Ich bin der festen Überzeugung, dass Kunstwerke an sich nicht «böse» sein können. Kunstwerke besitzen keine «Agency». Sie werden stets benutzt – sei es in der Propaganda als aktives Werkzeug oder von Individuen, die sie für ihre eigenen Bedürfnisse nutzen. Ein Kunstwerk entfaltet seine Wirkung erst durch den Kontext, in dem es steht, und das Publikum, das es betrachtet.
In einer Zeit der Angst und Unsicherheit suchen viele Menschen Schutz in festen Kategorien. Die Ambivalenz und Ambiguität, die Kunst innehat, können jedoch schwer zu ertragen sein. Gegenwartskunst wird daher oft als zu problematisch oder komplex empfunden. Doch interessante Kunst ist in der Regel mehrdeutig. Diese Mehrdeutigkeit als Betrachter:in zu akzeptieren kann herausfordernd sein, ebenso wie die Verantwortung, das Kunstwerk aktiv zu interpretieren. Ein Teil der Arbeit liegt bei uns. Der Dialog zwischen Kunstwerk, Künstler:in und Publikum ist ein vielschichtiges Zusammenspiel.
Die Positionierung steht derzeit oft über der Debatte. Es entstehen regelrechte «verbale Kriege», die mit der Realität oft nicht mehr viel zu tun haben. Diese Schubladen schaden der Kraft der Kunst. Kunst besitzt die transformative Kraft, neue Perspektiven zu eröffnen. Sie darf nicht dazu missbraucht werden, Perspektiven zu verschliessen. Ich plädiere für eine differenzierte Betrachtung. Wir sollten die Ambivalenz der Kunst nicht trivialisieren, sondern in jedem Einzelfall ihre Vielschichtigkeit diskutieren – nicht mit Angst, sondern mit gebotener Vorsicht.