Zu Beginn des Studiums war ich ahnungslos. Aufgrund meines Interessens an Performance dachte ich daran, Schauspiel oder Film zu studieren, und entschied mich glücklicherweise für Fine Arts. Hier hat man die Freiheit, durch «learning by doing» Verschiedenes auszuprobieren. Besonders im ersten Studienjahr empfand ich die selbstständige Praxis, das ständige Aus-sich-selbst-Schöpfen, als mental herausfordernd. Ich bin meinen Dozierenden, die mich in Mentoraten stets bestärkt haben, daher sehr dankbar.
Dann gleiste ich im zweiten Studienjahr ein Projekt auf: Ich habe ein Theaterstück mit dem Titel «Macht und Liebe im Mittelalter» vom Drehbuch über die Regie bis zur Produktion selbst in die Hand genommen. Das Stück umfasst fünf Rollen und ist als pure Unterhaltung gedacht. Es macht sich lustig übers Theater – «sich über etwas lustig machen» zieht sich als Element durch meine Arbeit hindurch, wobei diese Haltung einem Ort der Liebe, Wertschätzung und des Respekts entspringt. Und schliesslich wurde das Stück sogar in der Alten Reithalle in Aarau aufgeführt – ein riesiger Erfolg für mich!
Ich bediente mich für «Macht und Liebe im Mittelalter» verschiedener Referenzen: Gedichte von Goethe, Donald-Duck-Zitaten aus der «Lustiges Taschenbuch»-Reihe, Lyrics von Tupac Shakur. Und die lustigste Szene wurde teilweise von ChatGPT geschrieben. Inhaltlich setze ich mich in meiner Arbeit oft mit dem Internet auseinander. Mich interessiert, wie sich Sprache online verändert und neu generiert wird – die Schnelligkeit, Vielschichtigkeit und der Unterhaltungsdrang des Internets.
Wenn mich jemand fragt, positioniere ich mich als «Entertainerin». Ich bin dabei, ein Set aus unnützen Skills anzulegen, die man sich nur durch Youtube-Tutorials selbst beibringen kann – zum Beispiel viral gegangene Tanzstile oder «fry screaming», wie es in der Death-Metal-Musik vorkommt. Daraus speist sich dann mein Portfolio als Entertainerin.
Ich weiss nicht, ob ich mein Theaterprojekt an einem anderen Ort als der ZHdK hätte umsetzen können. Es gibt hier eine grossartige Infrastruktur, eine breit aufgestellte Dozierendenschaft und viele Mitstudierende, mit denen man sich ein Atelier teilt und so seine Peers wählen kann. Hinzu kommen disziplinübergreifende Angebote wie das «Theater in allen Räumen (TiaR)», welches vom Departement Darstellende Künste und Film ausgerichtet wird, wo ich mit meinen Performances teilnahm.
In meinen Performances arbeite ich mit Text, Stimme, Bewegung. Ich will dabei Energie generieren, quasi als Geschenk ans Publikum. Was ich an Performances so besonders finde, ist das, was zwischen Publikum und Performer:in geschieht. Wenn ich selbst eine gute Performance sehe, muss ich immer weinen, weil mich das so berührt. Wenn Energie aus dem Publikum zurückfliesst, ist das wie Zauberei – einfach magisch!