Werden nachhaltige Ideen eher «Bottom-up» oder «Top-down» angeregt?
Top-down-Nachhaltigkeit umfasst Veränderungen auf Systemebene, die durch politische und betriebliche Weisungen vorangetrieben werden. Diese Ansätze können weitreichende Veränderungen herbeiführen, wenn sie effektiv angewendet werden. Ein Beispiel dafür ist die Wasserqualität der Schweizer Gewässer, die sich seit den 1970er Jahren durch neue staatliche Infrastruktur, Gesetze und Verbote deutlich verbessert hat. Aus der Verbesserung der Wasserqualität resultierten für die betroffenen Gebiete neue Einnahmequellen, welche einen erheblichen, nachhaltigen Mehrwert mit sich bringen.
Wie tiefgreifend solche Veränderungen sein könnten, zeigt die folgende Top-down-Hypothese zur Nachhaltigkeit: Stellen wir uns vor, dass die USA und China gemeinsam erklären, dass jegliche nicht-erneuerbare Energieerzeugung innerhalb ihrer Grenzen ab sofort verboten ist. Die daraus resultierende positive Veränderung der weltweiten CO2-Emissionen wäre riesig. Die Unwahrscheinlichkeit dieses Szenarios verdeutlicht jedoch den Hauptnachteil des Top-down-Ansatzes: Die Vorlaufzeit für die Umsetzung derartiger Bemühungen ist lange und die politischen Hindernisse sind gross. Oft sind an umfassenden Nachhaltigkeitsprojekten viele Akteur:innen mit sich konkurrierenden Interessen beteiligt - die Findung eines Konsenses ist eine schwierige und teilweise unüberwindbare Herausforderung.
Während Top-down-Ansätze Verhaltensänderungen durch politische Entscheidungen erzwingen, versuchen Bottom-up-Ansätze im Gegensatz dazu die Politik durch Verhaltensänderung zu beeinflussen. Der Reiz von Bottom-up-Ansätzen besteht darin, dass individuelle Massnahmen eine enorme Wirkung haben können, wenn sie von einer grossen Anzahl Menschen wahrgenommen werden. Eine individuelle Verhaltensänderung - z. B. mit dem Velo zur Arbeit zu fahren - hat vielleicht im Einzelnen nur eine begrenzte Wirkung, kumuliert aber ein riesiges Potenzial. Der Schlüssel zur effektiven Aktivierung des Potenzials eines Bottom-up-Ansatzes liegt in der Vermittlung sowohl der Ziele von Verhaltensänderungen als auch der besten Strategien zur Umsetzung dieser Änderungen, um eine maximale Wirkung zu erzielen. Und: Eine möglichst niedrige Einstiegshürde zur persönlichen Umsetzung von Massnahmen macht es einfacher, eine grosse Anzahl Menschen dafür zu motivieren.