Am diesjährigen PAD-Festival waren sechszehn, vielfach mit Preisen ausgezeichnete Produktionen von nationalen und internationalen Künstler:innen, an sieben Spielstätten in Wiesbaden zu sehen. Kristina Malysevas feierte am Festival Premiere und zeigte in der hessischen Landeshauptstadt ihre ZHdK-Diplomarbeit «Verwobene Welten – Myzel und die Sprache der Symbiose» (Mentorat Prof. Dr. Jochen Kiefer) zum ersten Mal öffentlich. Die Arbeit verbindet eine installative Performance mit einem KI-generierten interaktiven
Sprachspiel, in dem das Publikum versucht in der Sprache der Pilze zu kommunizieren und sich zum Ende mit den eigenen Zuschreibungen auf «Natur» und den Unzulänglichkeiten menschlicher Sprache konfrontiert sieht.
Das PAD-Festival wird von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste in Kooperation mit der Akademie für Theater und Digitalität Dortmund ausgerichtet. Spielort des Festivals war in diesem Jahr das Hessische Staatstheater Wiesbaden.
Theaterstück «Verwobene Welten – Myzel und die Sprache der Symbiose»
Pilze spriessen zu unvorhersehbareren Zeiten, an unvorhersehbaren Orten. Sie sind dafür bekannt, in die von Menschen errichteten Lebensbereiche einzugreifen: Sie bringen Gebäude zum Einsturz, beseitigen Umweltverschmutzungen oder werden als Heilmittel eingesetzt. Pilze sind durch verborgene unterirdische Lebensnetze verbunden – sogenannte Myzelien, fadenförmige, nährstoffhaltige Strukturen, die sich zu einem riesigen, komplexen Netzwerk entfalten können. Diese Myzelien kommunizieren miteinander durch elektrische Impulse – eine Eigenschaft, die sie wiederum mit Computernetzwerken teilen.
«Verwobene Welten» ermöglicht über Chatbots, mit den für uns unsichtbaren Myzelien in Kontakt zu treten. Mithilfe einer trainierten künstlichen Intelligenz entsteht eine eigene Sprache der Pilze, die deren vielseitige Eigenschaften zum Ausdruck bringt. Die Inszenierung führt das Publikum durch eine interaktive und immersive Erfahrung, die nach einer gemeinsamen Sprache zwischen Menschen und Myzelien sucht. Dabei
werden der Kreislauf eines Ökosystems, der Prozess der Zersetzung und Erneuerung sowie die Bedeutung der eigenen, menschlichen Rolle im grösseren Ökosystem thematisiert.
Dramatugie-Studentin Kristina Malyseva
Kristina Malyseva ist ausgebildete Schauspielerin und studiert derzeit Dramaturgie an der Zürcher Hochschule der Künste, mit dem Schwerpunkt Digitalität im Theater. Sie ist Mitarbeiterin im Forschungsprojekt «The Answering Machine» und forscht an der ZHdK am Einsatz von digitalen Agent:innen auf der Bühne. Im Zuge ihrer Forschung hält sie Vorträge und gibt Workshop für Theatermacher:innen zum Thema «Künstliche Intelligenz in Angewandten Künsten». Ihre letzen Arbeiten «ich sehe was, was du nicht siehst» sowie «wir haben nichts zu verbergen» gemeinsam mit Sylke Gruhnwald wurden im Theater Neumarkt in Zürich gezeigt. Das nächste Engagement führt sie zum Schauspielhaus Graz. Im Februar feiert die Inszenierung «Maschinengespräche- oder: ich liebe es, wenn Siri meinen Namen sagt» Premiere.
«Verwobene Welten – Myzel und die Sprache der Symbiose» wird vom 06. – 09.11.2024 im Kulturhaus Helferei in Zürich zu sehen sein.