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    ZHdK Lectures on Global Culture

    13.10.2014, 18:00

    Toni-Areal, Hörsaal 1, Ebene 3, Pfingstweidstr. 96, 8005 Zürich

    David Keller

    Culture and development cooperation: examples of a social transformation agenda for the arts

    David Keller, Leiter International Affairs ZHdK, im Gespräch mit Michael Krohn, Leitung Master of Arts in Design ZHdK. Moderator: Michael Schindhelm, Autor und internationaler Kulturberater.

    Veranstaltung in deutsch.

    In der Geschichte der internationalen Entwicklungszusammenarbeit seit dem zweiten Weltkrieg spielte die Förderung der Kultur, Künste, Kunsterziehung und des Design eine untergeordnete Rolle. Einer der Gründe dürfte der Druck auf staatliche Entwicklungsagenturen gewesen sein, rasche Erfolge zu erzielen und diese skeptischen Parlamenten sichtbar zu machen. Kulturförderung in Ländern des Südens braucht demgegenüber einen langen Atem, aber Ihre Wirkung wäre besonders nachhaltig. Denn Kulturförderung dient nicht bloss der kulturellen Identitätsfindung, sondern bewirkt tiefgreifende soziale Veränderungsprozesse, deren Ziel die Eliminierung von Exklusion sind. Ihre "Werkzeuge" sind unter anderem Empowerment, Partizipation, kritisches Denken und Vernetztheit. David Keller zeigt Beispiele von Kulturförderung aus seiner früheren Tätigkeit bei der AVINA Foundation Latin America. Diese entfalten sich nicht in formellen Kulturinstitutionen, sondern in informellen Räumen, hauptsächlich in städtischen Armutskontexten.

    Für eine zunehmende Bedeutung von Kultur und Entwicklungszusammenarbeit in Ländern des Südens, und damit für die thematische Relevanz von Armutsthemen für eine Hochschule der Künste, sprechen unter anderem drei globale Megatrends:

    1) Die zunehmende Verstädterung: der prognostizierte, enorme Anstieg der weltweiten Stadtbevölkerungen erfordert einen verstärkten Fokus auf Protagonisten in den sogenannten Elendsvierteln der Städte. In den Städten aber sind, pointiert gesagt, nicht Land- und Forstwirtschaft gefragt als Vehikel von Entwicklung, sondern Erziehung und Kulturförderung.

    2) Die Dekonstruktion von Leadership: die globalen Krisen der Finanzwirtschaft deuten auch auf eine Krise des Begriffs von "Leadership" hin, dem bis 2008 von rund 50'000 Business Schools weltweit gehuldigt wurde; Neue "Leaders" sind nicht mehr nur die grossen Führungspersönlichkeiten an der Spitze von pyramidalen Unternehmen, sondern unter verschiedenen Titeln auch soziale "Leaders", die selber Teil der marginalisierten Bevölkerungsgruppen sind. Diese "führen" nicht, sondern folgen pragmatisch einer Pädagogik gemeinsamer Lernprozesse, welche die Protagonisten, Frauen und Männer, darin fördert, ihre Entwicklung selber zu definieren.

    3) Schliesslich der Umsturz des globalen Manufacturing: Die Massenherstellung von Gütern wird in Zukunft ergänzt und teilweise ersetzt durch "customized manufactoring" (und vielleicht sogar "desktop manufacturing"). Customized manufactoring bedeutet, dass Erfinderinnen und Designer die Produktion ihrer eigenen Erfindungen und Designs bei einem Hersteller in der gewünschten Zahl bestellen, womit sie sich riskante Investitionen in Maschinen und Fabriken sparen können. Dies stellt eine enorme Chance dar für Designerinnen und Kreative aller Vermögensschichten und Klassen - Marx' Aufruf zum Klassenkampf zwecks Aneignung der Produktionsmittel durch die Proletarier wird obsolet, weil sich die Produktionsmittel günstig borgen lassen.

    David Keller ist seit 1. September Leiter International Affairs der ZHdK. Er verfügt über weitreichende Erfahrungen in internationalen Arbeitskontexten, insbesondere in der Förderung von Innovationsprozessen, in der Entwicklungszusammenarbeit in Entwicklungs- und Schwellenländern und im Bereich der Kultur- und Kunstförderung in Funktion von sozialen Transformationsprozessen. Er war von 2011 bis 2013 CEO der African Innovation Foundation, Zürich und hat diverse Programme in Afrika betreut. Zuvor war er für die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA verantwortlich für die Partnerschaftsstrategien mit dem Privatsektor. Für die AVINA Foundation in Lateinamerika beschäftigte sich David Keller mit nachhaltiger Entwicklung und der Bedeutung von Kooperation und Leadership im Kontext der lateinamerikanischen Zivilgesellschaft und Unternehmerschaft.

    ZHdK Lectures on Global Culture
    Kulturgüter und -dienstleistungen zirkulieren in nie dagewesener Intensität. Kunstwerke und -praktiken sind nicht mehr nur technisch reproduzierbar, sondern zeichnen sich durch Viralität, Mobilität und Interaktivität aus. Kulturelle Globalisierung wird als Überwindung von Unfreiheit gefeiert und als Bedrohung von Identität gefürchtet. Ist globale Kultur der Vorbote einer allgemeinen Zerstörung oder der Umriss zu einem neuen Paradigma? Die Ringvorlesungen zur globalen Kultur sind eine Vortragsreihe der ZHdK, an der diese Fragen reflektiert und darauf vorläufige Antworten gegeben werden. Kulturschaffende und -forscher vermitteln aus unterschiedlicher Perspektive, beruflicher Erfahrung und theoretischer Betrachtung ihre Interpretation, in welcher Kultur wir heute und morgen leben.

    Weitere Infos und Kontakt:
    Webseite ZHdK Lectures on Global Culture
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        Eintritt frei

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