Gastproduktion im Rahmen von Swiss Dance Days
Was nehmen wir wahr, wenn wir mit einem astralen, physischen, singulären oder kollektiven Körper konfrontiert werden, der sich in einem Zustand der Degeneration befindet? Dies bildet die Ausgangsfrage der Produktion «L’œil nu». Darin verbindet die französisch-schweizerische Choreografin Maud Blandel das astrophysikalische Phänomen der Pulsare (tote Sterne, die bei Supernova-Explosionen zurückbleiben) mit der tragischen Erinnerung an das Geräusch des explodierenden Herzens ihres Vaters. Für die künstlerische Verhandlung dieser Phänomene nutzt sie choreografische Prinzipien wie Rotation und Periodizität sowie die Schwerkraft. In «L’œil nu» geht es nicht um die reine Rekonstruktion und Wiedergabe eines autobiografischen Ereignisses, vielmehr erforscht Maud Blandel hier Vergänglichkeit und Zeitlichkeit: die Zeit dehnen, den Zustand der Instabilität erforschen, mit Massstabsveränderungen spielen - all dies sind Strategien, um sich des Begriffs der Tragik zu bemächtigen und ihn so zu unterlaufen.