Bist du sichtbar? Repräsentation für Kunst und Klima
Die Repräsentation von gesellschaftlichen Minoritäten in Film, TV und Medien ist als Thema auch in der Schweizer Kulturlandschaft angekommen. Dabei geht es darum, welche Rollen von wem gespielt werden, wer wie dargestellt wird und ob alle Menschen, auch die gesellschaftlichen Minoritäten, vorurteilsfrei und in der Zahl ausreichend dargestellt werden.
Tatsächlich sind z.B. Queers, Schwarze, indigene Völker oder Menschen mit Behinderung stark unterrepräsentiert; so gibt es z.B. vor allem weisse Prinzessinnen und Superhelden in Kinder- und Actionfilmen, dafür aber so einige Queere Bösewichte. Dies führt bei Betrachter:innen zu unbewussten kognitiven Verzerrungen, Stereotypen und Vorurteilen, die in der Realität mit dramatischen Folgen für die Betroffenen reproduziert werden.
In den letzten Jahren wurde dieses Thema und die Empörung über diese Unterrepräsentation immer lauter, weshalb sich in der Kulturlandschaft vielerorts etwas tut. Trotzdem gibt es immer wieder Kontroversen. So schlug es z.B. breite Wellen, als das Berner Opernhaus einen weissen, mexikanischen Sänger für die Rolle des Othello in Verdis Version des Dramas “The Moor of Venice” von Shakespeare castete. Eine der vielen Reaktionen auf diese Debatte war das Theaterstück “Go Go Othello” der Berner Künstlerin Ntando Cele, das der Frage um die Rolle der Schwarzen Frau in der Europäischen Bühnenszene nachging.
Auch in Bezug auf die Klimakrise und den Nachhaltigkeitskontext hat die Repräsentation von gesellschaftlichen Minoritäten aus verschiedenen Gründen grosse Relevanz. In der Nachhaltigkeitsentwicklung sind in Leadership Rollen gesellschaftliche Minoritäten, davon besonders BIPoC (Black, Indigenous, and People of Color), unterrepräsentiert. Dies mit zum Teil drastischen Folgen: Indigene und örtliche Gemeinschaften bewirtschaften z. B. weltweit zwar fast einen Viertel allen Landes und kümmern sich damit um unglaubliche 80% der Artenvielfalt auf der Erde - in den wichtigsten Umweltgremien sind sie jedoch kaum bis gar nicht vertreten. Laut einer Studie der Heinrich Böll Stiftung sind sie in der UNO Klimakonvention UNFCCC z. B. völlig unterrepräsentiert, wodurch entscheidende Expertise nicht berücksichtigt wird. Leider gibt es unzählige weitere Beispiele solcher institutioneller Unterrepräsentierung.
Immer wieder treffen diese beiden Felder (Institutionelle Repräsentation und Repräsentation in Film/TV/Medien) auch zusammen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Berichterstattung über eine Pressekonferenz junger Klimaaktivist:innen am WEF 2020 in Davos. Das Gruppenfoto, welches den Bericht der Associated Press illustrierte, zeigte nur 4 der 5 Jugendlichen, die Schwarze Aktivistin Vanessa Nakate wurde herausgeschnitten. Daraus entstand eine weltweite Debatte.
Was meinst du dazu? Bist du sichtbar? Wer ist es deiner Meinung nach nicht? Und: Was tut deine Kunstdisziplin dagegen? Kommentiere hier!