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    «Mit KI Spass haben und zwischendurch ein wenig verzweifeln»

    Aus dem Hochschulmagazin Zett

    Aus der Serie «Buy myself flowers» (2024), die am GoSee Award in Berlin mit Bronze ausgezeichnet wurde. Grit Wolany, erstellt mit Midjourney

    Veröffentlicht am 28.07.2024

    Autor:in Alain Suter

    • Campus

    Künstliche Intelligenz (KI) hat längst auch in Forschung und Lehre Einzug gehalten. So auch an der ZHdK, die sich über alle Disziplinen hinweg mit Nutzen und Herausforderungen von KI auseinandersetzt. Eine kleine Befindlichkeitsrunde.

    Prof. Andreas Kohli, Dozent Bachelor Art Education

    «Im Rahmen meines ersten Z-Moduls zum Thema Kunst und KI im Jahr 2020 hatten sich die Studierenden vorwiegend theoretisch mit KI auseinandergesetzt und ihre Ideen mit Fotos, Videos und Texten visualisiert. Die Nutzung von KI-Tools war schwierig und zeitaufwendig. Die Möglichkeiten und das Interesse der Studierenden haben sich rasant entwickelt. Nach einem Peak bei den Anmeldezahlen im Herbst 2023 hat sich die Situation vermutlich erneut geändert: KI-Anwendungen sind in gängige Tools wie Photoshop, Premiere oder Blender integriert und kaum mehr als solche erkennbar. Möglicherweise kann man bereits von einer ‹Post-KI› - Phase sprechen, in der KI alles durchdrungen hat und zu einem Thema in den jeweiligen Disziplinen wird.»

    Benjamin Jermann ist Dozent für Musiktheorie.

    «Beethoven X - ‹The AI-Project› ist der einprägsame Titel eines Projekts, das von Matthias Röder vom Karajan-Institut initiiert wurde. Ziel war es, Beethovens unvollendete 10. Symphonie, von der nur einige Skizzen existieren, zu vervollständigen. Eine KI, gefuttert mit verschiedenster Musik von und um Beethoven, generierte Musik in dessen Stil. Dabei kam jedoch kein fertiges Werk heraus. Ein hochkarätiges Expertenteam kuratierte das KI-Material und fügte es zu einem sinnvollen Ganzen zusammen. Auch wenn diese Musik qualitativ weit vom grossen Meister entfernt ist, entstand durch die kreative Zusammenarbeit von Experten und der KI unter anderem ein Scherzo-Satz, der erstaunlich authentisch klingt. Das PreCollege-Orchester wird diese Musik am 18. Oktober 2024 in der Grossen Kirche Fluntern in einer Schweizer Erstaufführung präsentieren, begleitet von einer Podiumsdiskussion.“

    • Aus der Serie «Buy myself flowers» (2024), die am GoSee Award in Berlin mit Bronze ausgezeichnet wurde. Grit Wolany, erstellt mit Midjourney
    • Aus der Serie «Buy myself flowers» (2024), die am GoSee Award in Berlin mit Bronze ausgezeichnet wurde. Grit Wolany, erstellt mit Midjourney
    • Aus der Serie «Buy myself flowers» (2024), die am GoSee Award in Berlin mit Bronze ausgezeichnet wurde. Grit Wolany, erstellt mit Midjourney
    • Neuinterpretation von Adam und Evas Identitäten von Fabienne Inhelder (2024), generiert mit Midjourney. Reinterpretation of Adam and Eve’s
    • Neuinterpretation von Adam und Evas Identitäten von Fabienne Inhelder (2024), generiert mit Midjourney. Reinterpretation of Adam and Eve’s
    • Neuinterpretation von Adam und Evas Identitäten von Fabienne Inhelder (2024), generiert mit Midjourney. Reinterpretation of Adam and Eve’s
    • Neuinterpretation von Adam und Evas Identitäten von Fabienne Inhelder (2024), generiert mit Midjourney. Reinterpretation of Adam and Eve’s
    • Neuinterpretation von Adam und Evas Identitäten von Fabienne Inhelder (2024), generiert mit Midjourney. Reinterpretation of Adam and Eve’s

    Fabienne Inhelder studiert Trends & Identity im Departement Design.

    «Beim Experimentieren mit Midjourney stellte ich fest, dass Bilder von Menstruation und Geburt nicht den Richtlinien entsprechen. Dies bestätigt, dass gesellschaftlich stigmatisierte Themen auch in der KI reflektiert werden. Ich nutzte jedoch die Stärke von Midjourney, um zeitgenössische Interpretationen von Adam und Eva zu kreieren, deren Verführung in Selbstgestaltung und sozialer Bestätigung liegt. Mithilfe von ChatGPT liess ich mir Beziehungsformen beschreiben und generierte Bilder daraus. So lassen sich überraschend diverse Moodboards gestalten und man kann mit verschiedenen Ästhetiken experimentieren.»

    Lisa Hillers unterrichtet Designtheorie im BA Design. In ihren Modulen beschäftigt sie sich mit Emerging Technologies und deren Einfluss auf das Designfeld.

    «Ein Grossteil der technologischen Anwendungen, die heute als ‹KI› rezipiert werden, sind weder künstlich noch intelligent. Tools wie ChatGPT wirken nie im luftleeren Raum, sondern erfordern grosse Mengen an natürlichen Ressourcen, Mineralien und menschlicher Arbeitskraft. KI als ‹neutrales Tool› zu begreifen, finde ich deshalb irreführend. Gleichzeitig wird zu Recht an den Grundfesten unserer Arbeit gerüttelt. Dozierende müssen diskutieren, was tatsächliches Lernen von generierten Antworten unterscheidet. Studierende experimentieren mit neuen, generativen Designprozessen. An diesem Zwiespalt können wir Spass haben und zwischendurch ein wenig verzweifeln - beides muss erlaubt sein».

    Susanne Schumacher, Vorsitzende Digitalrat

    «KI ist im ZHdK-Hochschulalltag so präsent, dass wir vermehrt vor richtungsweisenden Entscheidungen stehen. Der Digitalrat unterstützt ZHdK-Angehörige darin, sich unter den Aspekten Neugier, Praxisbezug und Reflexion mit KI zu befassen. Ein vom Digitalrat initiiertes Positionspapier und ein internes, mit dem Rechtsdienst erarbeitetes Merkblatt halten die Grundlagen für die Nutzung und Entwicklung von KI an der ZHdK fest. Auf dieser Basis und unter dem Motto ‹Critical Curiosity› fördert der Digitalrat in seinen Projekten und Programmen die KI-Kompetenzen der Hochschulangehörigen sowie die Anwendung von KI im Arbeitsalltag und in kreativen Prozessen».

    Prof. Felix Stalder lehrt im Departement Fine Arts und ist am Institute for Contemporary Art Research tätig.

    «KI-Tools mit klar definierten Aufgaben sind in den letzten Jahren sehr viel besser geworden. An Übersetzungstools haben wir uns schon fast gewöhnt, aber auch etwa die Möglichkeit des Entfernens von Hintergrundgeräuschen aus Audiodateien ist wirklich nützlich. Die aktuellen generativen Tools sind für meine eigene Arbeit weniger gut einsetzbar. Sie sind eindrücklich, wenn man sie machen lässt, aber sobald man etwas Genaues will, wird es schwierig. Für mich sind sie aktuell eher wie Wikipedia: ein guter Ort, um mit der Beschäftigung zu beginnen, aber ein schlechter, um damit aufzuhören».

    Grit Wolany ist Visual Artist und AI Scout des Digitalrats.

    «Mein Fazit nach einem intensiven KI-Jahr: Der Hype um KI und die Flut an generierten Inhalten in den sozialen Medien ermüden. So viel ‹KI-Kitsch› - meist lieblos, leblos, austauschbar. Trotzdem habe ich weiterhin Freude an meiner persönlichen Arbeit mit Bild-KI, die immer noch stark vom Zufall und vom freien Experimentieren geprägt ist. Mein persönliches Learning des letzten Jahres: Je plan - und kontrollierbarer die Arbeit mit KI sein soll, desto uninteressanter werden die Resultate - zumindest für mich. In Sachen KI bevorzuge ich definitiv Freestyle».

    Mirko Bischofberger, Dozent und Experte für Wissenschaftskommunikation

    «Zurzeit beschäftigen mich vor allem die Gefahren von generativer KI in der Wissenschaftskommunikation, insbesondere der ‹Algorithmic Bias› und die ‹Deepfakes›.
    Wenn ich zum Beispiel ein Bild eines Forschenden generiere, zeigt es immer einen älteren, weissen Mann. Dies verstärkt eine bereits existierende Voreingenommenheit, statt dieser gegenzusteuern. Aber auch ‹Deepfakes› sind problematisch: Ein Bild von Putin, der Einstein die Hände schüttelt, kann das Vertrauen in die Wissenschaft untergraben. Es ist meines Erachtens also wichtig, diese Herausforderungen anzugehen, um eine zuverlässige Wissenschaftskommunikation zu gewährleisten».

    Florian Bruggisser ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Immersive Arts Space der ZHdK und befasst sich mit der Wahrnehmung der Welt durch Maschinen und Computer.

    «Durch gezieltes Experimentieren mit KI in Kunstprojekten decken wir im Immersive Arts Space charakteristische Verzerrungen und Verhaltensweisen von KI-Modellen auf. Die Methode des Black-Box-Testens ermöglicht es Betrachtenden, ohne tiefes technisches Eintauchen ins KI-Modell Einblicke in dessen Funktionsweise und die zugrunde liegenden Daten zu gewinnen. So zum Beispiel im Projekt ‚‹recon- FIGURE›, bei dem der eigene Körper von einem KI-System in eine 3D- Darstellung umgewandelt wird. Fehler und Verzerrungen im Datensatz werden so am eigenen Abbild erfahrbar».


    Alain Suter

    Alain Suter ist PR-Manager in der Hochschulkommunikation der Zürcher Hochschule der Künste. 

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