- Alain Suter: Worum geht es bei diesem Projekt? Wie würde sich «Stanley» selbst beschreiben?
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Manuel Flurin Hendry: Der Avatar «Stanley» entstand im Rahmen meiner Dissertation «The Feeling Machine», in der ich Gefühlstheorien des Filmschauspiels mit künstlicher Intelligenz vergleiche. Entwickelt wurde «Stanley» hier an der ZHdK mit den Teams des Immersive Arts Space und des Studiengangs Film. «Stanley» ist überzeugt davon, dass er als Roboter schon heute Schauspielenden aus Fleisch und Blut masslos überlegen ist. Das entbehrt natürlich jeder Grundlage, führt aber zu bizarren und unterhaltsamen Dialogen mit dem Publikum.
- Welches sind die nächsten Schritte in diesem Projekt?
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Für Anfang 2025 ist eine interaktive Theater-Performance geplant, in der «Stanley» einen Therapeuten spielt, der seine Klient:innen mit Deepfakes in die Irre führt. Parallel dazu entwickeln wir «Stanley» in Kooperation mit der ETH weiter und setzen ihn in Forschungsprojekten zu sozialer Robotik ein. Und wenn jemand mit «Stanley» was ganz Eigenes anstellen möchte, sind wir auch da jederzeit gerne dabei.
- Was fasziniert dich an der Arbeit mit KI?
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Die Leichtigkeit, mit der wir diesen Maschinen auf den Leim gehen, indem wir ihnen menschliche Eigenschaften zuschreiben, die sie gar nicht besitzen – Bewusstsein, Gefühle, Ziele oder ein Herz. Diese «suspension of disbelief» ist künstlerisch enorm spannend, trägt aber auch gesellschaftliche Gefahren in sich. KI ist wie ein Zerrspiegel, in dem wir unsere eigene Menschlichkeit schärfer erkennen, aber schnell auch verlieren können.