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    «Wir lieben Patina»

    Toni-Architektur

    Daniel Niggli (links) und Mathias Müller © EM2N

    Veröffentlicht am 20.10.2024

    Autor:in Alain Suter

    • Campus

    Wie ist das Toni-Areal über seine ersten zehn Jahre gekommen? Braucht es eine Verjüngungskur? Und wie könnte es sich weiterentwickeln? Seine Gedanken dazu teilt Mathias Müller vom Architekturbüro EM2N, der mit Daniel Niggli damals das Toni-Areal konzipiert hatte.

    Seit zehn Jahren ist das Toni-Areal in regem Gebrauch. Wie würden Sie seinen ersten Lebensabschnitt beschreiben?

    10 Jahre sind eigentlich keine lange Zeit im Leben eines derart grossen und komplexen Bauwerks. Wir würden sagen, das Leben hat sich mittlerweile eingenistet. Eine Ebene von Interventionen diverser Nutzer:innen hat sich über die Architektur gelegt, was dem Ganzen enorm guttut. Aus architektonischer Warte wird es wohl dann wieder sehr spannend, wenn Nutzungsänderungen oder neue Anforderungen erneut dazu führen, dass grössere bauliche Massnahmen nötig werden, das war bisher noch nicht der Fall. Gebäude wie das Zürcher Kongresshaus, das Hallenstadion oder auch der Hauptbahnhof sind ja jeweils das Resultat von richtiggehenden Schichten von Architekturen aus verschiedenen Epochen. Vielleicht kommt ja auch im Toni-Areal in 20 oder 30 Jahren eine neue Schicht hinzu.

    Ihrem Konzept fürs Toni-Areal liegt die Idee einer kleinen Stadt zugrunde – Kaskade und Seitengänge, Räume und die Rampe bilden dabei ein System von Strassen und Plätzen, Bezirken und Quartieren. Konnte diese urbane Analogie in Ihren Augen zum Leben erweckt werden?

    Im Gespräch mit Besuchenden und Nutzer:innen stellen wir immer wieder fest, dass jede und jeder das Gebäude anders erlebt, dass es unzählige Wege und Abkürzungen gibt, dass jede Person einen anderen Lieblingsort hat. Wir glauben, daher, dass unsere Idee eines inneren Urbanismus durchaus funktioniert und die Leute inspiriert. Es beeindruckt uns immer wieder, wie viele unterschiedliche Nutzungen im Toni-Areal ihren Platz finden und auf welch unterschiedliche Weise das Gebäude im Jahresverlauf genutzt wird, vom Semesterstart über die Unterrichtsroutine, von Konzerten bis zur Jahresausstellung. Dieses Neben- und Miteinander wird massgeblich durch das innere Wegesystem ermöglicht, und dies in unseren Augen sehr erfolgreich.

    Jede und jeder erlebt das Gebäude anders, es gibt unzählige Wege und Abkürzungen, jede Person hat einen anderen Lieblingsort.

    Mathias Müller
    Viele Menschen greifen im Kampf gegen die Zeichen der Zeit zu Kollagen und Botox. Was würden Sie dem Toni-Areal verschreiben, um seine jugendliche Frische beizubehalten?

    Wir glauben nicht an ewige Jugend. Die Frage wäre eher, wie ein Gebäude in Würde altern kann. Wir lieben Patina und Gebrauchsspuren, den Lauf der Zeit, der sich über ein Gebäude legt und langsam an ihm nagt. Die grösste Gefahr sehen wir darin, dass man unkoordiniert weiterbastelt und die grossen Linien aus den Augen verliert. Da hilft sicher, wenn man periodisch aufräumt und entrümpelt, sich immer wieder die Frage stellt, ob alles, was hineingetragen und hinzugefügt wurde, auch wirklich funktioniert. Nicht zuletzt wurden wir bis jetzt meistens nach unserer Meinung gefragt, wenn grössere Interventionen anstanden, was wir natürlich sehr schätzen.

    Was war aus damaliger Sicht gut, das Sie heute aber anders machen würden?

    Das Konzept des Dachs mit dem umlaufenden harten Deck würde man angesichts des Klimawandels wohl noch grüner denken. Auch den Aussenraum unter dem Viadukt könnte man sich anders vorstellen, vielleicht viel offener und ebenfalls grüner. Und es wäre schön gewesen, wenn unsere ursprüngliche Idee aus dem Wettbewerb für eine Brücke von der Eingangshalle auf die andere Seite der Duttweilerstrasse realisiert worden wäre. Aber grundsätzlich stehen wir immer noch zu den Grundideen unseres Entwurfs und glauben daran, dass sich das Toni-Areal auch in Zukunft weiterentwickeln kann.

    Auf dem Weg zum Haupteingang kommt man an der flachen Treppe kaum vorbei – an ihr scheiden sich die Geister. Wie lautet Ihr Tipp für ein möglichst müheloses Erklimmen?

    Die berühmte flache Treppe, von manchen auch «Walk of shame» genannt, scheidet tatsächlich bis heute die Geister. Erst kürzlich regte sich die NZZ in etwas polemischer Weise darüber auf. Was der Journalist wohl nicht wusste: Ursprünglich war eine Rampe vorgesehen, die aber von den Behörden nicht als Fluchtweg akzeptiert wurde und damit zu einer flachen Treppe gemäss einschlägigen Treppennormen mutierte. Auch am Höngger- oder Zürichberg gibt es viele ähnlich ausgebildete Treppen. Schnelles Hochgehen hilft oder einfach etwas Nachsicht. Passt schon …


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    Weitere Eindrücke und Geschichten zu 10 Jahre Toni-Areal versammelt die Webseite zhdk.ch/zehn-jahre-toni.

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