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    Wolfgang Weingart: Typografie im Kontext

    Untersuchungen zu Tradition, Medienumbrüchen und Innovation im Werk von Wolfgang Weingart 1961–2004

    Institute for Cultural Studies in the Arts (ICS) (bis 2019)

    Das Projekt stellt die erste grössere wissenschaftliche Untersuchung zum typografischen Werk von Wolfgang Weingart (geb. 1941) dar und befragt die gestalterische Haltung des gelernten Schriftsetzers im Kontext typografischer und künstlerischer Diskurse im Kontext typografischer Traditionen und internationaler Debatten. Eine medienpraktische Analyse macht Weingarts Ambivalenz gegenüber neuen Technologien deutlich.

    Wolfgang Weingart (geb. 1941) hat die moderne Schweizer Typografie erneuert. In den 1960er Jahren versetzten seine dynamischen Buchstaben- und Textbilder (Hochdruck) die Berufswelt in Aufruhr, denn sie verstiessen gegen die Regeln des Schriftsetzens und die Dogmen der Schweizer Typografie. Erneutes Aufsehen erregten seine Lithofilm-Collagen aus den 1970er- und 80er Jahren. Das transparente Material ermöglichte es ihm, Text und Bild zu überlagern, womit er ein Prinzip des digitalen Sampling und der heutigen Photoshop-Software vorweg nahm. Internationale Bekanntheit erlangte Weingart auch wegen seiner Lehrtätigkeit an der Weiterbildungsklasse für Grafik der Schule für Gestaltung Basel. Deren Renommee lockte Studierende aus der ganzen Welt an, welche die Basler Lehre international verbreiteten.
    Werk und Lehre von Weingart wurden zwar in den neueren Übersichtswerken der Geschichte des Grafikdesigns gewürdigt, doch waren sie bis 2012 nie Gegenstand einer differenzierten akademischen Untersuchung. Bis heute stellt seine im Lars Müller Verlag publizierte Automonografie Typography. My Way to Typography / Wege zur Typografie, die 2000 erstmals erschien und 2014 neu aufgelegt wurde, die umfassendste Schriftquelle zu seinem Schaffen dar. Mit ihr, seinen Beiträgen in Fachzeitschriften wie Der Druckspiegel und die Typografischen Monatsblätter, aber auch mit seinem seit 1976 mehrfach in Deutsch und Englisch publizierten Vortragsmanuskript über seinen Typografie-Unterricht an der Schule für Gestaltung Basel, steuerte Weingart die Rezeption seines Werks und seiner Lehre massgeblich. Bisher fehlen eine kritisch-distanzierte design- und kulturhistorische Aufarbeitung sowie eine medienpraktische und forschungstheoretische Reflexion über seine Verfahren. Dies wird im vorliegenden Projekt mit Bezug auf drei eingegrenzte Themenfelder eingelöst: Regel und Widerspruch: der «typografische Rebell»; Weingarts gestalterische Praxis im Spiegel des (satz-)technologischen Wandels; forschende Aspekte in Weingarts Werk und Unterricht.
    Das dreiköpfige Forschungsteam befragt die gestalterische Haltung des gelernten Schriftsetzers im Kontext typografischer und künstlerischer Diskurse. Es positioniert ihn als ‹traditionsbewussten› Erneuerer des Typograf*innenberufs, der sich in seiner Selbstdarstellung Strategien der künstlerischen Mythenbildung bediente, um sich als visuellen Autor zu etablieren. Die medienpraktische Analyse macht Weingarts Ambivalenz gegenüber neuen Technologien deutlich. Anders als in der einschlägigen Literatur geschildert, lehnte Weingart den Fotosatz grundlegend ab und setzte auch den Computer nur zögerlich für die eigene Arbeit ein. Hingegen förderte er in seinem Unterricht an der Schule für Gestaltung Basel den differenzierten Gebrauch des Computers. Die dritte Fragestellung erkundet Weingarts explorative «Bildforschung» vor dem Hintergrund der Tradition der Basler Schule und aktuellen Debatten zur Designforschung. Sie ergibt, dass sich Weingart in seiner prozessorientierten Arbeitsweise eng an die praxisnahe Basler Schule anlehnte, die eine Verwissenschaftlichung allenfalls im Rahmen künstlerischer Differenzierung anstrebte. Damit grenzte sich die Basler Schule von der ökonomisch ausgerichteten Forschung an zeitgenössischen Designhochschulen ab. 
    Das Forschungsteam kann sich für die Untersuchung der drei Themenfelder auf das reichhaltige Material aus dem Archiv von Wolfgang Weingart stützen, das dieser dem Museum für Gestaltung Zürich geschenkt hatte. Die auf einer Bilddatenbank des Museums dokumentierten Belege standen schon bei Forschungsbeginn bereit.

    Das Team konsultiert auch die jeweilige Fachliteratur und führt qualitative Interviews mit Weingart, Ex-Studierenden und Fachexperten aus Weingarts beruflichem Umfeld, die ihm gegenüber positiv wie auch kritisch eingestellt sind. Das methodische Vorgehen beinhaltet die vergleichende Quellenanalyse, die Interpretation der materiellen Belege sowie die Einordnung in den design-, kunst-, medien- und kulturhistorischen Diskurs. Die Zwischenresultate werden anlässlich eines Workshops wie auch bilateral mit Fach- und Forschungsexpert*innen diskutiert. Die Endergebnisse gehen 2014 in eine Ausstellung mit Vermittlungsprogramm und Begleitheft am Museum für Gestaltung Zürich ein und werden an einer Tagung über die Historiografie des Schweizer Grafikdesigns an der Hochschule der Künste in Bern präsentiert.

    Ausstellungen
    Weingart Typografie, Museum für Gestaltung Zürich, 07.05.2014 - 28.09.2014
    Hong Kong Design Institute Gallery, 06.11.2015 - 30.03 2016
    Praça do Tap Seac, Macao, 16.04.2016 - 12.06.2016

    Begleitheft zur Ausstellung
    Institute for Cultural Studies in the Arts ICS, Museum für Gestaltung Zürich (Hg.), Weingart Typografie, Zürich 2014

    Vorprojekt
    2010 bis 2011 (Barbara Junod und Claudia Mareis)

    Details

    • Forschungsschwerpunkt
      • FSP Kulturanalyse in den Künsten (bis 2019)
    • Projektleitung
      • Barbara Junod (ICS, Museum für Gestaltung Zürich)
    • Gesuchsteller/in
      • Sigrid Schade (ICS (bis 2019))
    • Team
      • Vanessa Gendre (ICS (bis 2019))
      • Sarah Owens (ICS (bis 2019))
    • Kooperationen
      • Sarah Owens, Departement Design
      • Fachhochschule Düsseldorf FH D, Fachbereich Design
      • Claudia Mareis, Hochschule für Gestaltung Basel FHNW, Institut Experimentelle Design- und Medienkulturen
      • Christian Brändle, Museum für Gestaltung
      • Don Adleta, Ohio University, School of Art
      • Philip Charles Burton, University of Illinois at Chicago: UIC School of Art and Design Chicago
      • Wolfgang Weingart, Weingart-Archiv Basel
    • Laufzeit

      01.04.2012 – 31.01.2014

    • Finanzierung
      • Schweizerischer Nationalfonds SNF (01.04.2012 – 31.12.2013)
      • ZHdK
    • Forschungszugänge
      • Grundlagenforschung
      • Wissenschaftliche Forschung
    • Disziplinen

      Art Education, Design

    • Downloads
      • Begleitheft zur Ausstellung
      • Research Report