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    Neuer Master Major Industrial Design

    Interview mit Lukas Franciszkiewicz

    Foto: David Jäggi. © ZHdK.

    Veröffentlicht am 26.11.2023

    Autor:in Léa Ermuth

    • Design

    Lukas Franciszkiewicz leitet neu den Master Industrial Design. Mit der Ausstellung «Expanding Design» im Dezember lanciert er das neue Studienprogramm. Wie er Industrial Design versteht und welche innovativen Elemente er im Master integriert, erzählt er im Interview.

    Kannst du uns etwas über deinen beruflichen Hintergrund und deine Erfahrungen im Bereich (Industrial) Design erzählen?

    Ich habe Industrial Design in Kiel studiert, bevor ich an das Royal College of Art nach London ging, um dort meinen Master in Design Interactions zu machen. Der Titel ‘Design Interactions’ führt oft zu Verwirrung, da im heutigen Kontext schnell angenommen wird, dass sich dahinter die Interaktionsgestaltung von User Experiences und digitalen Interfaces oder UX/UI verbirgt. Im Kontrast dazu habe ich mich im Design Interactions Programm recht intensiv damit beschäftigt, wie das Design, über rein lösungsorientierte Ansätze hinaus, eine kritische und spekulative Denkweisen einbeziehen kann. Der Umgang mit dieser Thematik ist letztlich auch eine Art ‘Roter Pfaden’, der sich durch meine ganze berufliche und akademische Laufbahn zieht.

    Wir suchen Designschaffende mit unterschiedlichen gestalterischen Hintergründen.

    Lukas Franciszkiewicz
    Welche beruflichen Erfahrungen haben dich geprägt?

    Den Grossteil meiner beruflichen Karriere habe ich zwischen London und Tokyo verbracht. In dieser Zeit habe ich an freien, kritisch-spekulativen Designprojekten und Ausstellungen gearbeitet – unter anderem mit meinen Dozierenden Anthony Dunne und Fiona Raby. Zum anderen war ich als Co-Founder und Co-Leiter des internationalen Designstudios Takram London verantwortlich, für eine Vielzahl von Innovationsprojekten für Kunden/Institutionen wie Sony, Toyota, Google und dem MIT Media Lab. Meine praktischen Erfahrungen an der Schnittstelle zwischen der kritischen Auseinandersetzung mit neuen Technologien und innovationsorientierten Produktkonzepten haben mein Designverständnis grundlegend geprägt. Ich versuche sowohl potenzielle Anwendungen als auch Konsequenzen mit meinem Gestaltungsprozess zu thematisieren.

    An wen richtet sich das Studium?

    Im Masterstudiengang verstehen wir das Berufsfeld Industrial Design nicht zwangsläufig als Ziel, sondern als Ausgangspunkt für ein erweitertes Designverständnis. Das Programm richtet sich an Designschaffende mit unterschiedlichen gestalterischen Hintergründen. Industrie- und Produktdesigner:innen sind genauso willkommen wie Kreative mit einem starken Designinteresse aus Bereichen wie Architektur, Ingenieurwesen, Kunst, Mode oder Medienkommunikation. Unsere Grundeinstellung ist geprägt von vielseitigen, kollaborativen und disziplinübergreifenden Ansätzen, was auch durch die Hintergründe unserer Studierenden reflektiert werden soll.

    Designer:innen wird allzu oft beigebracht, auch komplexeste Themen als Probleme zu betrachten, die gelöst werden müssen.

    Lukas Franciszkiewicz
    Wie lautet die Vision und strategische Ausrichtung für den Masterstudiengang Industrial Design und wie unterscheidet sie sich zu anderen Hochschulen?

    Mit der Neuausrichtung des Studiengangs hinterfragen wir nicht nur die aktuellen, sondern auch zukünftigen Anforderungen an die Designdisziplin. Einer der wichtigsten strategischen Grundsätze, auf den wir hinarbeiteten ist, dass sich Designer:innen mit zunehmender Erfahrung auf eine bestimmte Art von Arbeit konzentrieren – eine Arbeit, die sich auf gewisse Probleme, Sektoren, Methoden oder Themen fokussiert. Diese Schwerpunkte entwickeln sich ebenso weiter, wie die Tools, die dort Anwendung finden. Unser Ziel ist es, eine Ausbildung zu schaffen, die eine fokussierte Auseinandersetzung fördert und gleichzeitig den Studierenden hilft, die Fähigkeiten zu entwickeln, die für eine kontinuierliche Weiterentwicklung auch nach dem Studium erforderlich sind. Aus diesem Grund stand bei der Neugestaltung des Studiengangs das sensible Gleichgewicht zwischen der Förderung umsetzungsorientierter und ästhetischer Fertigkeiten (Design Innovations) als auch kritischen und kreativen Denkweisen (Design Speculations) im Mittelpunkt. Wir erhoffen uns, dass Studierenden ein Gleichgewicht zwischen diesen beiden Aspekten herstellen, indem sie parallel oder im Wechsel zwischen einer praxisorientierten und einer konzeptionellen Auseinandersetzung arbeiten.

    Ist das ein Alleinstellungsmerkmal der ZHdK?

    Das hybride Designverständnis zwischen verschiedenen Wissensformen – dem Vorstellen und dem Ermöglichen, dem Konzeptuellen und dem Materiellen, Prototypen und Gedankenexperimenten – ist oft nicht das, was Studierenden an anderen Hochschulen vermittelt wird. Designer:innen wird allzu oft beigebracht, auch komplexeste Themen als Probleme zu betrachten, die gelöst werden müssen. Mark Twain beschreibt es ziemlich passend, wenn er schreibt „Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel“. Dieser Anspruch geht über den Handlungsspielraum einer Einzeldisziplin wie dem Design hinaus und löst folglich beim Designstudierenden einen unglaublichen Verantwortungsdruck aus. Ausserdem lässt dieser Lösungsfetischismus nur sehr wenig Spielraum dafür, das kreative Vorstellungsvermögen zu trainieren. Um neue Ansätze zu entwickeln, wie komplexe Problemstellungen der heutigen Zeit wirklich sinnvoll und nachhaltig bearbeitet werden können, bietet der Kurs praxisorientierte Formate an, die gleichermassen das Vorstellungsvermögen als auch Umsetzungsfähigkeiten erweitern. Diese Methoden spielen eine zentrale Rolle für die eigene Masterarbeit, unabhängig von den Gestaltungsabsichten 'Innovations' oder 'Speculations'.

    Der Lehrplan setzt auf interdisziplinäre und kollaborative Austauschformate.

    Lukas Franciszkiewicz
    Welche innovativen Elemente sind im Lehrplan integrieren?

    Der Lehrplan setzt auf interdisziplinäre und kollaborative Austauschformate. Innerhalb der Hochschule bieten wir unter anderem Praxis- und Theoriemodule zusammen mit den Masterprogrammen Interaction Design und Trends&Identity an. Darüber hinaus suchen wir nach Aussen den Dialog mit Partnern aus der Wissenschaft und der Industrie. Übergreifend spielt auch der kulturelle Austausch, zum Beispiel durch Studienreisen, eine zentrale Rolle, um den globalen Designdiskurs einzubeziehen. Ein Lehrplan ist allerdings nur so gut wie die Personen, die daran teilnehmen – Lehrende, Forschende als auch Studierende. Das Masterprogramm ist im Idealfall eine Plattform, um neue Ideen zu testen, die nicht nur bestimme Themen, sondern auch die Disziplin Industrial Design weiterentwickeln. Aus diesem Grund wird sich der Lehrplan konstant anpassen, um die sich ständig wandelnden Anforderungen an das Design zu reflektieren.

    Wie fördert der Studiengang die Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Industriepartner:innen?

    Für das Industrial Design spielt die Zusammenarbeit mit der Industrie eine relevante Rolle. Das Masterstudium ist allerdings nicht der Ort, um das Arbeiten in der Industrie zu simulieren. Wir verstehen unsere Verantwortung darin, Studierende auszubilden, die die Fähigkeiten mitbringen, neue Impulse für die Industrie von Morgen zu setzen, anstatt für die Industrie von Heute vorzubereiten. Das braucht vor allem offene Partnerschaften, die richtigen Fragestellungen und den frühen Einbezug in Prozesse. Vielen Unternehmen ist bereits klar geworden, dass Transformationsprozesse und Innovation nicht von einer Einzeldisziplin und in Einzelaspekten entstehen, sondern eine interdisziplinäre, systemorientierte Perspektive erfordern – Kompetenzen, die vor allem das Industrial Design mitbringt.

    Die Beziehungen, die man während des Studiums knüpft und die Dinge, die man voneinander lernt, werden einen ein Leben lang begleiten – ob in der Schweiz oder auf dem internationalen Markt.

    Lukas Franciszkiewicz
    Wie stellt der Masterstudiengang sicher, dass Vielfalt und Inklusion im Design gefördert wird, damit die Studierenden auf die globalen Herausforderungen vorbereitet sind?

    Im Studiengang selbst versuchen wir eine offene, gemeinschaftliche und sichere Studiokultur zu schaffen. Ich bin der festen Überzeugung, dass dies einer der wichtigsten Faktoren ist, um ein ideales Lernumfeld zu schaffen. Es ist fast unmöglich, sich kreativ zu entfalten, wenn man seinem Umfeld nicht vertraut und eine Studiokultur erfordert, dass die Studierenden sich gegenseitig unterstützen und zusammenarbeiten. In unseren Design-Masterprogrammen verbringen Studierenden aller Fachrichtungen zwei Jahre zusammen in einem Atelier, und lernen somit sich und Lehrende gegenseitig kennen. Die Beziehungen, die man während des Studiums knüpft und die Dinge, die man voneinander lernt, werden einen ein Leben lang begleiten – ob in der Schweiz oder auf dem internationalen Markt.


    Launch Exhibition

    02.12. – 05.12.2023, 10:00 – 18:00

    Toni-Areal, Aktionsraum, Ebene 5, Pfingstweidstrasse 96, Zürich

    Programm der Ausstellung


    Studienangebot

    Mehr Informationen zum Master Industrial Design


    Lukas Franciszkiewicz

    Lukas Franciszkiewicz lehrt in der Fachrichtung Industrial Design und ist am Institut für Designforschung tätig.


    Léa Ermuth

    Léa Ermuth ist Kommunikationsverantwortliche des Departements Design.

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