Vom 9.–12. Oktober 2023 findet eine internationale Tagung mit dem Titel «To tear these images from time – Exploring Visual Representations from Nazi Camps, Ghettos and the Holocaust» an der Friedrich Schiller Universität Jena und der Gedenkstätte Buchenwald statt. Die Tagung ist Teil des DFG-Projekts «Jenseits der Undarstellbarkeit. Bildkünstlerische Artefakte von KZ-Häftlingen als visuelle Deutung der Lagewirklichkeit».
Manuel Fabritz nimmt a dieser Tagung teil und stellt in seinem Beitrag «gezeichnet. From Buchenwald to Switzerland – A Series of 39 Images drawn by Kalman Landau” Ergebnisse des Forschungsprojektes «Performative Räume. Von Buchenwald in die Schweiz» vor.
Nach der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald bei Weimar kam im Sommer 1945 eine Gruppe von 374 jugendlichen Holocaustüberlebenden auf Initiative der Schweizer Spende zur Erholung in die Schweiz. Im Kern des Forschungsprojektes geht es um eine Bildserie von 39 kleinformatigen Zeichnungen, die Kalman Landau im Rahmen der «Buchenwaldaktion» der Schweizer Spende im Heim Felsenegg, auf dem Zugerberg zeichnete. In der Bildserie zeigt Kalman Landau die Stationen seiner Deportation aus seiner Heimat in Polen und schildert mit eindrücklichen Zeichnungen seine Hafterlebnisse aus den Konzentrationslagern Blechhammer, Auschwitz und Gross-Rosen bis zur Befreiung des KL-Buchenwald und seiner Ausreise mit der «Buchenwalgruppe» in die Schweiz.
Landaus Bildserie ist nicht das einzige Bildzeugnis, das sich aus der Buchenwaldaktion erhalten hat. Thomas Geves 80-seitige Bildserie gehört ebenso zu diesen Dokumenten wie die Zeichnungen von Henryk Reicher, die ebenfalls Eingang in das Projekt fanden. Autobiografische Lebensberichte, die aus den Schulunterrichten auf dem Zugerberg hervorgingen, sowie eine Vielzahl von Schmuckblättern und Dankesbriefen, gehören zum Bestand von Zeugnissen, die heute im Archiv für Zeitgeschichte in Zürich aufbewahrt werden. Diese Dokumente und Zeitzeugnisse waren Ausgangspunkt und Grundlagen der Bilderforschung von Jugendlichen Holocaustüberlebenden, die zum Teil durch persönlich geführte Interviews mit den heute noch lebenden Zeitzeugen ergänzt wurden.