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    1. Nachhaltigkeit
    Mehr zu: Nachhaltigkeit

    Warum reparieren, wie reparieren und wer repariert?

      Ereignispunkt «Generation Reparatur?» am 20.4.2023
      Eine gemeinsame Veranstaltung von re-source | Sustainability in the Arts und dem Museum für Gestaltung im Rahmen der Ausstellung «Repair Revolution!».

      Text: Michael Krohn
      Bilder: re-source | Sustainability in the Arts

      Als Ausbildungsinstitution fragen wir uns, welche Verantwortung Designer:innen in einer üppigen Konsumkultur haben, welche gestalterischen Freiräume sich in einer Reparaturgesellschaft entwickeln könnten und wie und ob angehende Designer:in für diese Herausforderungen ausgebildet werden?

      Können wir es uns in einer «Wegwerfkultur» leisten, uns an Warenströmen zu bedienen, deren Herkunft und Umstände der Produktion wir kaum kennen oder verstehen? Heute werden Dinge rasch entsorgt statt repariert - dies aufgrund der fehlenden Wertschätzung (zu) günstiger Preise, aber auch, wegen des fehlenden Reparaturwissens und -könnens. Nicht selten aber einfach auch, weil die ästhetische Lebensdauer kürzer ist als die funktionale. Gigantischen Textilmüllhalden im globalen Süden sind sichtbares Zeichen dafür, dass man Kleider nicht mehr «flickt» sondern lieber wegwirft. Dies ist weder kulturell, ökonomisch noch ökologisch nachhaltig.

      • Generation Reparatur?_Bild©re-source_2023 Generation Reparatur?_Bild©re-source_2023
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      Ersetzen, Ergänzen, Erweitern
      Im Rahmen der Abendveranstaltung «Generation Repartur?» luden wir dazu ein, sich mit dem Phänomen des Reparierens als kulturelle Praxis auseinander zu setzen. Mit einem einfachen Experiment - unsere Gäste sollten einen niederkomplexen Gegenstand mit einfachen Mitteln reparieren - wurden Fragen über das rein Handwerkliche hinaus aufgeworfen: Soll ein Gegenstand so repariert werden, dass er nicht mehr kaputt aussieht? Oder soll man die Reparatur erkennen können, soll  die Reparatur den Gegenstand zu einem neuen oder gar anderen Objekt machen?

      «Ersetzen, Ergänzen oder Erweitern» waren hier die Schlagworte. Rasch wurde erkannt, dass das Reparieren von Gegenständen einen grossen praktischen und kulturellen Wert hat. Die Dinge erhalten nicht nur eine längere Lebensdauer, sie bekommen auch ein anderes Aussehen und damit eine persönliche Note. Es zeigt uns, dass wir, selbst mit beschränkten Mitteln und handwerklichen Fähigkeiten, etwas nicht einfach wegwerfen müssen, sondern dass wir es «wiederherstellen» können. Diese individuelle Aneignung führt zu einer neuen Wertschätzung für Dinge: «I care and repair!»

      • Generation Reparatur?_Bild©re-source_2023 Generation Reparatur?_Bild©re-source_2023
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      Ansichtssache
      Spannend im Zusammenhang mit dem Reparatur-Diskus ist die Begriffsdefinition von «kaputt»? Ist ein Gegenstand kaputt, wenn er nicht mehr funktioniert, wenn er nicht mehr perfekt aussieht oder wenn er seinen Zweck nicht mehr erfüllt? Durch die Auseinandersetzung mit dieser Begriffsdefinition wird rasch die ästhetische Dominanz des Perfekten und Unverbrauchten hinterfragt. Denn ist es nicht die Patina, die Gebrauchspuren und das «Flicken», welche Gegenstände zu den eigenen machen? Reparieren kann somit eine Möglichkeit sein, unsere Fähigkeiten, unsere Erinnerung und unser Wissen zu erweitern, indem wir lernen, wie Dinge funktionieren und mit welchen Strategien man sie reparieren könnte.

      Auf der praktischen Ebene kann reparieren ganz einfach Geld sparen. Und: Reparieren trägt zu einer sauberen Umwelt bei, indem wir weniger Abfall produzieren und Ressourcen sparen. Das Reparieren kann zudem auch eine Möglichkeit sein, lokale Gemeinschaften zu stärken (z. B. in «Repair Cafés»), indem wir uns gegenseitig helfen, Dinge zu reparieren und unser Wissen, unsere Werkzeuge und unsere Fähigkeiten teilen. Eine Teilnehmerin meinte am Ende der Veranstaltung, dass sie nun reparieren auf eine ganz neue Weise schätzen gelernt habe: Ihr eigener kreativer Umgang mit einem «Problem», dessen Lösung ihre Fantasie anregt.

      • Generation Reparatur?_Bild©re-source_2023 Generation Reparatur?_Bild©re-source_2023

      Zukunftsvisionen
      Dass das Reparieren als Kultur im Umgang mit Gegenständen (noch) nicht Teil einer Designausbildung ist, ist schade. In einer wünschenswerten zukünftigen zirkulären Ökonomie werden Gegenstände entworfen, die zum einfachen Reparieren ausgelegt und gestaltet sind. Sie stellen damit den Wert des Reparierens, sowohl kulturell als auch praktisch, in einen neuen Kontext. Die beiden Studierenden Smilla Diener und Géraldine Waespi und die Dozierenden Susanne Marti und Robert Wettstein der Fachrichtung Industrial Design zeigten diese Auseinandersetzung in der Ausbildung anhand des eindrücklichen filmischen Essays «Design der Dinge». Sie erläuterten die aktuelle Sicht der Disziplin und der Ausbildung auf das Reparieren. Das Mitdenken des Reparierens ist eine Methode: Vom Entwurf eines Gegenstandes bis zu dessen Entsorgung. Es ist aber auch eine ökonomische, kulturelle und ökologische Chance: reparieren fördert die Wertschätzung für Dinge, spart Geld und Ressourcen, stärkt Gemeinschaften, schafft Arbeitsplätze und führt zu kreativen und handwerklichen Fähigkeiten.

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