- Martina Egli: Du bist Vermittlerin und erforschst die Vermittlungspraxis. Eine Doppelrolle?
-
Miriam Schmidt-Wetzel: Wer kunstpädagogisch forscht, steht mitten im Geschehen und ist Teil davon – dies gilt es kontinuierlich zu reflektieren. Gleichzeitig bewege ich mich als Fachdidaktikerin auch im Dazwischen: zwischen Hochschule und schulischem Kontext, Disziplinen und Praxisfeldern. Die Arbeit schafft spannende Berührungspunkte, etwa mit Medientheorie, Philosophie und künstlerischer Praxis. Tatsächlich sind Kunstpädagog:innen nirgends so beheimatet wie Pädagog:innen, die sich ausschliesslich in einem spezifischen Fachgebiet bewegen.
- Wie gehst du damit um?
-
Mich interessiert das Bewegliche, die Herausforderung, Zusammenhänge herzustellen. Dies funktioniert nur, solange ich mich nicht zu sehr auf einen Standpunkt festlege, sondern in Bewegung bleibe, mich von anderen bewegen lasse, um meine Sicht auf die Dinge zu erweitern. Dazu gehört ein hybrides Selbstverständnis als Kunstpädagogin, Künstlerin, Forscherin und Vermittlerin. Ich möchte den Studierenden das Gefühl vermitteln, «zwischen den Stühlen» gut positioniert zu sein.
- Kollaboration hat für dich früh zentrale Bedeutung erlangt. Warum?
-
Interaktive Arbeiten haben mich schon in meinem künstlerischen Schaffen gereizt. Nun liegt mein kunstpädagogischer Fokus auf kollaborativen Settings an Schulen und in soziokulturellen Feldern. Hier finden ästhetische und künstlerische Prozesse in sozialen Zusammenhängen statt. Im Gegensatz zum Kollektiv, in dem Individuen verschwinden können, sollen sich die Einzelnen in kollaborativen Settings wiedererkennen und individuelle Erkenntnisse gewinnen. Gemeinsam können dabei «Dritte Räume» gefunden beziehungsweise erfunden werden.
- Was zeichnet einen Dritten Raum aus?
-
Der Dritte Raum ist Begegnungsraum. Es geht darum, eine kunstpädagogische Situation zu schaffen, in der die Teilnehmenden ihre Bedürfnisse äussern, ihre Interessen zum Ausdruck bringen und sich weiterentwickeln. Im Idealfall eröffnen sich so neue Perspektiven, ergeben sich neue Fragen, bilden sich neue Interessengemeinschaften und entstehen neue Projektideen. Die Möglichkeit des Scheiterns ist aber immer gegeben. Alles andere wäre Pseudopartizipation.