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      Das ZHdK Reinigungspersonal ist überwiegend weiblich. Dass Care-Arbeit meist von Frauen gemacht wird, ist klimarelevant.

      Die Betreuungs-, Pflege- und Hausarbeit für Kinder und Erwachsene, kurz Care-Arbeit genannt, ist ein gutes Beispiel für den ungleichen Status der Geschlechter. Tätigkeiten, welche mehrheitlich mit dem weiblichen Geschlecht assoziiert werden, erhalten noch heute häufig eine niedrigere Wertschätzung als andere Berufsfelder. Das bedeutet auch, dass für mehrheitlich weiblich konnotierte Berufe (z. B. Haushälter:in oder Krankenpfleger:in) weniger gezahlt wird und es als selbstverständlich erachtet wird, dass ein grosser Teil an Care-Arbeit unentgeltlich geleistet wird.

      Doch die Genderfrage spielt nicht nur bei der sozialen Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle, sondern auch in Bezug auf die Klimakrise: Das deutsche Umweltbundesamt hat sich z. B. 2020 der Frage nach dem Genderaspekt in der Klimapolitik angenommen und eine interessante Studie dazu herausgebracht. Anhand konkreter Beispiele wird dabei aufgezeigt, in welchen Bereichen des Alltags der Genderaspekt eine Auswirkung auf das Klima hat. Eine schwedische Forschungsgruppe hat dabei herausgefunden, dass Männer eher bereit sind, Hausarbeit zu übernehmen, wenn auch zeitsparende, dafür klimaschädlichere Methoden (z. B. Tumblern) angewenden werden dürfen. Wenn jedoch zwingend (z. B. gesetzliche Vorschrift) klimafreundlichere, dafür aufwändigere Varianten (z. B. Wäsche zum Trocknen aufhängen) angewendet werden müssen, fällt die Hausarbeit meist auf Frauen zurück.

      Andere Forschungsergebnisse aus Schweden befassen sich mit dem soziologischen Begriff “White Male Effect”. Dieser beschreibt die auffällig geringe Risikoeinschätzung dieser sozio-ökonomischen Gruppe gegenüber diversen Situationen (z. B. Klimakrise, Covid-19-Pandemie) und die damit einhergehende Beratungs- und Besserungsresistenz. Durch den White Male Effect werden wichtige Reformen für eine nachhaltige Zukunft verhindert. Die zitierte Schwedische Studie zeigt zudem auf, dass dieses Phänomen in einer (geschlechter-) gerechten Gesellschaft in geringerem Umfang auftritt. Es gibt viele Hinweise darauf, dass ein direkter Bezug zwischen CO2-Emissionen, Klimaschutz und Gendergerechtigkeit besteht. Gemeinschaften, die dem Genderbewusstsein mehr Wert beimessen, erzielen die höchste Punktzahl bei der Bewertung ihrer Klimapolitik (und umgekehrt).

      Es lohnt sich also, die Schnittstelle zwischen Gendergerechtigkeit (Gerechtigkeit im Allgemeinen) und Klimapolitik genauer unter die Lupe zu nehmen. Denn: Aus den ausgearbeiteten Ansätzen können Strategien erarbeitet werden, die helfen, den Widerstand gegen nötige Veränderungen oder die Negierung der menschgemachten Ursachen des Klimawandels zu verringern.

      Und wir sollten darauf hinarbeiten, dass Tätigkeiten wie die Pflege und die Fürsorge einen höheren Status und mehr Wertschätzung erhalten. Diese Berufe haben viel mit Achtsamkeit und Rücksichtnahme auf die Umwelt und die Mitmenschen zu tun. In Anbetracht der Dringlichkeit des Klimaproblems sollten diese Werte höchste Priorität haben.

      • Quellen:

        Spitzner, M. et al. (2020) ‘Interdependente Genderaspekte der Klimapolitik’, Umweltbundesamt [Preprint]. Available at:
        http://www.umweltbundesamt.de/publikationen.

        Finucane, M.L. et al. (2000) ‘Gender, race, and perceived risk: The “white male” effect’, Health, Risk & Society, 2(2), pp. 159–172. Available at:
        https://doi.org/10.1080/713670162.

        Rochette, Annie. 2016. Climate Change is a Social Justice Issue: The Need for a Gender-Based Analysis of Mitigation and Adaptation Policies in Canada and Québec. Journal of Environmental Law and Practice 29: 383–410.