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    ICST – Musikgespräche

    Gespräch / Diskussion

    20.03.2018, 18:00

    Kompositionsstudio 3.D02

    Peter Ablinger und Winfried Ritsch

    In diesem Musikgespräch treffen die beiden österreichischen Komponisten Peter Ablinger und Winfried Ritsch aufeinander: gemeinsam haben sie das "Automatenklavier" - ein Computer gesteuertes Klavier entwickelt. Die (Vor-)Geschichte des Automatenklaviers wird ebenso Gegenstand des Gesprächs sein wie Peter Ablingers "Phonorealismus": der Versuch, Wirklichkeit unmittelbar klanglich zu erfassen. Am jeweiligen Ort der Aufführung werden dabei neue, instrumentale Klänge elektroakustisch so weit verdichtet, dass eine Rausch-Fläche entsteht, die die Zeit als etwas konzentriert Gegenwärtiges erscheinen lässt.


    Die Quadraturen

    Peter Ablinger versucht bei den Quadraturen am jeweiligen Ort der Aufführung neue, instrumentale Klänge elektroakustisch so weit zu verdichten, dass eine Rausch-Fläche entsteht, die die Zeit als etwas konzentriert Gegenwärtiges erscheinen lässt.

    "Ich muß es leider eingestehen: Am Anfang war der Neid. Der Neid auf die Maler. Bestimmte Methoden der Malerei schienen mir für die musikalische Komposition grundsätzlich unzugänglich zu sein. Besonders Methoden der Wirklichkeitsaneignung und der Mimesis. Die uneinnehmbare Hürde ist und bleibt dabei die photorealistische Malerei, die Wiedergabe einer photographischen Vorlage mit den traditionellen Mitteln von Pinsel, Farbe und Leinwand. Der Photographie entspricht im Bereich des Klanges zwar die Schallaufzeichnung, eine schallrealistische Wiedergabe mittels der traditionellen Orchesterinstrumente ist aufgrund der inneren Struktur der Instrumentalklänge jedoch unerreichbar. Die Instrumente können nur sich selbst wiedergeben.

    Die andere Frage betrifft den Vergleich zwischen Photo und Schallaufzeichnung selbst. Im visuellen Bereich sind wir daran gewöhnt, auch die allergewöhnlichsten Dinge als ästhetisch wahrzunehmen. In jedem Wohn- oder Wartezimmer können Aufnahmen aus dem städtischen Alltag an der Wand hängen. Einen vergleichbaren Umgang mit akustischen Dingen gibt es nicht. Niemand legt sich zu Hause eine CD mit Autolärm auf. Ich denke das liegt zumindest zum Teil daran, daß wir im Bereich des Klingenden noch immer an einem prinzipiellen und tief verwurzelten Unterschied von Musik und klingender Umwelt festhalten und letztere immer noch eher wie Tiere wahrnehmen: ausschließlich in Bezug auf ihre Funktion. Kein Wunder also, daß wir sie nicht "schön" finden." (Peter Ablinger)


    Weiterführende Informationen:

    Website von Peter Ablinger

    Website von Winfried Ritsch
    • Veranstaltungsdetails

      • Eintritt

        Eintritt frei

      • Besetzung / Beteiligte

        Peter Ablinger

        „Ich habe Jazz gespielt und Bilder gemalt. Entschieden hat es sich, als ich gemerkt habe, daß ich alles, was ich in der Kunst gelernt habe, auf die Musik übertragen habe. Das Lernen ging vom Optischen zum Klanglichen, nicht umgekehrt. (…) aber so wie vorher schon die Begriffe, gingen mir dann auch die Bilder aus. Es blieb nur mehr der Klang übrig, oder etwas, das noch irrealer ist als Klang. "Klang" war nicht einfach Musik in ihrem zeitlichen Verlauf für mich, sondern etwas, das sich in einem Moment zeigt.“

        (Peter Ablinger im Interview mit Markus Fein)


        Peter Ablinger (*1959) ist österreichischer Komponist. Nach einem Graphikstudium in Linz studierte er Jazz-Klavier an der Musikhochschule Graz. 1979-82 nahm er privaten Kompositionsunterricht bei Gösta Neuwirth in Graz und bei Roman Haubenstock-Ramati an der Musikhochschule Wien. 

        Seit 1982 lebt Peter Ablinger in Berlin, wo er bis 1990 an der Musikschule Kreuzberg unterrichtete und seitdem als freischaffender Komponist tätig ist. 1988 gründete er das Ensemble Zwischentöne, das er bis 2007 leitete. Das Ensemble bestand von Anfang an aus einer Mischung von Laien und Profis – einer Konstellation, die emblematisch für die Ensemblearbeit und mehr und mehr zu einer Infragestellung falscher Professionalität und Routine wurde. Die Uraufführungen erzählen geradezu von einer parallelen, einer anderen Geschichte der Neuen Musik.

        Seit 1992 war Peter Ablinger an unterschiedlichen Universitäten als Gastprofessor vertreten: unter anderem in den USA an der Manhattan School of Music oder der Colombia University New York City. Gemeinsam mit Bernhard Lang, Klaus Lang, Nader Mashayekhi gründete er den Verlag ZEITVERTRIEB WIEN BERLIN, der über konventionelle Musikverlage hinausreichend, als Antwort auf die veränderten Normen des Werkbegriffs, der Aufführungssituation, der Notation, der Instrumentenbehandlung, des Instrumentenbaus und der Wahrnehmung selbst verstanden werden kann. 2012 wurde er zum Mitglied der Akademie der Künste Berlin ernannt. Im selben Jahr wurde das 'Peter-Ablinger-Archiv' der Akademie der Künste Berlin eröffnet.

        Peter Ablinger schafft musikalische Situationen, in denen die Wahrnehmungsfähigkeit des Hörers oft stark unter- oder überfordert wird, um ihn dazu anzuregen, seine Aufmerksamkeit und Wahrnehmung von Wirklichkeit zu schärfen.


        Winfried Ritsch

        Winfried Ritsch (*1964) ist österreichischer Komponist und Medienkünstler. Er hat an der Technischen Universität in Graz darstellende Kunst und an der Hochschule für Musik ein Studium als Elektrotechnik-Toningenieur absolviert. 1987 gründete er das Klangatelier ALGORYTHMICS, dass sich dem Entwurf und der Realisation von Medienkunstinstallationen, speziell automatisierte Skulpturen, Computermusik und Netzwerkprojekten im und ausserhalb des Internets beschäftigt. 1998-2009 gründete und leitete Winfried Ritsch das NetzKunst-Netzwerk mur.at, dass die Vernetzung von unterschiedlichsten Kunst- und Kulturinitiativen in einem gemeinsamen virtuellen Raum ermöglicht.

        Winfried Ritsch ist seit 2000 außerordentlicher Universitätsprofessor am Institut für Elektronische Musik und Akustik der Universität für Musik und Darstellende Kunst Graz.

        2011 wurde W. Ritsch gemeinsam mit Peter Ablinger mit dem „Automatenklavier“ als Künstler bei der Ars Electronica Museum in Linz ausgewählt.

        Ritsch beschäftigt sich insbesondere mit der Entwicklung von elektronischen Musikgeräten, kybernetischen Modellen zur Steuerung dieser und Experimente zur interaktiven Erzeugung von Computermusik. Seine künstlerischen Experimente reichen von Radiokunst, über Performances und Klangskulpturen.