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    Mit Chimären drucken

    vom Freilassen der Erwartungen

    Michael Günzburger

    In Druckprozessen wirken eine unüberschaubare Anzahl an Einflüssen auf den Moment der Bildentstehung,

    darunter Menschen, Materialien, Maschinen, Werkzeuge und klimatische Bedingungen.

    Erst die Kontrolle dieser Komponenten ermöglicht die gleichförmige Reproduktion, das Ziel des

    seriellen Druckens.

    Die vorliegende These dokumentiert und analysiert ein anderes Verfahren, den performativen Akt

    an der Druckerpresse. Dabei ist der gezielte Verzicht auf die Kontrolle der Farbübertragung ein

    wesentliches Mittel der künstlerischen Arbeit. Das Unkontrollierbare dieser Einflüsse nenne ich

    Chim.ren. Sie sind die Werkzeuge einer transformativen malerischen und zeichnerischen Arbeit. Die

    entstehenden Ergebnisse sind ausschliesslich Unikate.

    Die Chimäre ist eine alte und vielgestaltige Chiffre. Die Biologie beschreibt sie als Organismus, der

    aus zwei oder mehr Geweben verschiedener genetischer Zusammensetzung besteht. Die antiken

    Autor·innen sahen sie als Mischwesen aus Löwe, Ziege und Schlange. Der Sprachgebrauch meint

    damit ein Trugbild, das sich jeder Definition und Festlegung entzieht. Der Anthropologe Carlo Severi

    sieht sie als Erinnerungstechnik schriftloser Kulturen, als Gedächtnishilfe performativer Prozesse.

    Ich folge diesen unterschiedlichen Definitionen und formuliere daraus vier Fragen, die meine Druckprozesse

    leiten. Welche Teile kommen zusammen? Was hält sie zusammen? Wie lösen sie sich wieder?

    Welche Spuren hinterlassen sie?

    Besonders deutlich wird diese Ausgangslage in meinem erweiterten Verständnis von Materialdruck:

    Verschiedene Materialien werden auf den eingefärbten Druckstock gelegt, mit Papier abgedeckt

    und zwischen die Walzen geführt. Eingefärbt und vom Pressdruck zusammengehalten, werden sie

    zu einer Chimäre, und wenn der Pressdruck gelöst wird, verschwindet diese Chimäre wieder. Übrig

    bleibt nur ihre Spur auf dem Print.

    Den Ort, an dem in der Druckerpresse Träger, Farbe und Druckbild unter dem grösstem Druck in

    Kontakt treten, nenne ich Chim.rensattel. Er wird hier zum ersten Mal in der Fachliteratur beschrieben.

    Er befindet sich zwischen den Walzen und ist uneinsehbar.

    Dieses performative Arbeiten an der Druckerpresse eröffnet einen sozialen, künstlerischen und metaphorischen

    Raum. Es ermöglicht einen kritischen Diskurs zwischen den anwesenden Aktanten,

    den transformativen Praktiken des Abdruckens und den Erinnerungstechniken des Spurenlesens.

    In ihrer Form folgt die Dissertation den Bestiarien: Als Kompendien, die in den antiken und modernen

    Traditionen wirkliche und imaginäre Tiere vereinigen, schaffen sie eine Ordnung über die Kategorien

    hinweg. Hier sind es Erfahrungen aus der Praxis, Materialkunde und den kritischen Diskursen,

    die als Teile des performativen Druckens geordnet und damit der weiteren multidisziplinären Praxis

    und Reflexion zur Verfügung gestellt werden.

    Die Schriftstellerin Julia Weber dokumentiert in Alles das, was nicht da ist, was das mit uns macht

    den performativen Druck mit einem literarischen Text.

    Der Leitfaden Auf dem Chim.rensattel beschreibt die Vorbereitung und die Durchführung des performativen

    Druckens.

    Zehn Arbeitskörper fassen den Output meines induktiven Vorgehens. Ich habe sie nach einem einzigen

    Kriterium ausgewählt: Wieviel chimärisches Potential ist darin zu vermuten, das heisst, wie wirken

    die unkontrollierbaren, zufälligen, ephemeren, nicht reproduzierbaren Mittel und Methoden auf

    die Arbeit? Die strukturierten Prozess- und Werkdokumentationen belegen die Chimärenvermutung.

    Die Sammlung von Recherchen zeigt und schafft Verbindungen zu anderen Disziplinen. Ein kommentiertes

    Referenzverzeichnis mit Ausstellungen, Werken und einem Register der Peers verortet

    die Dissertation im forschenden Umfeld der Künste.

    Die Bildrecherechen sind zu Organismen arrangiert. Strukturiert und zusammengehalten werden

    sie von zeichnerischen Elementen.

    Die Dissertation versteht sich als Forschung in und für die Künste. Sie folgt dem Ansatz von “Sharing”

    und “Challenging” zwischen Peers im eigenen Feld. Es ist das Feld des Druckens, spezifisch des

    Materialdrucks, zu dem hier ein Beitrag geleistet wird.

    Details

    • Doktorierende
      • Michael Günzburger
    • PhD School
      • Künstlerische Forschung
    • PhD Programm
      • Transdisciplinary Artistic
    • Departement
      • Departement Kulturanalysen und Vermittlung
    • Betreuende ZHdK
      • Florian Dombois
    • Partnerinstitution (Graduation)
      • Kunstuniversität Linz
    • Laufzeit

      01.10.2019 –

    • Disziplinen

      Fine Arts

    Output

    • Andere Publikationen

      Agarwal, Ravi / Rangarajan, Mahesh / Aravind, Sakshi / Pietroiusti, Lucia / Dillon, Teresa / Davis, Heather / Sekhsaria, Pankaj / Ranjan, Rahul / Lal, Pranaj / Altaf, Navjot / Chawla, Sonia Mehra / Lopez, Paulina / Soin, Himali Singh & Chao, Sophie / … (2022): Equal Terrains, Equal Selves. Samtal Jammer | Samtal Jameen. In: Agarwal, Ravi (Hg.): A SPACE FOR MULTIPLE CONVERSATIONS AND CONTRIBUTIONS. New Delhi: Online unter: https://www.multispeciesart.org/michael-gunzburger-in-conversation-with-ravi-agarwal/.

    • Ausstellungen, Konzerte, Aufführungen, Filmpräsentationen etc.

      Günzburger, Michael / Surdam, Arden (2024): «Follow to the Crackling Sound». Musée des Beaux-Arts Le Locle, Le Locle, Switzerland. Online unter: https://www.mbal.ch/expo/pr%c2%b3-prison-protest-print/.

    • Ausstellungen, Konzerte, Aufführungen, Filmpräsentationen etc.

      Barcal, Alexandra / Schenker, Christoph / Züst, Mara / Günzburger, Mara / Esch, Piet / Wolfensberger, Thomi / Decker, Kris & Medaric, Almira (2022): «On Observing the Printing. Dokumentation des künstlerisch-technischen Druckprozesses». 07.12.2022–05.03.2023. Graphische Sammlung ETH Zürich, Zürich.

    • Ausstellungen, Konzerte, Aufführungen, Filmpräsentationen etc.

      Fasciati, Luciano (2022): «Max. 5 Grussworte. Das Postkartenbergell». Malojaschlange. 17.04.2022–28.08.2022. Sala Viaggiatori, Castasegna.

    • Ausstellungen, Konzerte, Aufführungen, Filmpräsentationen etc.

      Günzburger, Michael (2022): «Now Let It Unfold». 14.01.2022–06.03.2022. Galerie Haas, Zürich.

    • Vorträge, Referate

      Günzburger, Michael & Hürzeler, Luzia (2022): «Forschungsmittwoch HKB». Wie das Leben in Bilder von Tieren fährt. 28.09.2022–28.09.2022. Kino Rex / HKB, Bern.

    • Andere aktive Teilnahmen (Podiumsteilnahme, Posterpräsentation etc.)

      Günzburger, Michael (2022): «PhD Poster Session». Ars Electronica 2022. 08.09.2022–08.09.2022. Kunstuniversität Linz, Linz.

    • Wissensvermittlung an ein nicht-akademisches Publikum

      Günzburger, Michael & Jasper, Adam (2022): «Now Let It Unfold, [Führung]». Zürich Art Weekend. 06.03.2022–06.03.2022. Galerie Haase Zürich, Zürich.

    • Wissensvermittlung an ein nicht-akademisches Publikum

      Günzburger, Michael, Dombois, Florian (2022): «Now Let It Unfold [Event St. Moritz]». 12.02.2022–12.02.2022. Restaurant Dumplings in Altitude, St. Moritz.