, berechenbaren Lösungen oder als transparente und selbstverständliche Prozesse umgestaltet, die leicht optimiert werden können – wenn nur die richtigen Algorithmen vorhanden sind". Soziale Probleme erscheinen so nicht mehr als Ergebnis von Macht- oder Vermögensasymmetrien, sondern als Ergebnis von Ineffizienzen und Mängeln: Sei es die Klimakrise, der Hunger oder demotivierte Mitarbeiter:innen, passend zu jedem gesellschaftlichen Nagel existiert ein technologischer Hammer.
Die ZKK-Talkreihe widmet sich 2025 einer multidisziplinären Verknüpfung verschiedener Kritiken des Solutionismus.
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10. April / 18:15
Das Problem der Lösung in der Klimakrise.
Simon Schaupp spricht mit Christine Lötscher über die Beziehung zwischen Problem und Lösung in Bezug auf die ökologische Krise.
Zürcher Hochschule der Künste
Hörsaal 5.T09 / ZHdK, Pfingstweidstrasse 96, 8031 Zürich
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6. Mai / 18:15
Zum Verhältnis von Lösung und Problem in Design Thinking und Nudging.
Tim Seitz ist mit seiner Forschung über den "neuen Geist des Kapitalismus" in sanften Regierungstechniken wie dem Design Thinking und Nudging zu Gast, im Gespräch mit Sophia Prinz.
Universität Zürich
Hörsaal KO2-F-153 / UZH Hauptgebäude, Rämistrasse 71, 8006 Zürich
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20. Mai / 18:15
Die Lösungsversprechen der digitalen Stadt.
Gillian Rose kommt über digitalen Solutionismus, die problematischen Versprechen der digitalen Stadt und ihre Analyse der "City Digital Twins" mit Roland Meyer ins Gespräch.
Cabaret Voltaire
Spiegelgasse 1, 8001 Zürich