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    XENOLANDSCAPE–FRAGMENTS OF THOUGHT

    Abschlussarbeit | Degree Project

    Master in Transdisziplinarität

    XENOLANDSCAPE,Merlin Pohl,Zürcher Hochschule der Künste

    Allem voran ist XENOLANDSCAPE eine Auseinandersetzung mit dem sich
    Auseinandersetzen. Präziser formuliert ist das vorliegende Werk ein Versuch, die
    Kategorien von Methodologie, Inhalt und (autonomer) Autorschaft ein stückweit zu
    überwinden. Dabei wird der scheinbar primäre Forschungsgegenstand – hier als Diskurs
    um «Landschaft» – oft nur latent oder mittelbar diskutiert. Die Arbeit ist also kein
    Schreiben über die und Zeigen der Xenolandschaft, sondern ein experimentelles
    Praktizieren dieser: Sich zu verlandschaften bedeutet, die distanzierte Position eines
    Ausserhalbes zu verlassen und sich stattdessen mit der Landschaft wahrzunehmen. Das
    Präfix «xeno-» soll hier betonen, dass das Aufgeben einer objektiven Betrachtung von
    aussen oder von oben zu einer Entfremdung der eigenen Position führt, wobei auch das
    wissende Subjekt seinen Status des Wissenden gewissermassen verliert. Wenn ich mich
    als Teil dessen verstehe, was ich darzulegen versuche, verändert das grundlegend die
    Beziehungsweisen zwischen Autorschaft und Werk, zwischen Beschreibendem und
    Beschriebenem. In diesem Sinne ist die Xenolandschaft also kein Theorem, sondern ein
    Modus der Reflexion. Sie formuliert keine Episteme, sondern vielmehr eine Haltung; eine
    Art und Weise, sich auf etwas zu beziehen – oder etwa sich in Beziehung zu setzen (to
    relate to). Dabei werden die Kategorien von Forscher:in, Forschungsgegenstand und
    Forschungsmethoden in Frage gestellt, wenn nicht sogar überwunden oder zumindest
    verwirrt. Kurzgefasst: Der Forscher* findet nicht einen Gegenstand, welchen er dann mit
    seinem bereits mitgebrachten Werkzeugkasten analysiert. Stattdessen findet der
    Gegenstand irgendwie den Forschenden, und dieser findet und verliert sich gleichzeitig
    selber im Gegenstand. Sein bisheriges Werkzeug war ein Fernrohr, ausgelegt auf einen
    distanzierten Blick. Da er plötzlich mitten im Geschehen ist, kann sein Blick kein grosses
    Ganzes mehr erfassen, er kann keinen Sinn mehr ausfindig machen. So muss er nun – im
    Zusammenwirken mit der Landschaft – neue Methoden des Verstehens erarbeiten, oder
    aber seine Genugtuung im Nichtverstehen finden.

    Auch wenn Objektivität als wissenschaftliches Wertprinzip von verschiedenen Seiten
    stark kritisiert wird, war zumindest in meiner kunsthistorischen Ausbildung an der UZH
    das «ich» ein noch immer unwillkommener Gast. Der Diskurs um situiertes Wissen war
    auf theoretischer Ebene zwar vorhanden, doch wurde dieses mehr als akademische
    Floskel gehandhabt, als dass es strukturelle Neuerungen ermöglicht hätte. In
    XENOLANDSCAPE will ich dem entgegenwirken, indem die Situierung (1.) nicht nur
    vorhergeht, sondern gar nie verlassen wird und (2.) keine singuläre, sondern eine plurale
    Positionierung bedeutet. Statt also über etwas nachzudenken, wird dieses etwas zum
    umgekehrten Ausgangspunkt, um über meine Relationen und Zugänge zu ihm
    nachzudenken. In diesem Sinne wird das «ich» nicht nur enthüllt, sondern gar nie
    weggedacht. Das Subjekt löst sich in der Xenolandschaft nicht auf, indem es sich
    verleugnet, sondern indem es sich selbst als eines von vielen versteht. Und selbst dieses
    eine «ich» ist nicht eindeutig: Die Zugänge und Relationen sind vielseitig, heterogen und
    polyphon. Die unterschiedlichen visuellen und semantischen Segmente in
    XENOLANDSCAPE zeigen das auf: Immer wieder werden neue Positionen eingenommen,
    um sich auf unterschiedliche Weise mit der vagen Idee der Xenolandschaft – und durch
    sie hindurch mit sich selber – auseinanderzusetzen.
    Die Situiertheit als unbedingte Prämisse wiederum soll auch ein impliziter Hinweis auf die
    Dekonstruktion einer objektiven Betrachtung der Landschaft sein. Die Landschaft
    wiederum bezeichnet hier einerseits die dargestellte Form einer scheinbaren
    Natürlichkeit, andererseits aber nutze ich sie auf als Signifikant für Konzepte wie
    Bedeutung oder Erkenntnis per se. In diesem Sinn ist XENOLANDSCAPE keine Sammlung
    von Erkenntnissen, sondern vielmehr ein Versuch, die richtigen Fragen zu stellen.

    Details

    • Disziplin

      Transdiziplinarität

    • Projekttyp

      Abschlussarbeit

    • Studienbereich

      Master in Transdisziplinarität

    • Autorinnen, Autoren

      Merlin Pohl

    • Datierung

      20.12.2024