Masterabschlussprojekt von Julie Steen Nielsen (Bühnenbild) und Sarah Oswald (Dramaturgie) nach dem gleichnamigen Film von Anders Thomas Jensen.
Eine kleine Kirche auf dem Land, wo die Welt noch in Ordnung ist. Es gibt nichts Böses und keine schlechten Menschen auf der Welt. Diese Überzeugung verbreitet jedenfalls der Pastor Ivan bei seinen zu resozialisierenden Schützlingen: Der Alkoholiker, Vergewaltiger und Kleptoman Gunnar, der Tankstellenüberfallsexperte Jesus und die schwangere Alkoholikerin und Umweltaktivistin Sarah. Dann ist da noch Ivans Gegenspielerin, die abgeklärte Ärztin Kolberg, für die alles in der Welt wissenschaftlich erklärbar ist. In dieses traute Heim tritt nun Adam, ein Neonazi auf Bewährung, und mischt hier einiges auf.
Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Film von Anders Thomas Jensen. In einem bewegbaren Bühnenraum, den 6 Schauspieler und ein 11-köpfiger Laienchor bespielen, wird das Publikum in die pastellfarbene Welt der Landkirche integriert und somit Teil von Ivans Bekehrungsprogramms. „Adams Äpfel“ thematisiert voll schwarzem Humor grosse Themen wie Theodizee, Glaube, Religionsersatz, Fanatismus und die Verdrehung von Wissen. Wieso gibt es Böses in der Welt? Wie wird aus einer persönlichen Überzeugung ein Fanatismus, der Menschen unter Umständen zu „bösem“ Handeln führen kann? Wo ist die Grenze zwischen Überzeugung und Fanatismus, wo zwischen Glauben, Weltbild und politischer Position?
In dieser parabelartigen, schwarzen Komödie findet ein Clash unterschiedlicher fanatischer Überzeugungen statt. Während der Pastor Ivan dem fanatischen Gottesglauben und dem Glauben an das Gute im Menschen verfällt und somit alle schlimmen Ereignisse in seinem Leben verdrängt, existiert in Dr. Kolbergs Weltbild nur, was wissenschaftlich erklärbar ist. Die schwangere Alkoholikerin Sarah kümmert sich lieber um Umweltschutz, genauer um die Tiger im Orient, als um das möglicherweise behinderte Kind in ihrem Bauch und der Kleinkriminelle Jesus raubt gezielt nur die Tankstellen aus, welche angeblich ihr Öl vom Grundstück seiner Familie gestohlen hätten. Dem Alkoholiker Gunnar ist kaum anzusehen, dass er einmal Tennisprofi war, um diese Leidenschaft zu ersetzen, widmet er sich interessanten Vergewaltigungstechniken mit Tennisschläger und Auberginen und neigt zu kleptomanischen Anfällen. Adam und seine Nazi-Freunde finden ihren Sinn im Fremdenhass und in der Vorliebe für Gewalt gegen alle, die ihnen im Weg stehen. Die Figuren in „Adams Äpfel“ werden primär von ihren Ersatz-Religionen zu ihren Handlungen bewegt, was tragisch, aber meist auch schrill komisch ist.