Kollektives Gedächtnis und Geschlecht Das Beispiel des Kampfes ums Frauenstimmrecht in der Schweiz Andrea Maihofer, Leitung Zentrum Gender Studies, Universität Basel
«Geschichte» erzählt von Herkunft und Identität. Sie prägt das Selbstbild von Individuen ebenso wie das von Gesellschaften und ist daher eine zentrale Legitimationsressource. Aber «Geschichte» ist nicht einfach gegeben, sie lässt sich nicht – wie die Rede von dem Kollektivsingular «Geschichte» suggeriert – als objektive, homogene und lineare Ordnung verstehen. Vielmehr wird «Geschichte» durch Klassifizierungen, Diskurse, Wiederholungen und Auslassungen hergestellt, die gleichzeitig Effekt und Ausdruck von historisch gewachsenen Machtstrukturen sind. «Geschichte» in diesem Sinn lässt sich daher nicht als Faktum verstehen, sondern als eine Narration, welche durch die Auswahl und Anordnung von Informationen, Erinnerungen, Aussagen, Dokumenten oder Artefakten konstruiert wird. Welche Narration erzählt wird, ist damit immer auch abhängig von einem Absender und dessen Absichten. Geschichtliche Ereignisse, Personen oder Symbole sind nicht einfach da und können interpretiert werden, sie müssen immer wieder aufs Neue diskursiv hergestellt werden. Dies impliziert, dass sie auch überschrieben und neu definiert werden können und müssen. Die Vorlesungsreihe «Positionen und Diskurse in Kultur und Gesellschaft» möchten mit Vortragenden aus verschiedenen künstlerischen und wissenschaftlichen Feldern den Konstruktionscharakter von «Geschichte» befragen und untersuchen, welche Möglichkeitsräume für andere Bedeutungen sich durch Neu(an)ordnungen narrativer Elemente bieten.
Positionen und Diskurse Ringvorlesung des Master of Arts in Art Education und Master of Arts in Transdisziplinarität