Bereits seit der Entstehung des Schwyzerörgelis war und ist es ganz normal, dass diese Instrumente unterschiedliche klangliche Nuancen aufweisen und keinen einzelnen, typischen Schwyzerörgeliklang besitzen. Einerseits prägen zwar bestimmte, mittlerweile charakteristische Klangmerkmale das Schwyzerörgeli, andererseits existieren aber vereinzelt auch Mischformen sowie Annäherungen an die Klangfarben des Akkordeons.
Darüber hinaus gibt es beim Schwyzerörgeli in einem künstlerisch performativen Kontext bezüglich der Klanggestaltung nur beschränkt erweiterte Spieltechniken, da dieses Instrument auf einer ursprünglich sehr pragmatisch-funktionellen und unterhaltenden, eher einfachen Spielpraxis fusst.
Im Rahmen dieser Arbeit werden nun Möglichkeiten untersucht wie man auf dem Schwyzerörgeli die künstlerische Ausdrucksweise mittels neuen Klängen, welche einerseits nur vom Instrument selber kommen oder durch digitale Signalverarbeitung verändert wurden, erweitern kann.
Im Umfeld der NIME1 Konferenz findet im Bezug auf Akkordeon oder andere Handzuginstrumente viel mehr eine Auseinandersetzung hinsichtlich möglichen Designansätzen zur Steuerung und Eingabe von komplett neuem Soundmaterial statt oder es wird sich damit beschäftigt den natürlichen Klang synthetisch herzustellen ohne dass eine Hybris von natürlichem und synthetischem Klang angestrebt wird. Dennoch gibt es bei NIME einige Exponent:innen anderer Instrumente, die sich der Thematik von Hybrid Instrumenten annehmen.
Zunächst wird aber als analoger Einstieg vom Akkordeon als Vorbild bezüglich Spieltechniken für Klangveränderungen und -formungen ausgegangen und mögliche Adaptionen für das Schwyzerörgeli geprüft und auch eigene Techniken beleuchtet.
Weiter wird mit Hilfe einer DAW nach Möglichkeiten gesucht die Klänge des Schwyzerörgelis so zu modifizieren, dass sich das Schwyzerörgeli im Klang von allfälligen Klischees emanzipieren kann, ohne dabei seine «Klang DNA» ganz zu verlieren oder zu verleugnen. Hierbei werde ich auch auf Erkenntnisse und Ergebnisse aus der NIME Konferenz zurückkommen.
Ziel dieser explorativen Untersuchungen ist es, am Schluss ein «toolkit» an Spieltechniken und Effekten zu haben, die es mir ermöglichen meine künstlerische Ausdrucksweise in einem performativen Live Kontext zu erweitern und bewusster einzusetzen.