Hauptnavigation

      • DE
      • EN
    • Merkliste
    • Menü Menü

    Wir Treppen der ZHdK

    Lieblingsgeschichte

    Foto: Regula Bearth © ZHdK

    Veröffentlicht am 14.04.2024

    Autor:in Daniela Huser

    • Campus

    Sie sind eine grosse, weit verzweigte Familie. Tagsüber lassen sie so einiges über sich ergehen: Unzählige Menschen nutzen sie, um im Toni-Areal von hier nach da zu gelangen. Die Nacht aber gehört ihnen. Familienzeit!

    Der Spass beginnt bereits beim Davonschleichen zwischen den Kontrollgängen der Security. Nach zehn Jahren im Einsatz können die Treppen der ZHdK gut einschätzen, wann das möglich ist. Jede Nacht treffen sie sich woanders – mal laden diese, mal jene Treppen zum Familientreffen. Dass ihnen dabei nie langweilig wird, ist den unterschiedlichen Charakteren geschuldet.  

     Es treten auf: die Undergroundees, die Diva, die Freigeister, die Zicke, die Altruisten, die Sternenguckerin, die Aufpasserin. Und in einer Nebenrolle: die Security. 

    Die Undergroundees – lichtscheuer, neugieriger, Jazz- und Pop-affiner Familienzweig im Untergrund:

    Wie das heute wieder gegroovt hat im Mehrspur! Wäre ich aus edlem Holz wie unsere Diva hier, hätte ich beim Mitschwingen bestimmt ein paar Leute ins Stolpern gebracht. Da gibt’s welche, die alles Mögliche mit sich herumtragen: Kameras, Mikrofone, Scheinwerfer, Musikinstrumente … was die schon alles über meinen Rücken rauf und runter befördert haben… Jedenfalls bin ich letzte Nacht vor unserem Treffen mir selbst bis ganz nach unten gefolgt, um herauszufinden, wo das alles herkommt. Da gibt’s eine Türe namens «Leihs», mit einer grossen Halle, wo die ganzen Dinge fein säuberlich auf grossen Gestellen lagern. Das wär doch was für unser nächstes Treffen! Oder wir machen eine Tour durch die Werkstätten, da werden sogar Stühle selbst hergestellt.

    Die Diva – Kaskadentreppe. Näselnde Stimme, elegant und hochgewachsen; ist sich ihrer Bedeutung als zentrale Verbindungsachse zwischen der Eingangshalle, der Kaskadenhalle und den Konzertsälen voll bewusst:

    Ich besitze kein passendes Outfit für den Underground. (Sich reckend) Meine Klientel erwartet von mir den gehobenen Holz-Standard (unterschlägt ihren Beton-Teil bei der Eingangshalle). Die wollen ihr Mittagessen schliesslich nicht mit dem Allerwertesten auf kaltem Beton zu sich nehmen! Oder wenn sie als Publikum auf meinen edlen Stufen sitzen, Tanzproben und Live-Konzerte in den Hallen verfolgen oder Leuten zuhören, die etwas Wichtiges zu sagen haben.  

    Die anderen werden etwas unruhig. Sie wissen, was jetzt kommt. Wenn sie sich mal warm geredet hat, brüstet sich die Diva jedes Mal mit den Besuchen prominenter Leute:  … der gesamte Bundesrat inklusive Stadt- und Regierungsräte blabla (das war noch vor ihrer Zeit) … der Freiburger Staatsrat 2010 blabla ... François Hollande 2015 blabla... Helmut Lachenmann 2019 blabla... und erst kürzlich Nemo.

    Oder als tout Züri das Toni besuchte, am Einweihungsfest Creative City 2014 blabla...  

    Die Freigeister – die verspielten Wendeltreppen, die artsy M.C.Escher-Lookalikes und die curvy Rampe – tauschen verstohlen Blicke aus:

    Die rosa Wendeltreppe: Wenn sie noch lange redet, gehen wir uns woanders amüsieren. (zur Rampe) Du könntest doch wieder mal Seifenkistenrampe spielen!  
    Die kurvige Rampe: Coole Idee! Das gefällt mir jedenfalls besser als die tonnenschweren Lastwagen von früher. Und dazu noch der käsige Geruch aus der Toni-Molkerei … Tempi passati! Jetzt fahren Food-Trucks mit Leckereien aus aller Welt an mir hoch – und runter tollkühne Studis in irrwitzigen Seifenkisten. (summt) Sowas bringt mich zum Schnurren!  

    Die M.C. Escher-Lookalikes: (schweigen, weil ihnen stets etwas schwindlig ist)   

    Die Zicke – die etwas narzisstische Treppe zum Haupteingang:

    Schschscht ihr Schwurbelköpfe da hinten! (erhebt die Stimme) Und lasst euch allen gesagt sein (mit Pathos): Als erstes betritt die Prominenz jeweils MEINE exklusiven Stufen! Und irgendwelche Kleingeister erhitzen sich an meinem einzigartigen Format – Ignoranten!  (steigert sich in wirre Schimpftiraden gegen alle und alles) Und jetzt tanzt mir die Jugend auch noch auf der Nase herumUnd jetzt tanzt mir die Jugend auch noch auf der Nase herumUnd jetzt tanzt mir die Jugend auch noch auf der Nase herum!  

    Die Altruisten – die weit verstreuten Treppenhäuser. Verstehen sich mit allen (sogar mit der Lift-Familie):

    Dass sie sich immer so aufregt, ist schlecht für ihre Gesundheit. – so die fitte Treppe zu den Sporträumen des ASVZ, die der zeternden Zicke kürzlich das Muscle Pump-Programm nahegelegt hat: Aber wie üblich war sie nicht wirklich ansprechbar und raunzte etwas wie «Ich war einmal ein architektonisch-ästhetisches Juwel! Ein Juweeeel!!».  

    Ich glaube, sie nagt noch daran, dass sie immer wieder kritisiert wurde. – so die Treppe zu den Psychologie-Räumen der ZHAW. Und dass man ihr etwas abgezwackt und zu einer Rampe umfunktioniert hat.   

    (alle Altruisten beraten, was zu tun sei; dann mit vereinter Stimme): Sie braucht Ferien von sich selbst! (winken jemanden heran) 

    Die Sternenguckerin – die verträumte 3-Stufen-Treppe auf dem Dachgarten:

    Ihr habt mich gerufen? (schiebt die Kopfhörer von den Ohren (ein Geschenk der Undergroundees). Ihr Ohr den Altruisten widmend:) Wer muss den Kopf auslüften? … aha … und auch nicht zur Langen Nacht eingeladen … oje …  aber ja, schickt sie zu mir rauf! Am besten gleich morgen Nacht, dann ist der Himmel wolkenfrei. Und gleich nochmals in einer Woche, dann ist Vollmond. (überlegt kurz) Ach was, sie soll kommen, wann immer sie Lust hat. Da kann sie ihren Kummer vergessen, sich an den Sternen berauschen oder sich mit den jungen Leuten bei Festen unter freiem Himmel vergnügen. (setzt sich die Kopfhörer wieder auf und tänzelt davon).  

    Die Aufpasserin – unsicht- aber hörbar:

    Pfiii – pfiii – pfiii (pfeift dreimal)  

    Alle Treppen:

    Die Security kommt – nichts wie weg! (stieben auseinander und auf ihre ursprünglichen Plätze).   

    Die Security – ins Walki-Talkie:

    Schon wieder diese Pfiffe und der heftige Luftzug! (denkt): … und wackelnde Treppen??? Ich sollte mich wohl mal untersuchen lassen.   


    Daniela Huser

    Daniela Huser ist Kommunikationsverantwortliche im Departement Musik an der ZHdK.

    • Twitter
    • Facebook
    • LinkedIn

    Weiteres entdecken in

    • Campus
      • 7. Juli bis 16. August

        Sommerbetrieb

      • Aus dem Hochschulmagazin Zett

        Sprachen – Barriere? Bereicherung? Bindeglied?

      • Digitalisierungsinitiative der Zürcher Hochschulen (DIZH)

        Jetzt ausgeschrieben: Projekt-Call der DIZH

      • Medienmitteilung

        Ehrentitel der ZHdK für die Alumni Thomas Hirschhorn, Simon Oschwald und Fabian Engel