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    Im Dazwischen

    Aus dem Hochschulmagazin Zett

    Under Construction: Nach ihrem Studium der Bildhauerei und Medienkunst baut Miriam Schmidt-Wetzel heute physische und virtuelle Dritte Räume in Art Education. Foto: Janus.

    Veröffentlicht am 03.01.2024

    Autor:in Martina Egli

    • Art Education
    • Forschung
    • Campus

    Wie schaffen wir Raum? Wie bauen wir Brücken? Wie nutzen wir Digitalität? Die Künstlerin und Kunstpädagogin Miriam Schmidt-Wetzel lehrt und forscht in Art Education und leitet das PhD-Programm «Fachdidaktik Art & Design». Im Gespräch umkreisen wir Übergänge als Eigenart von Vermittlung.

    Martina Egli: Du bist Vermittlerin und erforschst die Vermittlungspraxis. Eine Doppelrolle?

    Miriam Schmidt-Wetzel: Wer kunstpädagogisch forscht, steht mitten im Geschehen und ist Teil davon – dies gilt es kontinuierlich zu reflektieren. Gleichzeitig bewege ich mich als Fachdidaktikerin auch im Dazwischen: zwischen Hochschule und schulischem Kontext, Disziplinen und Praxisfeldern. Die Arbeit schafft spannende Berührungspunkte, etwa mit Medientheorie, Philosophie und künstlerischer Praxis. Tatsächlich sind Kunstpädagog:innen nirgends so beheimatet wie Pädagog:innen, die sich ausschliesslich in einem spezifischen Fachgebiet bewegen.

    Wie gehst du damit um?

    Mich interessiert das Bewegliche, die Herausforderung, Zusammenhänge herzustellen. Dies funktioniert nur, solange ich mich nicht zu sehr auf einen Standpunkt festlege, sondern in Bewegung bleibe, mich von anderen bewegen lasse, um meine Sicht auf die Dinge zu erweitern. Dazu gehört ein hybrides Selbstverständnis als Kunstpädagogin, Künstlerin, Forscherin und Vermittlerin. Ich möchte den Studierenden das Gefühl vermitteln, «zwischen den Stühlen» gut positioniert zu sein.

    Kollaboration hat für dich früh zentrale Bedeutung erlangt. Warum?

    Interaktive Arbeiten haben mich schon in meinem künstlerischen Schaffen gereizt. Nun liegt mein kunstpädagogischer Fokus auf kollaborativen Settings an Schulen und in soziokulturellen Feldern. Hier finden ästhetische und künstlerische Prozesse in sozialen Zusammenhängen statt. Im Gegensatz zum Kollektiv, in dem Individuen verschwinden können, sollen sich die Einzelnen in kollaborativen Settings wiedererkennen und individuelle Erkenntnisse gewinnen. Gemeinsam können dabei «Dritte Räume» gefunden beziehungsweise erfunden werden.

    Was zeichnet einen Dritten Raum aus?

    Der Dritte Raum ist Begegnungsraum. Es geht darum, eine kunstpädagogische Situation zu schaffen, in der die Teilnehmenden ihre Bedürfnisse äussern, ihre Interessen zum Ausdruck bringen und sich weiterentwickeln. Im Idealfall eröffnen sich so neue Perspektiven, ergeben sich neue Fragen, bilden sich neue Interessengemeinschaften und entstehen neue Projektideen. Die Möglichkeit des Scheiterns ist aber immer gegeben. Alles andere wäre Pseudopartizipation.

    Wir wollen einen Dritten Raum für den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Lehre und Vermittlung in Art Education schaffen.

    Miriam Schmidt-Wetzel
    Durch die Pandemie haben wir Nähe und Distanz neu erfahren. Was bedeutet das für deine Arbeit?

    Ich habe festgestellt, dass Nähe in der Zusammenarbeit gar nicht physischer Natur sein muss, sondern vor allem inhaltlicher und thematischer. Jenseits des «Emergency-Remote-Modus» können wir die Vorteile digitaler Zusammenarbeit bewusst nutzen und weiter ausbauen. Das ist auch die Idee hinter dem Projekt «collaeb»: Wir wollen einen Dritten Raum für den Austausch und die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Lehre und Vermittlung in Art Education schaffen. Wir bringen dafür Lehrpersonen, Dozierende und Forschende, aber auch Museumspädagog:innen oder Kulturvermittler:innen zusammen. Auf der Website collaeb.org können sie sowohl individuelle Themen sichtbar machen als auch gemeinsam an Fragestellungen arbeiten – und so das Projekt «collaeb» selbst kollaborativ weiterentwickeln.

    Welche Forderungen stellt Digitalität an die Kunstpädagogik der Zukunft?

    Digitalität macht es möglich und nötig, Methoden und Inhalte des Fachs kritisch zu hinterfragen. So klafft etwa zwischen dem Unterricht und dem Alltag der Jugendlichen häufig eine grosse Lücke. Es ist extrem wichtig, an dieser Stelle Brücken zu bauen und die Schüler:innen selbst zu Wort kommen zu lassen, um gemeinsam zu reflektieren: In welchen digitalen Bildwelten bewegen wir uns? Wie kommunizieren wir über und mit Bildern? Welche Beziehungen werden dabei zu und mit Bildern hergestellt?

    Auch dein geplanter Minor «Vermittlungs- und Unterrichtsprojekte mit Jugendlichen. Interdisziplinäre Praxis zwischen Künsten, Medien und Bildung» geht in eine neue Richtung.

    Wir stellen fachliche und mediale Begrenzungen infrage. Die Studierenden bringen ihr disziplinäres Wissen und Können mit und vermitteln zunächst untereinander. Ziel ist die gemeinsame Konzeption und Durchführung eines ästhetisch-kulturellen Projekts mit Schüler:innen, das für alle einen Raum der Begegnung öffnet. Die Idee des Dritten Raums ist also auch für diesen Minor zentral.


    Studienangebot

    Informationen zum geplanten Minor Art Education.

    Informationen zu COLLAEB


    Martina Egli

    Martina Egli ist Kommunikationsverantwortliche für das Departement Kulturanalysen und Vermittlung der ZHdK. 

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