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    Harmonischer Übergang vom Tanz zur Choreografie

    Aus dem Hochschulmagazin Zett

    Mit Geduld und Hartnäckigkeit zum Choreografen: Filipe Portugal bei der Arbeit. Fotos: Regula Bearth.

    Veröffentlicht am 13.08.2023

    Autor:in Tina Tishev

    • Tanz
    • Campus

    Filipe Portugals Übergang vom Balletttänzer zum Choreografen war eine natürliche Entwicklung, angetrieben vom Wunsch, neue kreative Wege zu gehen. Mit seinem Verständnis für Bewegung formt er Geschichten und leitet Tänzer:innen an, ihre künstlerische Vision zum Ausdruck zu bringen.

    Tina Tishev: Kannst du uns ein wenig von deinem Wechsel vom Tanz zur Choreografie erzählen?

    Filipe Portugal: Mein Wechsel vom Tanz zur Choreografie hat sich eigentlich als ganz harmonischer Übergang in meiner künstlerischen Karriere ergeben. Als Tänzer hatte ich das Privileg, mit Choreografen zu arbeiten, die verschiedene Stile und Ansätze pflegten. Mit der Zeit entwickelte ich dann eigene Ideen und wollte diese in eigenen Produktionen umsetzen. Das heisst, während ich noch tanzte, begann ich auch den Bereich der Choreografie zu erkunden und fand so langsam zu meinem eigenen künstlerischen Ausdruck.

    Was hat dich dazu bewegt, dich auf die Choreografie zu fokussieren?

    Nun, da reden wir natürlich über eine Kombination von Faktoren. Erstens bin ich an einen Punkt gelangt, an dem ich neue Wege erkunden wollte, meine Kreativität umzusetzen. Die Choreografie erlaubte es mir, Kontrolle über den künstlerischen Prozess zu erlangen und meine eigenen Ideen umzusetzen. Zudem wollte ich mich selbst herausfordern und meine persönlichen Grenzen als Künstler ausdehnen. Auf die se Weise konnte ich meinen künstlerischen Horizont erweitern und ein neues, aufregen des Kapitel meiner Karriere aufschlagen.

    Gab es spezielle Herausforderungen in diesem Übergang?

    Natürlich, der Übergang vom Tänzer zum Choreografen bringt ganz eigene Herausforderungen mit sich. Eine der Haupthürden war, eine Balance zwischen den beiden Ausdrucksformen zu finden. Zu Beginn widmete ich mich dem Tanz und der Choreografie gleichzeitig, sah dann aber rasch einmal ein, dass ich Prioritäten setzen musste. Schliesslich entschied ich mich, ganz auf die Choreografie zu setzen, da ich in ihr die besseren Chancen sah, meine kreativen Vorstellungen umzusetzen. Es brauchte zwar einen gewissen Mut, Vertrautes loszulassen, war aber für meine künstlerische Entwicklung unumgänglich.

    Inwiefern hat dein Hintergrund im Tanz deine Tätigkeit als Choreograf beeinflusst?

    Als Tänzer hatte ich natürlich den Vorteil, dass ich mit Bewegung an sich und den damit verbundenen Mechanismen eng vertraut war. Ich hatte verschiedene Stile kennengelernt, mit allen möglichen Techniken experimentiert und mit talentierten Choreograf:innen zusammengearbeitet. Über all dies habe ich ein gutes Auge fürs Detail entwickelt und die physischen und technischen Aspekte studieren können. Als Choreograf profitiere ich heute von diesem Wissen und praktischen Können, denn es hilft mir, meine Ideen klar zu kommunizieren, die Tänzer:innen zu führen und dem angestrebten künstlerischen Ausdruck Form zu geben.

    Erzähl uns ein wenig über deine Rolle als Choreograf und was diese von der Rolle des Tänzers unterscheidet.

    Der Choreograf entwirft Szenen und setzt Bewegungssequenzen um, erkundet verschiedene Themenfelder, Emotionen und Konzepte mit den Mitteln des Tanzes. Während die Tänzer:innen die Vision des Choreografen zum Leben erwecken und in Bewegung umsetzen, ist der Choreograf dafür verantwortlich, den übergeordneten künstlerischen Rahmen vorzugeben und zu gestalten. Er kann die Erzählweise bestimmen, mit verschiedenen Stilen experimentieren und neue Bewegungsfelder erkunden. Es ist ein sowohl kreativer als auch kollaborativer Prozess, der eine enge Zusammenarbeit mit Tänzer:innen, Designer:innen und Musiker:innen bedingt, um zu einem stimmigen Ganzen zu gelangen.

    Welche Werkzeuge hast du im Masterprogramm mit auf den Weg bekommen, die dir in deiner Arbeit als Choreograf nützlich sind?

    Das Masterprogramm hat mich als Choreo grafen verändert. Ich hatte zwar bereits eine entsprechende Basis, doch das Programm hat es mir erlaubt, mich in Experimente zu vertiefen und neue Aspekte des Berufsfelds zu erkunden. Es hat mich dazu ermutigt, meine Komfortzone zu verlassen und mich neuen Herausforderungen zu stellen. Ich wollte ja nicht bloss meinen Stil verfeinern, sondern in neue, mir noch unbekannte Bereiche vorstossen. Mein Master-Abschlussprojekt beschäftigte sich mit der tänzerischen Arbeit im improvisatorischen Bereich, die mir damals noch vollkommen unvertraut war. Es war ein Sprung ins Ungewisse, eine Chance, herauszufinden, wie ich unter verschiedenen Vorgaben Entscheide fälle und meine künstlerische Integrität in wechselnden choreografischen Kontexten bewahren kann.

    Wie würdest du das Programm heute in Bezug auf deine Erfahrungen und die erworbenen Fähigkeiten bewerten?

    Für mich war der Master mehr als bloss ei ne Lernerfahrung. Er entwickelte sich zu einer Art Spielplatz, auf dem ich neue Sachen ausprobieren, experimentieren und meinen künstlerischen Horizont erweitern konnte. Er gab mir das nötige Selbstvertrauen, um Risiken eingehen zu können, und den Mut, tänzerisches Neuland zu betreten. Mit diesen Erfahrungen in Bezug auf Improvisation und dem Mut, aus meiner Komfortzone auszubrechen, fühle ich mich heute stark genug, weitere Wagnisse einzugehen und so mein Berufsfeld laufend zu erweitern.

    Was würdest du Tänzer:innen, die ins Choreografie Fach wechseln wollen, raten?

    Mein Rat ist: Vertraut auf eure Kreativität und scheut keine Risiken! Habt keine Angst, Neues zu wagen und eure choreografischen Ideen auf die Spitze zu treiben! Es ist grundlegend wichtig, eine eigene künstlerische Stimme zu entwickeln und sich in seiner Vision nicht beirren zu lassen. Findet Wege, um mit Künstler:innen aus den verschiedensten Feldern zusammenzuarbeiten! Dies bereichert euren künstlerischen Ansatz und erweitert euer Verständnis der Tanzwelt. Und zum Schluss: Seid geduldig und hartnäckig! Dieser Weg ist nicht immer einfach, aber mit Hingabe und Ausdauer werdet ihr euren Platz in der Tanzwelt finden.

    Woran arbeitest du derzeit und wie siehst du deine Zukunft als Choreograf?

    Ich arbeite derzeit an einem neuen Stück, das sich mit den Konzepten von Identität und Selbstdarstellung auseinandersetzt. Es ist ein aufregendes Projekt, das Elemente des zeitgenössischen Tanzes mit Multimedia verbindet. Zudem arbeite ich auch mit Livemusik, um zusätzliche künstlerische Tiefe zu erzeugen. Was meine Ambitionen für die Zukunft anbelangt, möchte ich mit meiner Arbeit weiter zum Denken anregen und mein Publikum auf einer emotional tief gehenden Ebene ansprechen. Und ich möchte weitere Kooperationen eingehen und mich auf internationalen Bühnen präsentieren.

    • Filipe Portugal bei der Arbeit. Foto: Regula Bearth. Filipe Portugal bei der Arbeit. Foto: Regula Bearth.

    Studienangebot

    Informationen zum Studium: MA Dance, Choreography


    TINA TISHEV
    Tina Tishev ist Kommunikationsverantwortliche des Departements Darstellende Künste und Film der ZHdK.

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