Dieses Promotionsprojekt stellt das künstlerische und ästhetische Handeln als Fürsorge in den Mittelpunkt. Ausgangspunkt sind dabei einerseits gegenwärtige künstlerische Praktiken, die explizit – im Namen aktivistischer, „sozialer“ oder „engagierter“ Kunst –, aber auch implizit gesellschaftliche Zusammenhänge gestalten wollen. Andererseits gewinnen heute künstlerisch-ästhetische Ansätze sowohl bei formellen als auch informellen Fürsorgetätigkeiten immer mehr an Bedeutung. Was ist ästhetisch (für)sorgendes Handeln? Wie kann eine systematisch tragfähige und philosophisch fundierte Theorie ästhetischen Sorgehandelns entwickelt werden? Und kann diese kritisch reflektiert und situiert werden, um ein zeitdiagnostisches Potenzial zu entfalten? Die pragmatistische Ästhetik John Deweys betont die Sozialität allen Handelns, die sich durch die ontologische Relationalität und Interdependenz, Offenheit und Partikularität, Prozesshaftigkeit und Verkörperung von (ästhetischen und künstlerischen) Handlungen äußert. Aktuelle Positionen zum künstlerischen und ästhetischen Handeln schließen zwar an diese Aspekte an (Joas; Noë; Deines), lassen jedoch eine kritische Situierung im Sinne einer kulturwissenschaftlich fundierten Ästhetik vermissen. Dies leisten Positionen der Care Aesthetics, die an der Schnittfläche von Ästhetik und Care-Theorie operieren (Saito; Thompson; Millner), aber die handlungstheoretische Seite des ästhetischen Sorgens vernachlässigen. Ein ästhetisch handelndes, „mehr-als-menschliches Netz der Sorge“ (Puig de la Bellacasa) könnte eine Antwort auf die Gegenwart sein, die von ebenso omnipräsenten wie irreversiblen Handlungen und Handlungs(un)möglichkeiten geprägt ist.