Die Ausstellung «The Red Herring», angelehnt an die englische Redewendung für eine falsche oder irreführende Fährte, spielt mit Ablenkung, vor allem aber mit Mehrdeutigkeit und den Erwartungen gegenüber zeitgenössischer Kunst und dem historischen Geburtsort von Dada im Cabaret Voltaire. Dieser Ort wird täglich von Tourist:innen, der Kunstszene und zufällig Vorbeikommenden besucht – einige hoffen, dort Schätze aus dem letzten Jahrhundert zu entdecken. Die Spuren der dort Ausstellenden lenken bewusst von geradlinigen Interpretationen ab, führen aber stets zurück zu Dada, zur Geschichte des Ortes, zu ihren eigenen künstlerischen Konzepten, die mit der Idee einer Kunstkneipe verknüpft sind: 1916 wurde das Cabaret Voltaire im oberen Stockwerk gegründet, bekannt als Holländerstübli der holländischen Meierei, ein Treffpunkt, an dem Bier und Wein angeboten wurden und wo der alte Seemann Jan Ephraim gelegentlich Fisch servierte. Schon damals stand dieser Ort für Internationalität und Vielfalt. Die heutige «Künstler*innenkneipe» versucht, diese Tradition zu erweitern, indem sie zeitgenössische Praktiken und Fragen einbezieht.
Camille Lütjens, Carlo Travaglia, Elena Barmpa, Laura Nan, Stéphane Nabil Petitmermet und Ice Wong Kei Suet absolvieren derzeit ihren Master in Fine Arts an der ZHdK. Auch die Dadaist:innen selbst waren Anfang zwanzig, als sie das Cabaret Voltaire gründeten – einige noch Studierende, während andere, wie Sophie Taeuber-Arp, schon an der heutigen ZHdK tätig waren. In ihrem Bestreben, Künstler:innen am Anfang ihrer Karriere neben etablierten und historischen Figuren zu integrieren, hat das Cabaret Voltaire diese sechs aufstrebenden Kunstschaffenden eingeladen, gemeinsam die «Künstler*innenkneipe» zu bespielen und durch ihre individuellen Praktiken neu zu interpretieren.