In Zusammenarbeit mit der Firma Schindler hat Simon Risi die Geschwindigkeit eines Fahrstuhls im Toni-Areal signifikant gedrosselt (von ca. 7 Sekunden pro Stockwerk auf ca. 26 Sekunden pro Stockwerk). Der Eingriff wird nicht als künstlerische Arbeit ausgewiesen. Risi setzt sich in seinen Arbeiten häufig kritisch-fasziniert mit Normen auseinander. Anstatt letztere bloss abzulehnen, spielt er mit ihnen und bewegt sich dabei in einem Spannungsfeld zwischen Slapstick und der für Avantgarden typischen Kunst-Leben-Interaktion. In seiner Diplomarbeit erzeugt er mit einem minimalem Eingriff eine maximale Wirkung. Da die Fahrstuhlfahrt durch ein Software-Update ca. drei Mal so lange dauert wie gewöhnlich, sind die Nutzer des Fahrstuhls verunsichert und irritiert: Ist der Fahrstuhl kaputt? Handelt es sich um ein Kunstprojekt? Stimmt etwas nicht mit ihrer Zeitwahrnehmung? Wie bei Zugunterbrüchen kommt es zu Konversationen unter Menschen, die angesichts der Kürze der Fahrtdauer normalerweise nicht miteinander sprechen würden. Risi zeigt, dass gerade normierte und streng regulierte Umgebungen auf Irritationsmomente angewiesen sind, um nicht zu verkrusten. Die Arbeit zeichnet sich dabei durch Subtilität wie auch Radikalität aus. Es handelt sich nicht um einen vulgären Streich oder reine Negativkritik; vielmehr tangiert die vordergründig simple Versuchsanordnung viele Ebenen gleichzeitig: teilweise Preisgabe der Autorschaft (Risi weiss nicht und kann nicht kontrollieren, was in der verlangsamten Kabine vor sich geht), Relativität unserer Zeiterfahrung (wenn die anderen Fahrstühle noch langsamer fahren würden, würde Risis Fahrstuhl als schnell gelten), Machtverhältnisse (Risi 'bevormundet' auf kontroverse Weise die Fahrstuhlnutzer, wirft aber zugleich die Frage auf, inwiefern nicht jedes System, jede Norm, jede Regel dasselbe tut), Verhandlung der Kontingenz von Normen, Regeln und Wahrnehmung sowie der Grenzen zwischen Kunst und Leben, Alltag und Ausnahmezustand.(Jörg Scheller, 2018)
www.simonrisi.ch