11. April, 18.30–20.30 Uhr
Können Computer denken? Diese Frage war Gegenstand zahlloser Abhandlungen in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Sie trat die Nachfolge einer zentralen Beunruhigung des 18. Jahrhunderts an, als die hochentwickelte Automatentechnik eine enorme Verunsicherung im Hinblick auf die menschliche Seele hervorrief.
Wenn der menschliche Körper wie eine Maschine funktioniert, was ist dann die Seele? Angesichts der Entwicklungen auf dem Gebiet der Neurowissenschaften ist diese Frage anhaltend aktuell. Hat der Mensch als neuronale Maschine eine Seele oder muss man die mit ihr verbundene Vorstellung als lieb gewordene Denkgewohnheit verabschieden?
Immer schon haben Menschen Maschinen in Anspruch genommen, um ihre eigene Rätselhaftigkeit nachzustellen und so sich selbst begreiflich zu machen. Unser eigenes Gesicht bietet in diesem Zusammenhang eine besondere Herausforderung; denn es ist uns selbst eigentümlich äußerlich, eine dem anderen zugewandte lebendige Larve. »Was mir fehlt, das ist dieses Ich, das du siehst. Und was dir fehlt, das bist du, den ich sehe.« Paul Valéry macht damit darauf aufmerksam, dass wir uns selbst niemals gegenübertreten und unser expressives Gesicht sehen können. Niemals? Was wäre, wenn wir uns in Avataren verdoppelten? Können Avatare blicken? Können wir mit ihnen Blicke tauschen?