DIPLOMPROJEKT
ver·sor·gen: jemandem etwas, was er [dringend] braucht, woran es ihm fehlt, geben, zukommen lassen. bzw. für jemandes Unterhalt sorgen; ernähren
oder
administrativ versorgen: in der Schweiz ua. junge Frauen unter dem Vorwand der Fürsorge aus ihren Familien nehmen, sie in Heime stecken & sie Zwangsarbeit verrichten lassen
Zwischen Textil, Stimme und Raum entfaltet sich eine installativ-performative Arbeit über die Geschichte administrativ versorgter junger Frauen in der Schweiz – Frauen, die bis in die 1980er Jahre in Heimen lebten und zur Fabrikarbeit gezwungen wurden.
Das Rattern einer Stickmaschine, schmelzender Wachs, eine Videoprojektion und die Präsenz einer Performerin prägen die Atmosphäre des Raums. Eine erzählerische Stimme eröffnet den historischen Kontext und zeichnet ein Bild struktureller Ausbeutung.
Gestickte Zitate von Zeitzeuginnen – auf weißen, in Wachs gehärteten Stoffen – werden von der Performerin nach und nach ins Sichtbare geholt. Ihre Handlung verankert das Erinnern im Körperlichen: Jede Stimme erhält Raum und Gewicht.
Mit der Zeit wächst die Installation. Am Ende bewegt sich das Publikum durch eine dichte Landschaft aus Geschichte, Material und Erinnerung – gegen das Vergessen.
MITWIRKENDE
Szenografie, Video, Konzept: Julia Urech
Szenografie, Performance, Konzept: Jennifer Bühler
Text, Konzept: Tanja Spielmann
Sound: Elia Huber
Licht, Video: Konstantin Conrad
Stimme: Anouk Barakat
Zitate aus dem Buch: Schweizer Zwangsarbeiterinnen von Yves Demuth
Mentorat: Anna Papst
BIOGRAFIE
Julia Urech (sie/ihr) ist in Bern aufgewachsen und arbeitet heute zwischen Zürich und Bern. Nach ihrer Ausbildung zur Polydesignerin 3D war sie zehn Jahre lang freischaffend im Kulturbereich tätig – stets an den Schnittstellen von Gestaltung, Raum und Gesellschaft. 2025 hat sie sich selbstständig gemacht. Ihr Interesse gilt feministischen Perspektiven, kollektiven Arbeitsformen, handwerklichen Prozessen und politischen Fragestellungen, die sie in ihrer Arbeit miteinander verwebt.