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    1. Lehre
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    Lehrpreis 2022

    CS Award for Best Teaching

    Bernadette Kolonko erhielt den Lehrpreis 2022 für ihr Konzept zum Thema «Kollaboration». 
    Die hierarchischen Produktionsweisen im Film und auch deren Produkte widerspiegeln nicht den Stand der Analyse, der in der Filmwissenschaft vorliegt. Daher forschte die wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte nach einem grundlegenden Ansatz, um das Kollaborieren im Film in eine neue Richtung zu lenken. Kolonko erprobt mit Studierenden andere Formen des Filmemachens und Film Sehens, mit transformativem Potential: für die Studierenden und für das Berufsfeld.

    Kollaborieren ist in künstlerisch-gestalterischen Unterrichten zentral. Beim Kreieren, beim Entwerfen, beim Gestalten, in der Produktion von Kunst und künstlerischem Wissen, für Aufführungen und beim Vermitteln wird kollaboriert. Kollaborationen auf Augenhöhe zu ermöglichen, ist lohnend – und herausfordernd. Es ist eine pädagogische Sensibilität vonnöten, um Kollaboration für alle produktiv zu machen und aus ihr das herauszuholen, was in ihr steckt – und über eine blosse Arbeitsteilung oder die Ko-Präsenz des gemeinsamen Performens hinauszugehen. Neue Kollaborationskonzepte in der Lehre können neue Rollenverständnisse schaffen. Und sie könnten, für Dozierende und für Studierende, ein Mittel sein, um sich der Verteilung von Macht und Verantwortlichkeit neu bewusst zu werden.

    Im Zuge des vollzogenen Perspektivwechsels der Didaktik hin zum Lernen und dessen Formen sind die «individuelle Förderung» und die Lernenden in den Fokus der Hochschuldidaktik gerückt. Immer individuellere Ausbildungswege werden ermöglicht; auch beim für die kommenden Jahre zentralen Major-Minor-Modell ist dies ein Thema: doch sie fördern eher Formen der Individu(alis)ierung als den Zusammenhalt Studierender und das Peer Learning. Kollaboration ist die Arbeitsform, die auf die Heterogenisierung der Lerngruppen und den Aufruf zum individuellen Lernen antworten kann – als ein geschützter und herausfordernder Rahmen, sich gemeinsam zu entwickeln.  

    Wie Kollaborationsmodelle spezifisch auf die Kontexte einer Kunsthochschule und auf aktuelle Herausforderungen zugeschnitten werden können, war Gegenstand der Diskussion der Lehrpreis-Juries. Es waren 23 Eingaben eingegangen. Daraus wurden vier Nominierungen ausgewählt. Wichtige Kriterien waren, dass Kollaboration zentral für das Konzept ist, dass die Umsetzung nachvollziehbar beschrieben ist und dass ein Interesse an der Weiterentwicklung des Diskurses um Kollaboration besteht. Es wurde darauf geachtet, wo sich die höchste Wirksamkeit der Kollaboration für das Lernen und Arbeiten der Studierenden wie auch für spätere berufliche Kontexte ablesen lässt; wo sich die Konkretheit der Beschreibung und die diskursive Informiertheit am meisten zeigt; welche Aktualität und Dringlichkeit sich daran ablesen lässt; und wo Umsetzung, Relevanz, diskursive Informiertheit und Reflektiertheit eine besonders starke Verbindung eingeben. 

    Im Juryfinale am letzten Mittwoch im November wurde die Entscheidung getroffen, welche der Nominierten den Preis gewinnt. Fünf Juries diskutierten aus verschiedenen Perspektiven: Eine Jury war mit Studierenden besetzt, drei mit Dozierenden und Professor:innen, während die Mixed Jury die Konzepte aus der Perspektive von Mittelbau und Studierenden betrachtete. Zuletzt vereinte das Siegerin-Konzept die meisten Qualitäten – und die meisten Stimmen – auf sich und gewann verdient. 

    Der mit 10'000 Franken dotierte Preis wurde feierlich von der Rektorin Karin Mairitsch übergeben. Zuvor hatten die Juries in ihren Plädoyers die Qualitäten aller vier nominierten Konzepte hervorgehoben. Die Stimmung bei den anwesenden Nominierten-Teams, den Lehrenden und den Studierenden war gut. Die Moderation und die inhaltliche Vorbereitung lag bei Wanja Kröger, Anne Gruber und Bernadett Settele. Ein besonderes Highlight stellte wiederum die audiovisuelle Dokumentation der Konzepte dar, die live von den Nominierten ergänzt wurde. Suzana Richle erarbeitete die Dokumentationen gemeinsam mit den Nominierten. Bei der Moderation der Juries halfen Lukas Schmocker, Jonas Lendenmann, Lena Rheinländer und Luka Vego. Jelena Mair-Khamees unterstützte das Organisatorische.

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    Infografik zur Arbeit von Preisträgerin Bernadette Kolonko

    Die Sichtbarmachung unsichtbar gemachter Machträume im filmischen Erzählen und kollaborative Suchbewegungen nach queer-feministischen Blicken und Darstellungsweisen

    Konzept für hochschulweit geöffnete Theorieseminare und für Projektseminare, Übungen und Workshops als Experimentierformate
    Bernadette Kolonko
    MA Film

    Mit ihrem Lehr- und Lernkonzept zum Thema «Kollaboration» überzeugte Bernadette Kolonko die Lehrpreisjurys im Juryfinale. In ihrem Unterricht verbindet sie eine forschende Grundhaltung mit kollaborativer Zusammenarbeit von Studierenden und Lehrenden auf Augenhöhe. Gemeinsam werden disziplinäre Traditionen und Narrative im Film auf Höhe aktueller Diskurse befragt und in einer kollektiven Suchbewegung verhandelt und aufgebrochen. Es entsteht neues künstlerisches Wissen, das wichtige Impulse für die Studierenden und auch für die Disziplin selbst kreiert. Die Kollaboration im Modul dreht sich um ein Verlernen: Sie basiert auf einem kenntnisreichen kritisch-hinterfragenden Verhältnis zum Film, seinen Stereotypisierungen in Narrativen und Blickverhältnissen, sowie zu seiner hierarchisch strukturierten Produktion. Bernadette Kolonko ist es gelungen, mit ihren Studierenden und durch deren Kollaborieren queer-feministische Erkenntnisse für eine künftige Transformation des Berufsfeldes produktiv zu machen. Die Suche nach neuen Formen der Kollaboration und ihrer Potentiale für die Studierenden wird hier beispielgebend gelebt und kann auf Unterrichte anderer Disziplinen mit Gewinn übertragen werden. 

    Die Juries hoben in ihren Voten hervor, dass die Reflektion der Rolle der Dozentin in der Dokumentation und der Präsentation besonders deutlich werde. Ihre Konzeption baue auf theoretischen Perspektiven und zugleich auf einer Idee geteilter Verantwortlichkeit auf. Dabei werde Bernadette Kolonko als Dozierende konsequent selbst Teil der forschenden Anordnung. 

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    Die anderen drei nominierten Konzepte:

    Infografik zur Arbeit von Michèle Novak und Anna Schürch

    An der Schwelle zwischen Studium und Berufspraxis

    Konzept für das «Forschungspraktikum» als kollaboratives Lehrformat 

    Anna Schürch und Michèle Novak 
    MA Art Education, Kunstpädagogik

    Anna Schürch und Michèle Novak schaffen ihr kollaboratives Setting im Wissen um die Spannungsverhältnisse zwischen den fachlichen und reflexiven Kompetenzen aus der Ausbildung und den Konventionen im Berufsfeld. Um diese zu reflektieren, entwickeln je zwei  Studierende ein Unterrichtssetting und das Dispositiv für seine Beforschung – das ‚Forschungsdesign’ anhand ihrer Fragen und Interessen. Das Forschungspraktikum zeichnet sich durch seinen multiperspektivischen Ansatz aus, durch den es den Abgleich der Sichtweisen vieler Beteiligter ermöglicht: im Studierenden-Tandem, im Teamteaching der Dozierenden, in Peer-Beratungen durch die Seminargruppe, in der Kooperation des Tandems mit ihrer jeweiligen Praxislehrperson sowie in der Präsentation für die Community of Practice und die Alumni. Kollaboration stellt den Kern dieses Konzeptes dar – und wird genauestens begleitet, als Absicherung für die Studierenden und mit dem Ziel einer nachhaltigen Transformation des Berufsfeldes durch veränderte Praktiken. Mit Unterstützung aller Beteiligten und durch das im Prozess mehrfach angepasste Vorgehen begegnen die Studierenden der Komplexität der Unterrichtssituation gestärkt und gemeinsam. Und last but not least: Das Modul bietet Raum für ein professionelles Zweifel, Zögern und Innehalten, bevor die Studierenden im Rahmen ihrer Schlusspräsentation mit der Fachcommunity diskutieren und ihre Erkenntnisse in die Schulen tragen.

    In den Juryvoten wurde betont, dass die Studierenden durch das Konzept besonders nachhaltig für den Übergang ins Berufsfeld gestärkt würden. Das Konzept sei gut durchdacht und besonders konkret; es ermögliche forschendes Lernen in Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ständen wie auch im Austausch mit dem Aussen, den Lehrpersonen an der Schule. 

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    Infografik zur Arbeit von Ahmad Haschemi

    Gemeinsam Lehre so anpassen, dass theoretisches Wissen in die Praxis überführt werden kann

    Konzept für «Spotlight: Künstlerische Praxis aus machtkritischer Perspektive» im BA Praxisfeld Schauspiel und für das Abendtraining «Slow Slow (Run Run)» des BA Film für alle DDK-Vertiefungen, offen für alle Bachelor-und Masterstudierenden, die von Diskriminierung betroffen sind
    Golschan Ahmad Haschemi
    BA Theater, Schauspiel und BA Film 

    ­­­­Golschan Ahmad Haschemis Anliegen ist es, abstrakte Überlegungen aus einem kulturwissenschaftlichen Background in künstlerische Praxis zu übersetzen. Dabei sind Fragen der Nachhaltigkeit und der Kollaboration zentrale Prinzipien ihrer Lehrveranstaltungen. Denn um einen Praxistransfer zu bewerkstelligen, brauche es mehr als ein Verstehen: Es braucht eine Haltung, und ausreichend Ressourcen, um sie umzusetzen. Golschan Ahmad Haschemi betont den verantwortungsvollen Umgang mit ihrer eigenen Position, der für sie eine frühzeitige Kommunikation über die Rahmenbedingungen sowie einen Austausch über Ansprüche und Erwartungen aneinander einschliesst. Es geht ihr darum, Transparenz herstellen, um nicht die Strukturen der Überforderung zu wiederholen, die auch in unserer Hochschule am Werke sind. Das Reflektieren über Machtverhältnisse bezieht daher selbstverständlich das Verhältnis zwischen Lehrender und Studierenden mit ein und führt zu einem prozessorientierten Vorbereiten. Golschan Ahmad Haschemi passt die jeweils nächsten Seminarsitzungen systematisch an die Bedarfe und Fragen der Studierenden an. Überzeugt haben die aus dieser Haltung entwickelten Herangehensweisen an Lektüre: die selbstgesteuerte Auswahl einer übersichtlichen Anzahl von Texten durch Studierende als ‚T:expert:innen’ und die Rückmeldungen in Form von ‚Reading Responses’, sowie, bei der Reflektion von Praxis: die Auswahl von ‚Best Practice’-Beispielen durch Studierende vorab und ihre Re-Lektüre inklusive Verbesserungsvorschlägen am Ende des Moduls.

    Hervorgehoben wurde in den Juryvoten, dass Golschan Ahmad Haschemi ein überzeugender Transfer von Methoden aus der politischen Bildungsarbeit in die künstlerische Praxis gelinge. Die Studierendenjury hob die prozessorientierte, transparente und kollaborative Gestaltung des Moduls hervor. Der thematische Fokus auf Empowerment und das Aufbrechen von Machtstrukturen in beiden Modulen zeige sich bei Golschan Ahmad Haschemi ganz besonders deutlich im Lernsetting.

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    Infografik zur Arbeit von Monster Chetwynd

    Bounded Solidarity 

    Konzept für «Studio Praxis»

    Monster Chetwynd
    BA Fine Arts

    Im drei Jahre dauernden Modul «Studio Praxis» kollaboriert Monster Chetwynd als «Tutor of Body and Language» mit Mathis Altman. Monster Chetwynd sieht ein Wissen über die Möglichkeiten der Kollaboration für Studierende der Fine Arts als wichtig an, damit die späteren Kunstschaffenden die eigene Kunstpraxis bewusst einordnen können und damit sie nicht nur auf eine individuelle Basis setzen, sondern auch lernen, wie wichtig es ist zusammenzuarbeiten. Durch Kunstschaffende betriebene Projekträume und der Austausch untereinander sind massgeblich dafür, dass Kunst entstehen kann; die Logik des Kunstsystems dagegen fördert individuelle Positionierungen. In der mixed economy der Kunst sei es notwendig, sich in beiden Logiken zu positionieren, um erfolgreich zu werden: Studierende entwickeln durchaus ihre eigene Stimme und sollen eine gewisse künstlerische Autonomie erreichen; doch dafür ist die Zugehörigkeit zu einer Gruppe Gleichgesinnter notwendig, um die Herausforderungen der Karriere zu diskutieren. Monster Chetwynd schlägt dafür eine Haltung vor, die they «bounded solidarity» nennt. Entstehen soll diese nicht zuletzt durch Methoden und Übungen der Performance, die den Körper einbeziehen, und das gemeinsame Studium von künstlerischen Arbeiten und Konzepten. Monster Chetwynd bringt die Wichtigkeit des Sozialen in der Kunst immer wieder ein: in Inputs über historische Kontexte der Kollaboration in den Künsten, in Aufforderungen, sich zu einer Gruppe zusammenzuschliessen, um den Herausforderungen des Künstler:innentums zu begegnen, wie auch über die ganz konkrete Aufgabe, gemeinsam Gruppenausstellungen zu realisieren, auch ausserhalb des Toni-Areals. Befördert wird dieser Prozess durch Affirmation und Enthusiasmus; und der menschliche Faktor spielt eine grosse Rolle: Monster Chetwynd ist ein:e Dozent:in, die sich begeistern lässt und andere ansteckt. Ebenso kommen traditionelle Formen von Wissensvermittlung wie Inputs, Austausch, individuelle Begleitung und Mentoring vor, sowie die kritische und reflexive Diskussion in der Gruppe. Die Zeiträume für gemeinsames Lernen im Rahmen der Ausbildung im Bachelor Fine Arts folgen nicht der durchsystematisierten Logik eines schulischen Lehrbetriebs, sondern es vermittelt sich, speziell in diesem Lehr- und Lernkonzept, ein anderes und schaffensrelevantes Setting: eine relaxte Atmosphäre, ein being together.

    Die Juries betonten, dass im Unterricht von Monster Chetwynd Pole wie Individuum und Kollektiv, Emotion und Intellekt, oder Körper und Geist verhandelt würden. Das Konzept schaffe mit seiner «transdisciplinary playfulness» eine emanzipatorische Basis, um Handlungsmacht zu erlangen. Zusammen mit den Studierenden ein Kollektiv zu kreieren, stelle ein nachhaltiges Konzept für das kompetitive und individuierende Kunstfeld dar, in dem die Studierenden in der Zukunft arbeiten würden.

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    Impressum

    Inhaltliches Konzept und Redaktion: Team Lehrentwicklung: Wanja Kröger, Anne Gruber und Bernadett Settele
    Video-Konzept und Projektleitung Video: Suzana Richle
    Aufbereitung der Konzepte mit den Nominierten: Anne Gruber
    Video und Animation: Roman Weber
    Visualisierungen: Sketchy Solutions
    Dokumentationstext: Bernadett Settele
    Pressemitteilung: Wanja Kröger
    Visuelle Identität: Patrik Ferrarelli
    Redaktionelle Mitarbeit: Franziska Winkler
    Portrait Illustrationen: Simone Stolz 
    Konzepte: die Nominierten-Teams

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