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    Ein Gespräch mit Designer und Kurator Itay Blaish

    Z-Kubator What’s Up

    Bild: © Itay Blaish

    Veröffentlicht am 02.02.2025

    • Campus

    Itay Blaish ist ein Designer und Kurator, dessen Arbeit sich über die ganze Welt erstreckt. Seine Arbeit für LaCulture, eine von ihm in Tel Aviv gegründete Ausstellungs-Initiative, den Z-Kubator und verschiedene andere Projekte in der Designbranche haben ihn als Experte geprägt und ihn zu dem interdisziplinären Künstler, Designer und Kurator gemacht, der er heute ist. In diesem Porträt erkunden wir Itays Gedanken zu zeitgenössischem Designschaffen und seine kuratorische Praxis.

    • Ausstellung von LaCulture in Tel Aviv, 2024. Bild: © Szymon Makuch Ausstellung von LaCulture in Tel Aviv, 2024. Bild: © Szymon Makuch

    Itay, erzähl mir etwas über deine künstlerische Praxis.
    Ich bin ausgebildeter Grafikdesigner. Ich habe meinen Bachelor in Visueller Kommunikation am Shenkar College in Ramat-Gan, Israel, gemacht und mich nach meinem Abschluss auf Branding spezialisiert. Nachdem ich sechs Monate lang für eine Agentur gearbeitet hatte, machte ich mich selbstständig und arbeitete hauptsächlich an Branding-Projekten. Für meinen Master in Visueller Kommunikation habe ich an der ZHdK studiert und angefangen, für den Z-Kubator als Kurator und gelegentlich als Jurymitglied zu arbeiten. Ich habe mich schon immer für Kuratieren interessiert. Das Ziel meiner Arbeit war es immer, Communities zusammenzubringen, indem ich sie mit den Macher:innen verbinde. Zurück in Tel Aviv habe ich 2013 mit meinem Projekt LaCulture begonnen, dies zu erforschen.
     

    Was ist LaCulture?
    LaCulture ist ein Projekt, das ich ins Leben gerufen habe, um Design in einen Ausstellungskontext zu bringen. Ausgangspunkt waren meine Überlegungen zur mangelnden Zugänglichkeit von Design. Ich bin der Meinung, dass Design im öffentlichen Raum nicht so zugänglich ist wie Kunst heutzutage. Auch wenn visuelle Kommunikation mittlerweile etwas ist, das jede:r bis zu einem gewissen Grad versteht, gibt es noch nicht so viele Orte, an denen man über Farben, Logos, Kompositionen und Typografien sprechen kann. Mir wurde klar, dass es ein unerschlossenes Interesse an der Welt des Designs gibt. 

    Ich ging dann zu lokalen Jugendzentren in Tel Aviv und erklärte ihnen mein Konzept für eine Designausstellung, die Design für die Öffentlichkeit zugänglicher und erschwinglicher machen soll. Sie waren einverstanden und stellten einen schönen Raum zur Verfügung, der ein Café und einen grosszügigen Bereich für geselliges Beisammensein umfasste. Das war vor 12 Jahren, und wir organisieren immer noch jedes Jahr mehrere Ausstellungen.
     

    Wie hast du erfahren, dass sich die Welt des Designs verändert und neue Trends entstehen?
    Durch meine Arbeit habe ich festgestellt, dass sich die Art und Weise, wie Menschen mit Kunst umgehen, verändert hat. Wir suchen häufiger nach Kunst, die erschwinglich ist und Emotionen weckt. Wir sind keine Kunstsammler:innen mehr, die in teure Kunstwerke und Künstler:innen investieren, um Profit zu machen. Wir kaufen, weil wir die Kunstwerke in unserem Wohnzimmer aufhängen möchten. Ich denke, das ist die reinste Form der Kunstwahrnehmung.

    Ich sehe auch, dass das Kuratieren zu einem wichtigen Teil der Arbeit eines Designers wird. Wir als Designer:innen kuratieren täglich Inhalte. Wir betreiben Blogs, sind in den sozialen Medien aktiv, gestalten Buchlayouts. Es ist ein weniger akademischer Ansatz des Kuratierens, da er auch auf vielen autodidaktischen Fähigkeiten basiert. Design kann jedoch ohne Kuratieren nicht existieren und Kuratieren kann ohne Design nicht existieren. Es muss eine Verbindung zwischen beiden geben. Das wird der Kunstbranche langsam bewusst, und wir arbeiten daran, die Barrieren zwischen beiden Bereichen abzubauen.
     

    Als du nach Zürich gekommen bist, um deinen Master zu machen, was war dein Schwerpunkt?
    Genau das! Ich habe meine Masterarbeit über dieses neue Feld der visuellen Kommunikationskuratierung geschrieben, das in den letzten Jahren entstanden ist. In meiner Arbeit gebe ich diesem Feld einen Namen: «Formatorial». Das Wort ist eine Kombination aus «Format» und «kuratorisch». Designer:innen schaffen Formate. Wenn ein:e Kund:in ein Buch, ein Plakat, eine Website oder was auch immer braucht, müssen wir das kuratieren. Formate sind unser Spielfeld, und das Kuratorische ist die Idee, warum Kunst in diesem Moment auf diese Weise entstehen sollte. Manche bezeichnen das auch als «kulturelles Design».

    • NewKammer-Ausstellung im Atelier Righini Fries, kuratiert von Itay Blaish, 2024. Bild: © Marcel Rickli NewKammer-Ausstellung im Atelier Righini Fries, kuratiert von Itay Blaish, 2024. Bild: © Marcel Rickli

    Du hast erwähnt, dass du auch für den Z-Kubator arbeitest. Welche Projekte betreust du dort?
    Zunächst einmal nehme ich gelegentlich an Jurysitzungen teil, um Bewerbungen für das Förderprogramm What's next_Compass zu beurteilen. Wir bieten ein fantastisches Postgraduiertenprogramm an, bei dem die Teilnehmenden Workshops besuchen, von individueller Betreuung profitieren und einen grossen Atelierraum nutzen können. Ich habe 2021/22 auch selbst daran teilgenommen. Wenn wir uns für die Teilnehmenden entscheiden, versuchen wir also wirklich herauszufinden, was die Person von uns braucht, um den nächsten Schritt zu machen. Wir erwarten während dieser Zeit keinerlei Ergebnisse von ihnen. Wir sind lediglich da, um sie zu unterstützen, damit sie ihren Weg zum Erfolg gehen können, ganz gleich, wie dieser aussieht.

    Ausserdem kuratiere ich die Open Studio Night. Hier zeigen die Teilnehmenden von What's next_Compass Besucher:innen und Interessierten ihre Ateliers und erzählen ihnen mehr über ihre künstlerische Arbeit. Es ist immer sehr aufschlussreich und beeindruckend zu sehen, womit sich die Künstler:innen beschäftigen.

    Zuletzt habe ich das Konzept für die alle zwei Jahre stattfindende Ausstellung unserer What's next_Compass-Absolvent:innen, «NewKammer», entwickelt und kuratiert. Letztes Jahr fand die allererste Ausstellung im Atelier Righini-Fries statt, einer Stiftung, die temporäre Ausstellungen präsentiert. Das Atelier befindet sich in einem schönen, alten Haus im Herzen von Zürich mit einem üppigen, gepflegten Garten. Der Name «NewKammer» ist eine Kombination aus «Newcomer» und «Wunderkammer». Da wir frische, neue Künstler:innen präsentieren, ist der erste Teil des Namens selbsterklärend. Wir haben das Wort mit «Wunderkammer» kombiniert, weil der Atelierraum etwas Wunderbares an sich hat. Die Dichotomie zwischen den neuen und aufstrebenden Künstler:innen, die eines ihrer Werke zeigen, und dem alten Haus ist wirklich etwas Besonderes. Da wir nur einen kleinen Einblick in die vielfältigen Werke der Kunstschaffenden geben, bleiben die Besucher:innen neugierig und wollen mehr entdecken. Mit diesem Projekt kann ich meinen inneren Kurator wirklich ausleben.
     

    Wo bist du ausser in Zürich und Tel Aviv noch beruflich tätig?
    Neben LaCulture und verschiedenen anderen Projekten in Tel Aviv arbeite ich auch in London, Krakau, New York und Berlin an Projekten, die sich hauptsächlich mit Branding befassen. In Krakau bin ich als Kurator tätig. Vor einigen Jahren habe ich für den Krakow Art Salon gestaltet, ein Projekt, das der Öffentlichkeit die Möglichkeit bietet, mit lokalen Künstler:innen und ihren Werken in Kontakt zu treten. Ich habe das erste Design und Konzept entworfen und bei der Entwicklung der visuellen Kommunikation mitgeholfen. Krakau ist für mich sehr bereichernd, da es dort eine sehr lebendige Underground-Kunstszene gibt.
     

    Was kommt als Nächstes?
    Im Dezember letzten Jahres habe ich in Tel Aviv ein neues Projekt namens Poster Club gestartet. Dieses Projekt möchte ich auch nach Zürich bringen. Die Idee des Poster Clubs ist es, Grafikdesigner:innen und die Öffentlichkeit näher zusammenzubringen. Bei unserer ersten Ausstellung in Tel Aviv haben wir 40 Poster von 40 renommierten Designer:innen präsentiert, die auch zum Verkauf standen. 

    Zürich ist die Stadt des Grafikdesigns, und wir möchten einen Weg finden, es zugänglicher zu machen. Plakatdesign ist in der Schweiz wie ein Handwerk. Es ist fast wie Tischlerarbeit. Und da die Schweiz Grafikdesign eher als Handwerk denn als Kunstform betrachtet, finde ich, dass wir unsere Türen öffnen und Designer:innen, Grafiker:innen und Illustrator:innen mehr würdigen sollten, als wir es bisher getan haben.

    Das Interview führte Maxine Erni.

    • Itay Blaishs Atelier, 2024. Bild: © Andras Szamek Itay Blaishs Atelier, 2024. Bild: © Andras Szamek

    Das Wichtigste in Kürze

    • Name
      Itay Blaish

    • Website
      itayblaish.com

    • ZHdK Studiengang
      MA Visual Communication

    • Studienabschluss
      2021

    • Z-Kubator Programm
      What’s next_Compass 2021/22


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