Immer, wenn wir nicht zu Hause sind (und das ist ja oft der Fall), sind wir darauf
angewiesen, zu Gast sein zu dürfen. Das bedeutet, sich an einem anderen Ort und unter anderen Menschen so fühlen zu dürfen, als ob man zu Hause wäre, ohne zu Hause zu sein – eben Gastfreundschaft in Anspruch zu nehmen. Das im Neuen Testament für Gastfreundschaft gebräuchliche Wort heisst «Philoxenia» und bedeutet «Liebe zum Fremden». Immanuel Kant wiederum sprach von Hospitalität (Wirtbarkeit) als dem «Recht eines Fremdlings, seiner Ankunft auf dem Boden eines andern wegen, von diesem nicht feindselig behandelt zu werden» (Zum ewigen Frieden). Und Hannah Arendt hat im Anschluss daran als eine der ersten auf die unzähligen «displaced persons», geflüchtete, staatenlose, papierlose Menschen aufmerksam gemacht, die von diesem Recht systemisch ausgeschlossen sind. Gastfreundschaft als kulturelle und soziale, aber auch als religiöse und spirituelle Praxis oder als juristisches Faktum und als denkerische Grundlage, um über unseren Umgang mit dem Fremden nachzudenken, ist der Ausgangs- und Angelpunkt von Positionen und Diskurse in Kultur und Gesellschaft. Gemeinsam mit unseren Gästen (!), Theoretiker:innen und Praktiker:innen aus der Philosophie, der Kulturanthropologie, der Soziologie, der Religionswissenschaften, den Künsten und der Gastronomie wollen wir versuchen, die Gastfreundschaft selbst zu Gast zu haben.
Anmeldung an:
basil.rogger@zhdk.ch