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    Niemals keine Performance

    Aus dem Hochschulmagazin Zett

    Foto: Andrea Camen

    Veröffentlicht am 20.05.2024

    • Musik
    • Campus

    Johanna Jellici, die neue Leiterin Jazz und Pop, stellt sich vor.

    Schlicht überwältigt – das war ich vor einem Jahr, als ich meine Stelle als Leiterin des Profils Jazz und Pop im Departement Musik der ZHdK antrat. Überwältigt von der Grösse des Hauses und den vielen Menschen, die hier laufend ankommen, um in den unendlichen Gängen und hinter unzähligen Türen abzutauchen, mittags die Mensa und die Cafés zu erobern und abends die zahlreichen Konzerträume zu durchwandern und zu bespielen.

    Das Haus hat seinen ganz eigenen Puls: künstlerische Outputs, Forschung und Happenings beleben den Campus – hier eine Tanzprobe in der Kaskade, dort eine Ausstellung, plötzlich eine Pop-Up-Lounge und täglich Konzerte in den Sälen und bei uns im Musikklub Mehrspur. Hier wird es niemals keinen Event, keine Performance, keinen Vortrag geben. Das beflügelt mich täglich aufs Neue, und ich bin dankbar, an diesem inspirierenden Ort zu arbeiten.

    • «Klangbar», audiovisuelle Installation im Klub Toni-Molkerei (2002). Foto: Arsène Saheurs «Klangbar», audiovisuelle Installation im Klub Toni-Molkerei (2002). Foto: Arsène Saheurs

    Der Kreis schliesst sich
    2002 war ich schon einmal zu Gast im Toni-Areal. Damals entstand im Rahmen der kulturellen Umnutzung der ehemaligen Molkereifabrik neben dem Technoclub Rohstofflager ein neuer Club – die Toni-Molkerei. Die alte Lastwagen-Waschstrasse der Fabrik wurde in den Club integriert und ich bekam den Auftrag, für diesen Raum eine begehbare audiovisuelle Installation zu kreieren. Über einer pinkfarbenen Bar aus Glas schwebten 32 dimmbare Neonröhren, die mit einer 8-Kanal-Soundinstallation gekoppelt waren und miteinander interagierten.

    Inzwischen ist viel Zeit vergangen. Mein Lebensmittelpunkt hat sich hier in Zürich, im Herzen Europas, zwischen den Heimatländern meiner Eltern – Italien und Deutschland – und den Ländern meines Lebenswegs – Belgien, Frankreich und Spanien – eingependelt.

    Schnittstellen und Ränder
    Ich begann meinen künstlerischen Weg im Gesang, in der vielfarbigen Welt des Jazz und entdeckte bald auch meine Liebe zur zeitgenössischen Musik, der Musique Concrète und zu deren Ver- und Bearbeitung unterschiedlicher Alltagsgeräusche, dem Spielen und Komponieren mit den Klängen der Welt. Schnittstellen und Randbereiche haben mich schon immer interessiert. Das Vermischen und das spielerische Suchen nach Neuem. Auch die Möglichkeit durch Akusmatik neue Hörräume zu erschaffen – also Klang im Raum jenseits von Stereo zu bewegen und erlebbar zu machen –, hat mich immer fasziniert.

    • «Zwei Stimmen», audiovisuelle Installation für die Kunsthalle Weishaupt in Ulm, 2016. Foto: Palma Fiacco «Zwei Stimmen», audiovisuelle Installation für die Kunsthalle Weishaupt in Ulm, 2016. Foto: Palma Fiacco

    Aus dem Interesse an diesen Bereichen entstand über die Jahre eine Serie von audiovisuellen Installationen, unter anderem im Auftrag des Architekturmuseums Frankfurt am Main, der Kunsthalle Weishaupt Ulm, des Automobilherstellers BMW, des Modehauses Akris und eben auch des Klubs Toni-Molkerei. Zudem experimentierte ich mit Kompositionen für kammermusikalische Besetzungen, STIMME, Tape und diversen anderen elektroakustischen Formaten. In den letzten Jahren habe ich mich intensiv mit der Fusion von live-elektronischer Performance und Jazzensembles beschäftigt. Mein Laborraum hierfür sind die Bands Spacetracker und Soundfields, mit denen ich seit Jahren spiele und an der Entwicklung ästhetischer Konzepte arbeite.

    Bildung und Kunst
    Ich fühle mich Bildung und Kunst gleichermassen verpflichtet und mein Wunsch ist es, dass unsere Bildungsarbeit die jungen Musiker:innen und Künstler:innen beflügelt. Es ist ein Privileg, an einer der führenden europäischen Kunsthochschulen, welche die transversale Öffnung durch das neue Major-Minor-System fördert und transdisziplinäre Ansätze verfolgt, tätig zu sein und diese mitzugestalten. Den Schwerpunkt meines Auftrags an der Hochschule sehe ich in der Öffnung für Neues, im Ermöglichen von Transformation und in der Förderung und Gestaltung von zukunftsfähigen Ausbildungs- und Unterrichtsformaten.

    • Konzert im Musikklub Moods: «Jellici Baldes Spacetracker», 2019. Foto: Heinz Saurer Konzert im Musikklub Moods: «Jellici Baldes Spacetracker», 2019. Foto: Heinz Saurer

    Nach wie vor sind Jazz und Pop im Bereich des Artistic Research und der musikpädagogischen Forschung, der musikalischen Forschung generell, stark unterrepräsentiert. Hier möchte ich die Kollaborationen mit unseren Forschungsinstituten – dem Institute for Computer Music and Sound Technology (ICST) und dem Institute for Music Research – vertiefen. Im Mittelpunkt steht für mich auch die strategische Weiterentwicklung des Mehrspur-Klubs als Fenster unserer Abteilung und auch als Plattform unserer Studierenden, Dozierenden aber auch unserer Alumni, deren Ideen, Inputs und künstlerisches Schaffen ich gerne vermehrt ans Haus zurückholen möchte – sie sind am Puls der Zeit und bringen Innovation.

    Wir müssen es schaffen, Sinnhaftigkeit zu stiften, die es den Studierenden ermöglicht, später lange und zufrieden im Beruf zu bestehen und ihr Glück zu finden.

    Johanna Jellici

    Für Jazz- und Popmusiker:innen ist das Entwickeln ihrer ganz persönlichen musikalisch-künstlerischen Sprache zentral. Neben der Vermittlung exzellenter instrumentaler und vokaler Kompetenzen sowie Improvisationstechniken begleiten wir sie auf diesem Findungsprozess, damit sie nach der Ausbildung Teil des Stroms der sich ständig selbst erneuernden Identität von Jazz und Pop werden können. Themen wie Diversität, Nachhaltigkeit und Berufsgesundheit müssen in der Ausbildung neben den tradierten künstlerischen Inhalten verhandelt werden. Unsere Zukunftsfähigkeit hängt davon ab, ob die Ausbildung mit den sich laufend verändernden Berufsrealitäten Schritt halten kann. Wir müssen es schaffen, Sinnhaftigkeit zu stiften, die es den Studierenden ermöglicht, später lange und zufrieden im Beruf zu bestehen und ihr Glück zu finden.


    Studienangebot

    Mehr Informationen: Jazz und Pop

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