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    Lehrpreis 2020

    CS Award for Best Teaching

    Der Lehrpreis 2020 wurde an Sadie Plant und Rico Scagliola vergeben für ihre digitale Exkursion «The Ljubljana Model». Nachdem die geplante Studienreise nach Slowenien wegen Covid-19 abgesagt worden war, verlegten die beiden Dozierenden des Departements Fine Arts die Reise nach Ljubljana und die dort geplanten Museums- und Atelierbesuche kurzerhand in den virtuellen Raum.

    Digitales Lehren und Lernen sind im Zuge der Coronakrise vermehrt ins Zentrum gerückt. Auch an der ZHdK wurde während des Lockdowns unter enormem Zeitdruck umgerüstet und die nötige Technik aufgegleist, um den Hochschulbetrieb vorwiegend @home und mit digitaler Hilfe aufrecht zu erhalten. Von den Dozierenden war Kreativität gefragt, insbesondere in den Departementen, in denen das Körperhafte im Vordergrund steht. Auch dass Werkstätten, Proberäume, Ateliers etc. nicht oder nur teilweise nutzbar waren, erschwerte die Situation für alle Involvierten. Mit beträchtlichem Mehraufwand und grossem Einsatz wurde der Unterricht in digitale oder hybride Räume verschoben. Ein Effort, der sich gelohnt hat, weisen doch einige in dieser Zeit erarbeiteten Lösungen über die Covid-19-Ausnahmesituation hinaus und bieten eine Handhabe für die digitale Lehre der Zukunft. 

    Last but not least war in diesem herausforderungsreichen Jahr aber auch viel Empathie gegenüber den Studierenden gefragt. Das betonte auch die Gastreferentin Christine Heil, Professorin für Kunstdidaktik und Bildungswissenschaften an der Hochschule der Künste Braunschweig, die anlässlich der Verleihung des Lehrpreises 2020 ein Inputreferat mit dem Titel «Digitale Lehre in hybriden Räumen» hielt. Ihr Beitrag bezog sich auf die Reflexionen von Dozierenden der ZHdK, die sich zuvor am «Tag des Lernens*Lehrens» am 30. November ausgetauscht hatten. Christine Heils Aufgabe war es, einen grösseren Denkraum für die sieben Jurys zu eröffnen.

    «Lernen findet in Beziehungen statt – wir lernen nicht nur für uns, sondern im Spiegel des Anderen und mit Anderen. Das Schwierige ist, genau dieses soziale Gewebe in hybriden Räumen immer wieder herzustellen, denn der Seminarraum lässt sich nicht 1:1 in den digitalen Raum übertragen.»
    Christine Heil

    Wegen der Corona-Schutzmassnahmen musste der mit 10’000 Franken dotierte Preis leider ohne Feierlichkeiten vergeben werden. Die Nominierten und die Moderator*innen Wanja Kröger, Bernadett Settele und Anne Gruber, sowie Renato Soldenhoff befanden sich im improvisierten Studio, das für diesen Anlass im Toni-Areal aufgebaut worden war. Alle anderen Teilnehmer*innen waren online zugeschaltet.

    dekoratives Bild

    Für den Lehrpreis waren 16 Lehrkonzepte eingereicht worden. Vier davon wurden am Anlass präsentiert. In kurzen Videos stellten die Nominierten sich und ihre Konzepte selber vor. Der Lehrpreis 2020 wurde zum ersten Mal in einem dialogischen Juryverfahren vergeben, in dem sämtliche Teilnehmer*innen der Videokonferenz auch als Jurymitglieder fungierten. In sieben Gruppen schälten sie die Qualitäten der einzelnen Konzepte heraus und diskutierten sie. Anschliessend resümierten die Sprecher*innen der Gruppen, welche Stärken sie in den einzelnen Konzepten gefunden haben und welches sie am meisten überzeugt hat. Im Verlauf dieses Prozesses konnte das Projekt «The Ljubljana Model» von Sadie Plant und Rico Scagliola am meisten Stimmen auf sich vereinen.

      The Ljubljana Model

      Sadie Plant und Rico Scagliola
      Bachelor Fine Arts, Praxismodul

      und die teilnehmenden Studierenden Jana Baumann, Loris Brasser, Tara Filter, Julia Germann, Bastian Gründler, Layla Gysin, Erik Manser, Lyenne Perkmann, Tatiana Planincic, Jason Rohr, Santo von Guten, Stefania Zocchi

      Als klar wurde, dass die Studienreise nach Slowenien wegen Covid-19 abgesagt werden muss, beschlossen Sadie Plant und Rico Scagliola, den Trip dennoch durchzuführen – im digitalen Raum. Obwohl die Studierenden allein zu Hause waren, verbrachten sie die fünf Tage fast rund um die Uhr «zusammen» in einem ständig offenen Zoom-Raum. Dort erarbeiteten sie sich Wissen aus verschiedensten Gebieten bezüglich Slowenien. Und trafen bei ihrem virtuellen Streifzug durch Ljubljana sogar noch mehr ortsansässige Künstler*Innen als ursprünglich geplant.

      Das Gewinnerkonzept überzeugte die Jurys dadurch, dass es aus «künstlerischer Sturheit» geboren worden sei. Die Dozierenden hätten die Enttäuschung über die Absage der Studienreise aufgefangen, indem sie fortlaufend eine Dramaturgie erarbeitet und damit die Grenzen jenseits der Dichotomie analog/digital, aber auch lokal/global überschritten hätten; und zwar mit viel Gespür für die Screenerwartungen der Studierenden. Die virtuelle Reise werde so zur Metapher für die Übergangssituation in der wir alle stecken, sowohl auf Bildungsebene als auch gesellschaftlich und weltpolitisch. Die Dozent*Innen hätten mit ihrem nichtlinearen, explorativen Artistic Teaching ein zukunftsweisendes Format geschaffen: Ein zauberhaftes Gruppenerlebnis, das so im Analogen vielleicht gar nie stattgefunden hätte.

        Die anderen drei nominierten Konzepte:

        Gemeinsam unterwegs sein 
        Dr. Franziska Nyffenegger 

        Bachelor Design, interdisziplinäres Theorieangebot, geöffnet für alle Studiengänge und Vertiefungen der ZHdK

        Franziska Nyffenegger, die von Studierenden nominiert wurde, hat einen interdisziplinären Ansatz für ihren Theorieunterricht (Designethnografie und weitere Module) gewählt, da die Teilnehmenden ihrer Klassen aus verschiedensten Studiengebieten kommen und entsprechend sehr unterschiedliches Vorwissen mitbringen. Dieser herausfordernden Konstellation begegnet Franziska Nyffenegger mit einem radikal konstruktivistischen Lehrparadigma. Den digitalen Raum versteht sie als Möglichkeitsraum, in dem synchrone und asynchrone Lernsettings kombiniert werden können, sodass neben der Vermittlung von theoretischen Grundlagen, vielfältigen Methodenkompetenzen und Praxisbezügen auch das Erwerben von Sozialkompetenzen nicht zu kurz kommt.

        In den Jury-Voten wurde betont: Franziska Nyffenegger sei eine hochempathische Lehrpersönlichkeit mit Mut zur Ergebnisoffenheit und hoher Aktivierungsqualität. Sie betreibe eine detailverliebte Didaktik, die die Lernenden befähige, selber zu denken. Franziska Nyffenegger übersetze auch soziale Elemente mühelos in den digitalen Raum. Mit viel Empathie habe sie in einer stressbehafteten Situation ein natürliches Lernsetting geschaffen. Ihre didaktische Vorgehensweise lasse sich leicht in alle Departemente übertragen.

          Weiter Atmen!
          Prof. Peter Ender und Philipp Becker

          Bachelor Schauspiel, Gesamtkonzept digitales Forum

          Peter Ender und Philipp Becker wählten einen neoformalistischen Ansatz und entwickelten Sinn und Bedeutung des Plenumsformates «Weiter Atmen!» zusammen mit allen Teilnehmenden und zwar während der Begegnung im digitalen Forum. Die Dozierenden, zugleich Studiengangsleiter, wollten gewährleisten, dass die Studierenden sowohl in ihrer individuellen Ausbildungsprogression als auch mit ihren Fragen, Sorgen und Haltungen wahrgenommen werden. Diese wurden nicht nur durch die Dozierenden aufgenommen, sondern auch von namhaften Künstler*innen bezeugt und erwidert, mit denen ein reger Austausch in zahlreichen Artist Talks stattfand. Peter Ender und Philipp Becker sind von Studierenden nominiert worden.

          Aus den Juryvoten: Peter Ender und Phlipp Becker hätten aus der Not eine Tugend gemacht. Im Schauspiel sei der Wegfall von körperlicher Präsenz eine besondere Herausforderung gewesen. Die Dozierenden hätten es gewagt, Lehrverständnisse und -verhältnisse zu überdenken und in Frage zu stellen.
          Die Studierenden zeigten grosse Bereitschaft, das übliche Lehrkonzept zu verlassen und sich in neue Begegnungszonen zu begeben, weil sie sich wahrgenommen und sicher fühlten. Die Bildung von jahrgangsübergreifenden Ensembles war zukunftsweisend, insofern es nicht mehr um feste Konzepte und Strukturen gehe, sondern um Körperschaften.

            Am Ball bleiben
            Florian Wille

            
Bachelor Interaction Design, Studio Service Design

            Andere zur Teamarbeit zu befähigen ist eines von Florian Willes wichtigsten Lehrzielen. Für seinen praxisnahen Kurs optimierte er verschiedene bestehende Tools und schuf einen digitalen Raum für seine über die halbe Schweiz verteilte Gruppe aus Studierenden, Kollaborationspartner*innen aus der Wirtschaft und der Gruppe «Neue Arbeitsräume» der ZHdK: eine Homebase, von der aus effektiv zusammengearbeitet werden konnte. Auch wurde der Austausch zwischen einzelnen Teams gefördert, die sich gegenseitig auf Zoom besuchen konnten. Mentorate fanden in den Räumen der Teams statt und nicht beim Dozierenden. Auf den für alle Stakeholder zugänglichen digitalen Arbeitsflächen (Figma und Miro) kam es deshalb zu einer Verschriftlichung und Sichtbarkeit aller Ideen und Informationen, anstatt der üblichen Verflüchtigung dessen, was im Entwurfsprozess entsteht.

            In den Juryvoten wurde erkannt: Florian Wille sei ein digitaler Virtuose, der Kollaborationen anrege und Impulse gebe. Er habe ein hochkomplexes Umfeld beeindruckend gut strukturiert und die Tools für die Zwecke der Studierenden und der Partner*innen optimiert. Dies sei eine ansteckende digitale Vermittlung, die gleichzeitig zum Praxis-Testfeld geworden sei. Sie sei sehr wirkmächtig. Florian Wille bringe Methoden und Tools zusammen und lasse neue Räume entstehen. Er schaffe Verbindlichkeit und würde die Studierenden stets einbeziehen, indem er ihnen Eigenverantwortung zugestehe. 

            Impressum

            Text: Suzanne Zahnd
            Videos: Suzana Richle, Nicolò Settegrana
            Visuals: Scetchy Solutions
            Visuelle Identität: Patrik Ferrarelli