Kunst ohne Grenzen

    Unter dem Titel «Expanding the Arts» lotete die ELIA Biennial Conference die Grenzen der Kunst aus. Die ZHdK war im November Gastgeberin der Konferenz. Mehr als 260 Kunsthochschulen und -universitäten aus rund 50 Ländern waren eingeladen, 1600 Personen nahmen teil, darunter auch zahlreiche Studierende. Die erste digitale Umsetzung bot neue Möglichkeiten für Diskussionen, die gerade in Corona-Zeiten besonders wichtig sind.

    Bild: Mann mit Kopfhörern
    Der isländische Künstler Ragnar Kjartansson bei seiner Keynote-Rede. Foto: ELIA Biennial 2020

    Die 16. Ausgabe der ELIA Biennial Conference stand unter dem Motto «Expandig the Arts» und erforschte transdisziplinär die Grenzen und Schnittstellen zwischen Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft. Die Konferenz fand vom 17. bis 20. November 2020 mit rund 1600 Vertreterinnen und Vertretern europäischer Kunsthochschulen statt – so vielen wie noch nie!

    Dank digitalen Formats mehr Menschen erreicht 

    Wie können die Künste mit anderen Disziplinen zusammenarbeiten und so zur Bewältigung ökologischer, ökonomischer, sozialer und kultureller Herausforderungen beitragen? Welche Rolle nehmen Kunsthochschulen in dieser Debatte ein, und sind transdisziplinäre Kunsthochschulen das Modell des 21. Jahrhunderts? Mit diesen und weiteren Fragen setzten sich die Konferenzteilnehmenden auseinander. 

    Mutige und innovative Ideen zu Transdisziplinarität standen im Vordergrund.

    ELIA zählt gut 300 Mitgliedsinstitutionen aus rund 50 Ländern und vertritt mehr als 300'000 Studierende. Aussergewöhnlich an der Konferenz war nicht nur der Umstand, dass sie digital stattfand, sondern auch dass sie sich erstmals explizit an die Studierenden richtete. Basil Rogger, Projektverantwortlicher seitens der ZHdK, sieht hier eine Chance: «Bis jetzt war es leider nicht die Regel, dass Dozierende mit ihren Studierenden an der Konferenz teilnahmen. Es ist sicherlich einer der Vorteile, welche die digitale Umsetzung der Konferenz mit sich bringt.» Das Toni-Areal, das während der Konferenz für die Öffentlichkeit gesperrt war, wurde zu einem Streamingzentrum. Networking, sich austauschen, neue Leute kennenlernen: All diese für Konferenzen so zentralen Elemente wurden auch digital geboten – mit Kreativität und technischem Know-how. Interaktive Theatersequenzen und gemeinsame Yoga-Übungen vor den Bildschirmen förderten das «Ich war dabei»-Erlebnis.

    Bild: Screenshot Zoom-Galerieansicht
    Gemeinsame Übungen vor dem Bildschirm förderten das «Ich war dabei»-Erlebnis. Foto: ELIA Biennial 2020

    Totale Transdisziplinarität

    Mutige und innovative Ideen zu Transdisziplinarität standen im Vordergrund. Keynote Speaker Ragnar Kjartansson schöpfte in seiner performativen Praxis aus dem gesamten Repertoire der Kunst: Vortäuschung und Inszenierung sind Schlüsselwerkzeuge seiner Videoinstallationen, Dauerperformances, Zeichnungen und Malerei. Christine Böhler von der Universität für angewandte Kunst Wien stellte das Programm «Cross-Disciplinary Strategies» vor, das Methoden verschiedenster Disziplinen vermittelt und auf diesem Weg der fortschreitenden Fragmentierung der Wissenschaften entgegentritt.

    «Kunsthochschulen müssen die aktuellen technologischen und sozialen Veränderungen aufgreifen, um die Welt von morgen mitzugestalten.»

    Maria Hansen, ELIA-Generaldirektorin

    Maria Hansen, ELIA-Generaldirektorin, ist überzeugt: «Kunsthochschulen müssen die aktuellen technologischen und sozialen Veränderungen aufgreifen, um die Welt von morgen mitzugestalten.» Das verdeutlicht auch ein zweites Beispiel der Konferenz: Die Universität der Künste Berlin und die Technische Universität Berlin berichteten über das neue, gemeinsame Masterprogramm «Design and Computation».

    Bild: Zwei Personen auf einer Bühne
    Die Gastgeberin und der Gastgeber sind vor Ort, die Teilnehmenden überall auf der Welt verstreut: Rektor Thomas D. Meier und ELIA-Generaldirektorin Maria Hansen im grossen Konzertsaal des Toni-Areals. Foto: ZHdK

    Auch an der ZHdK wird Transdisziplinarität seit Jahren gelebt. «Wir sind mit unserem grossen Gebäude und der modernen Infrastruktur natürlich privilegiert. Wir wollten aber zeigen, dass es auch kleineren Institutionen möglich ist, über Disziplinen, Formate und Medien hinweg zusammenzuarbeiten», so Basil Rogger.