- Wie hat sich das Studium in Dramaturgie auf deine berufliche Laufbahn ausgewirkt?
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2014 habe ich, ebenfalls an der ZHdK, einen ersten Bachelor in Musik und Bewegung abgeschlossen. Danach habe ich drei, vier Jahre gearbeitet, aber lustigerweise gar nicht so viel im Bereich Theater. In die Dramaturgie bin ich aus dem Wunsch gekommen, wieder mehr mit dem Schreiben und Texten zu tun zu haben – ohne aber ein Uni-Studium machen zu wollen. Die Dramaturgie hat mir dann die Theaterwelt eröffnet und zu spannenden Verschränkungen geführt. In letzter Zeit bin ich oft als Theatermusikerin an Projekten beteiligt – dieses Berufsfeld hatte ich vorher überhaupt nicht auf dem Radar. Es macht mir Spass, interdisziplinär unterwegs zu sein, Musik und Text zusammenzubringen und diese Dinge voneinander profitieren zu lassen.
- Gibt es thematische oder konzeptuelle Zusammenhänge zwischen deinem Diplomprojekt «refractions» und dem neuen Stück «Herz aus Polyester» oder «Grounding»?
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Die Verbindungen liegen in der künstlerischen Position. Bei allen drei Sachen ging es mir darum, einen neuen Raum zu erschliessen und nach musikalischen Erzählweisen zu suchen. Dies aber aus der Warte dreier unterschiedlicher Rollen: Bei «refractions» habe ich stark als Musikerin gedacht, bei «Herz aus Polyester» als Autorin und bei «Grounding» als Dramaturgin.
- «Herz aus Polyester», ein poetisches Science-Fiction-Stück, wird im September 2024 im Deutschen Theater Berlin uraufgeführt. Wie stark bist du in die Inszenierung involviert?
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Ich bin an die Endproben eingeladen, aber ansonsten nicht involviert. Ich bin die Autorin, die das Stück aus der Hand gibt. Beim Schreiben habe ich viele Lücken gelassen, weil ich glaube, dass ein Theatertext diese wirklich braucht, dass er erst bei der Aufführung «fertig» gemacht werden kann. Das interessiert mich sehr: wie andere den Text wahrnehmen und füllen.
- Welche Rolle spielt dein Studium an der ZHdK in deinem Leben heute?
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Die Nachwirkungen des Studiums sind sehr stark. Ein Netzwerk ist entstanden, ich arbeite auch jetzt noch mit Menschen, mit denen ich während der Studienzeit in Kontakt gekommen bin. Als Mitglied der Alumniorganisation Netzhdk nehme ich mir immer wieder vor, in die Bibliothek lesen und arbeiten zu gehen. Ich habe das zwar erst einmal geschafft, aber das ist der Ort, an den ich immer wieder zurückkehren würde. Und ich liebäugle mit mehreren Masterstudiengängen an der ZHdK: in Komposition, Transdisziplinarität und Kulturpublizistik.
- Welche Eindrücke und Erinnerungen aus deiner Studienzeit sind dir besonders im Gedächtnis geblieben?
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Auf eine Umstellung nach dem Studium war ich nicht ganz vorbereitet: In der freien Szene gibt es keine Proberäume, man muss das Material zusammensuchen, improvisieren. Im Gegensatz dazu hat die ZHdK echt krasse Ressourcen. Das finde ich rückblickend beeindruckend.
- Gibt es etwas, was du aktuellen oder künftigen Studierenden mit auf den Weg geben möchtest?
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Man ist in einer Situation, in der vieles möglich ist, man viele Themen um sich hat und mit vielen hilfsbereiten Menschen in Kontakt treten kann. Ich würde immer überlegen: Was will ich von diesem Fach, von diesen spezifischen Dozierenden lernen? Was interessiert mich wirklich, was brauche ich?