NO FUTURE IS CANCELLED
VON DER VERHINDERUNG KLIMAZERSTÖRERISCHER INFRASTRUKTUR UND DEM AUFBAU NICHT-HIERARCHISCHER CO2-ARMER RÄUME
OLIVER RESSLER, Künstler und Filmemacher, Wien
Die Veranstaltung findet online per Zoom statt. Für Zugangsdaten bitte Email an die Dozierenden Basil.Rogger@zhdk.ch oder Soenke.Gau@zhdk.ch.
Übermorgen. Reclaiming, decolonizing, creating and curating futures
Zukunft ist ein eigenartiges Ding: Sobald sie in der Gegenwart angekommen ist, ist sie bereits Vergangenheit – denn dann liegt sie ja nicht mehr in der Zukunft. Wir können Zukunft denken, aber nicht greifen, wir können sie imaginieren, aber nicht exakt vorhersagen. Eigentlich ist es seltsam, Zukunft im Singular zu denken. Vielmehr sollten wir von Zukünften sprechen, einem Wort, das der Duden nicht kennt, das aber viel präziser fasst, was wir meinen, wenn wir von Zukunft sprechen: Einen Raum der Spekulation, erfüllt von zahllosen verschiedenen Möglichkeiten, von denen sich lediglich ein paar in irgendeiner Gegenwart realisieren werden.
Zukunft hat nun selbst wieder eine Geschichte, denn Zukunftsvorstellungen sind nicht stabil, sie verändern sich. Es gibt diesseitige und jenseitige Zukunftsvorstellungen, geschlossene und offene, pessimistische und optimistische, kritische und naive, rationalistische und spirituelle, politische und militärische Zukünfte. Und die Definitionsmacht über diesen Möglichkeitsraum der Zukunft ist heiss umkämpft. Nicht nur Religionen wünschen sich, ihn dominieren zu können, sondern auch die Wissenschaften, die Politik und insbesondere die Ökonomie. Gleichzeitig ist die Zukunft ein Feld, das von kolonialistischen Vorstellungen durchdrungen ist, sei dies in einer nationalen Binnenkolonisierung (17. und 18. Jahrhundert), in einer globalen Kolonisierung (18. und 19. Jahrhundert) oder – wie aktuell im Wettstreit zwischen Jeff Bezos und Elon Musk – in der Vorstellung einer Space Colonisation.
Diesen Vorstellungen möchten wir gerne eine andere Praxis, eine Zukunftspraxis entgegensetzen. Die Zukunft ist ein Raum der Aushandlung und Produktion. Sie gehört den Menschen, die sie herstellen, und nicht Unternehmen oder Institutionen. Damit diese Herstellung in eine soziale, kulturelle und ästhetische Praxis überführt werden kann, die selbst zukunftsträchtig ist, muss sie erst dekolonisiert und zurückerobert werden. Und genau mit diesen Fragen, mit den Möglichkeiten und Bedingungen für eine derartige Dekolonisierung und Rückeroberung, beschäftigen wir uns gemeinsam mit unseren Gästen in dieser Ausgabe von «Positionen und Diskurse in Kultur und Gesellschaft».
Termine im FS 2022:
28.2. Thomas Macho
21.3. Belinda Kazeem-Kaminski
28.3. Oliver Ressler
02.5. Hayat Erdogan
09.5. Maximilian Jablonowski
23.5. Julia Ramirez Blanco
30.5. Eva von Redecker