Das Forschungsprojekt Virtual Reality untersucht zwei Komponenten immersiver Technologien und stellt sie herkömmlichen Konzepten dokumentarischer Abbildung (insbesondere der Methode des Direct Cinema) gegenüber. Einerseits wird die Wirkung von 360°-Kameras in Kombination mit VR-Brillen (Oculus Rift) untersucht. Andererseits werden stereoskopische 3D-Bilder im Hinblick auf ihr Potential immersiver Realitätsabbildung analysiert.
360°-Aufnahmen und ihre Wiedergabe in interaktiven 'Virtual Reality'-Räumen ermöglichen ein bisher noch nie dagewesenes Wirklichkeitserlebnis. Mit einer VR-Brille ausgerüstet, können die Zuschauer umherblicken und autonom entscheiden, welche Teile der abgebildeten Realität für sie interessant sind. Damit wird ein Ideal des 'Direct Cinema'-Pioniers Richard Leacock, nämlich «To capture life as it is», auf eine Weise eingelöst, wie er es sich zu seiner Zeit noch nicht vorstellen konnte. Im herkömmlichen Dokumentarfilm gilt bis heute seine propagierte Methode (zurückhaltende Beobachtung, Handkamera, vorhandenes Licht, keine Anweisungen an die gefilmten Menschen, keine Interviews) noch immer als am verlässlichsten, wenn es darum geht, eine höchstmögliche Authentizität zu garantieren. Im Unterschied zur VR-Erfahrung bleibt dabei der Blick durch Kameraführung und Schnitt sowohl räumlich (Blickrichtung) wie auch zeitlich (Verweildauer) gelenkt, was mitunter ein untrügliches Zeichen einer Autorenschaft darstellt.
Reallisiert wurden die beiden Kurzfilme Variation 8 (Delia Schiltknecht) und Heimatchroniken (Jonas Schaffter).