Konsequent nachhaltig

    Die ZHdK will 2030 klimaneutral sein. Im Fokus steht daher die schrittweise Reduktion der Treibhausgasbilanz. Diese wurde 2020 erstmals im Bericht zur betrieblichen Nachhaltigkeit der ZHdK ausgewiesen. Auch Positionen aus Lehre und Forschung sollen vermehrt zur sozialen, ökologischen und ökonomischen Transformation beitragen. Das neue Dossier Nachhaltigkeit bringt die Perspektiven der Künste, des Designs und der Vermittlung in die Debatte um eine nachhaltige Hochschule ein. 

    Bild: Grüne Dachterrasse
    Dachterrasse des Campus Toni-Areal. Foto: Regula Bearth © ZHdK

    Wäre keine Pandemie ausgebrochen, hiesse das Wort des Jahres 2020 vielleicht nicht «systemrelevant», sondern «nachhaltig». Nachhaltigkeit ist in der Strategie ZHdK 2019–2023 fest verankert. Die ZHdK hält darin fest, dass sie vor dem Hintergrund der 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen eine Kultur der Nachhaltigkeit lebt. Entsprechend setzt sie sich gezielt für Nachhaltigkeit in Lehre und Forschung ein und hat ein Umfeld geschaffen, welches das Verständnis und die Entwicklung von Lösungen für eine nachhaltige ökologische, soziale und ökonomische Transformation fördert. Während das Dossier Nachhaltigkeit für die Bündelung, Koordination und Initiierung von Aktivitäten im Rahmen von Lehre und Forschung zuständig ist, verantworten die Services die betriebliche Nachhaltigkeit der Hochschule.

    Bild: Visualisierung der Erdkugel
    Studierendenprojekt «20’800’506’699t CO2» aus dem Kuratorium Ökologie. Illustration: Helena Appenzeller © ZHdK

    Treibhausgasbilanz: eine von 17 Kennzahlen der ZHdK

    «Die Treibhausgasbilanz ist eine von 17 Kennzahlen unserer Hochschule und die einzige, die auf null reduziert werden soll», erklärt Verwaltungsdirektorin Claire E. Schnyder. «Das verdeutlicht die Dringlichkeit und ist ein gewaltiger Fortschritt», freut sich Nadja Fässler-Keller, Nachhaltigkeitsbeauftragte der Services. Die Services legen jährlich einen Bericht zur betrieblichen Nachhaltigkeit vor. Dieser präsentiert Daten, Erfolge und Handlungsoptionen und wird sukzessive weiterentwickelt. Im Sommer 2020 wurde erstmals die Ökobilanz der ZHdK ausgewiesen und analysiert. Diese erfasst und bewertet Ressourcenverbrauch und Emissionen der ZHdK. Im Fokus steht dabei die Treibhausgasbilanz. Sie bildet die Grundlage für die Planung und Priorisierung von Klimaschutzmassnahmen. Insgesamt belief sich die Treibhausgasbilanz der ZHdK 2019 auf 3477 Tonnen.

    «Die Treibhausgasbilanz ist eine von 17 Kennzahlen unserer Hochschule und die einzige, die auf null reduziert werden soll.»

    Claire E. Schnyder, Verwaltungsdirektorin Services

    Wärme und Kälte, gefolgt von Flugreisen und Gastronomie, sind die grössten Treibhausgasquellen der Hochschule. Dies deckt sich auch mit der Umweltbelastung durch den Schweizer Konsum insgesamt: Auch dort sind die Bereiche Gebäude/Wohnen, Mobilität und Ernährung führend. Die Zahlen für 2020 sind aber nur bedingt mit den Vorjahren vergleichbar, da die Pandemie den üblichen Hochschulbetrieb auf den Kopf gestellt hat. «Wir konnten seltener in der Mensa essen, haben das Toni-Areal stärker belüftet, sind kaum geflogen und haben uns in 110'000 virtuellen Meetings ausgetauscht», fasst Nadja Fässler-Keller die ersten Erkenntnisse zusammen. Besonders im Bereich der digitalen Mobilität hat sich viel getan. «Es wird keine Konferenz mehr geben, an der man nicht digital teilnehmen kann», ist Fässler-Keller überzeugt und sieht dafür nicht nur ökologische, sondern auch soziale Gründe.  

    «Es wird keine Konferenz mehr geben, an der man nicht digital teilnehmen kann.»

    Nadja Fässler-Keller, Nachhaltigkeitsbeauftragte Services

    Bis 2050 soll die Schweiz klimaneutral werden. Mit der Unterzeichnung des Climate Emergency Letter hat sich die ZHdK verpflichtet, diesen Eckwert bereits 2030 zu erreichen. Dafür wurden verschiedene Ziele postuliert, beispielsweise «Anteil Biogas erhöhen», «Anteil Recyclingpapier bei Drucksachen erhöhen», «Material weiterverwenden» oder «IT-Hardware länger nutzen». Nicht alle werden sich gleich stark auf die Ökobilanz auswirken: «Der Verzicht auf Einweggeschirr in der Mensa macht zwar nicht so viel aus, aber wir können zeigen, dass Einweggeschirr keinerlei Berechtigung hat», ist sich Fässler-Keller der Vorbildrolle bewusst.

    Bild: Illustration Studierendenprojekt
    Studierendenprojekt «WAP» aus dem Kuratorium Ökologie ZHdK. Illustration: Nicolà Borrer, Stefan Rauch © ZHdK

    Zukunftsweisende Positionen für Lehre und Forschung 

    Mit betrieblicher Nachhaltigkeit allein ist es an einer Kunsthochschule aber nicht getan. Auf Seiten der Studierenden, Dozierenden und Forschenden sind Engagement, Wissen und Interesse im Bereich Nachhaltigkeit seit Jahren gross. Zahlreiche Projekte sowie Lehr- und Forschungsveranstaltungen zeugen davon. Seit August treibt das Dossier Nachhaltigkeit unter der Leitung von Michael Eidenbenz diese Entwicklung voran, bündelt Kräfte und Interessen und vernetzt Akteurinnen und Akteure. Co-Leitende der Geschäftsstelle sind Karin Zindel und Michael Krohn.

    Mit betrieblicher Nachhaltigkeit allein ist es an einer Kunsthochschule nicht getan.

    Das Dossier entwickelt konkrete Positionen für Lehre und Forschung, um sich aktiv an wissenschaftlichen und kulturellen Debatten zur Nachhaltigkeit zu beteiligen. «Zustände kritisch hinterfragen, unerwartete Zugänge aufzeigen, unkonventionelle Lösungen vorschlagen: Kunst, Design und Vermittlung haben das Potenzial, Themen und Phänomene mit eigenständigen Methoden zu bearbeiten und damit Wirkung zu erzielen sowie neue Perspektiven zu eröffnen», so Karin Zindel. 

    «Wir wollen das Denken und Handeln in den Künsten, im Design und in der Vermittlung im Kontext der Nachhaltigkeit mitgestalten.»

    Michael Krohn, Co-Leiter Geschäftsstelle Dossier Nachhaltigkeit 

    Das Dossier geht von einem transdisziplinären und umfassenden Verständnis von Nachhaltigkeit aus. «Wir wollen Mitarbeitende, Dozierende und Studierende sowie Partnerinstitutionen in Projekte und Initiativen einbinden und damit das Denken und Handeln in den Künsten, im Design und in der Vermittlung im Kontext der Nachhaltigkeit mitgestalten», erklärt Michael Krohn. So beteiligte sich das Dossier etwa an der Gründung des Knowledge Center for Sustainable Development, eines hochschulübergreifenden Kompetenz- und Wissenszentrums, das von der Universität Zürich, der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der Pädagogischen Hochschule Zürich und der ZHdK gemeinsam getragen wird. Es soll künftig die Erkenntnisse aus der Nachhaltigkeitsforschung der beteiligten Hochschulen für die Lehre nutzbar machen.