Jahresmediengespräch der Zürcher Hochschule der Künste
Am Jahresmediengespräch blickte Rektor Thomas D. Meier auf das erste volle Jahr der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) im Toni-Areal zurück. Er thematisierte die Bedeutung der Forschung und des Promotionsrechts für Kunsthochschulen sowie den Ausschluss von europäischen Förderprogrammen. Im Zentrum standen jedoch die dynamischen Arbeitsfelder der Absolvent/-innen, zu denen der neue Kreativwirtschaftsbericht Schweiz 2016 aktuelle Fakten und neue Ansätze liefert.
Die ZHdK ist im neuen Campus Toni-Areal angekommen. Für das erste Betriebsjahr 2015 weist sie einen Gesamtumsatz von 170 Mio. Franken aus und zählt 2888 Studierende (1997 in Bachelor- und Master-Studiengängen, 891 in Weiterbildungen). Wegen der finanziell angespannten Situation des Kantons Zürich bleibt das Budget für die kommenden Jahre plafoniert. Zum wichtigsten Kostentreiber im Hochschulbereich, den steigenden Studierendenzahlen, trägt die ZHdK kaum bei. Die Zahl der Bachelor- und Master-Studierenden ist stabil. «Wir fahren keine Wachstums-, sondern eine Exzellenzstrategie», so Rektor Thomas D. Meier. Über einen Numerus clausus und Eignungsprüfungen wird sichergestellt, dass nur die Talentiertesten zum Studium aufgenommen werden.
Forschung, Ausschluss von europäischen Programmen
Die direkten Kosten für die Forschung beliefen sich 2015 auf 10,6 Mio. Franken; davon sind 3,12 Mio. Franken eingeworbene Mittel. Wichtige Geldgeber sind der Schweizerische Nationalfonds SNF, die EU und diverse Stiftungen. Als Folge der Zuwanderungsbeschränkung kann die Schweiz an einer Reihe von EU-Programmen bekanntlich nicht mehr oder nur unter Einschränkungen teilnehmen. «Wir brauchen dringend Lösungen, um bei diesen Programmen wieder vollwertig dabei zu sein», betont Thomas D. Meier. Immerhin kann das Institute for Art Education der ZHdK sich seit März dieses Jahres am Horizon-2020-Projekt «Traces» (Transmitting Contentious Cultural Heritages with the Arts) beteiligen, einem von der EU mit 2,3 Mio. Euro und vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation mit 423'000 Franken geförderten Projekt.
Promotionsrecht und Engagement für den Hochschulplatz Zürich
Um den künstlerisch-wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern, setzt sich die ZHdK weiterhin für Promotionsmöglichkeiten an schweizerischen Kunsthochschulen ein. swissuniversities, die Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschulen, hat dieses Jahr im Rahmen der BFI-Botschaft 2017-2020 Projekte zur Entwicklung von Doktoratsprogrammen in Kooperation zwischen Fachhochschulen und schweizerischen sowie ausländischen Universitäten beantragt. Für die Künste und das Design kommen in erster Linie Partnerschaften mit dem Ausland in Frage. In der Schweiz fehlen in diesen Disziplinen die universitären Kompetenzen. Zudem verfügen ausländische Kunsthochschulen in der Regel über ein eigenständiges Promotionsrecht. Eine neue Öffnung der universitären Hochschulen gegenüber der ZHdK zeigt sich in Zürich: So wurde die ZHdK eingeladen, sich stärker im Collegium Helveticum zu engagieren. Sie ist, zusammen mit der Universität Zürich und der ETH Zürich, neu Trägerhochschule dieses Laboratoriums für Transdisziplinarität.
Berufliche Entwicklung und Arbeitsfelder von ZHdK-Absolventen
Mit dem Ziel, die Arbeitsmärkte und Erwerbskontexte ihrer Absolvierenden besser zu verstehen und die Erkenntnisse für die Lehre zu erschliessen, hat die ZHdK die internationale Vernetzung und das Monitoring von Kreativberufen zu einem ihrer strategischen Schwerpunkte für die nächsten Jahre erklärt. Daten des Bundesamts für Statistik zeigen, dass in den Künsten und im Design die berufliche Etablierung tendenziell etwas länger dauert und die Laufbahnen weniger geradlinig verlaufen als bei Ehemaligen anderer Hochschulen. Fünf Jahre nach Studienabschluss ist der nach einem Jahr festzustellende Rückstand bei der Beschäftigungsquote jedoch wettgemacht. Die Arbeitsfelder sind oft breiter als vermutet und umfassen nicht nur die klassischen kreativen Branchen. Dieser Tatsache trägt auch der neue Kreativwirtschaftsbericht Schweiz 2016 Rechnung, der von Christoph Weckerle vorgestellt wurde, Co-Autor und Direktor Departement Kulturanalysen und Vermittlung der ZHdK.
Bericht «Von der Kreativwirtschaft zu den Creative Economies»
Der Kreativwirtschaftsbericht Schweiz 2016 trägt den Titel «Von der Kreativwirtschaft zu den Creative Economies» und zeigt auf neuartige Weise die Vernetzungen kultureller, wirtschaftlicher und technologischer Wertschöpfung in der Schweiz. Der Bericht ist ein Projekt von CreativeEconomies, einem Venture der ZHdK in Zusammenarbeit mit dem RISE Management Innovation Lab der Universität St. Gallen und der Critical Thinking-Initiative der ETH Zürich. Kooperationspartner ist das Statistische Amt des Kantons Zürich. Auf der Basis von amtlichen bzw. öffentlichen Statistiken werden Aussagen zu Unternehmen, Beschäftigten, Umsätzen oder Bruttowertschöpfung formuliert. Neben der Analyse der traditionell definierten Kreativwirtschaft werden auch kreative Berufe ausserhalb der Kreativwirtschaft betrachtet. So zeigt sich, dass in der Schweiz über 450'000 Personen in der sogenannten Creative Economy arbeiten, wovon die eine Hälfte in den Creative Industries erwerbstätig ist, während die andere Hälfte einem kreativen Beruf ausserhalb der Creative Industries nachgeht. Der abschliessend hergeleitete Begriff der Creative Economies steht für ein neues Verständnis der bisherigen Kreativwirtschaft, welches stärker die Praxen und Prozesse der Akteure ins Zentrum stellt. Dieses «Reframing» soll für die Praxis neue Handlungsmöglichkeiten und unternehmerische Perspektiven eröffnen und zugleich zentrale Impulse für die Diskussion von Wertschöpfung an der Schnittstelle von Kultur, Ökonomie und Technologie in der Schweiz setzen.