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    Operation Video

    Eine Technik des Nahsehens und ihr spezifisches Subjekt: Die Videokünstlerin der 1970er Jahre

    Institute for Cultural Studies in the Arts (ICS) (bis 2019)

    Das Projekt befragt die Videokunst der frühen 1970er hinsichtlich ihrer Interventionen in Körper- und Mediendiskurse bzw. Subjektdiskurse der Zeit. Im Anschluss an Walter Benjamin entwickelt die Studie hierfür ein operatives Bildverständnis und arbeitet «den wachen Sinn für die Signatur der Zeit» aus den Praktiken und Diskursen der Videokunst heraus.

    Anfang der 1970 Jahre, kurz nachdem die erste Videoausrüstung für den privaten Gebrauch erhältlich war, kam bereits international der Begriff Videokunst auf. Der Anteil an Künstlerinnen, die diese frühe Entwicklung prägten, war auffällig hoch. Im Mittelpunkt des Forschungsprojektes OPERATION VIDEO stehen ausgewählte künstlerische Arbeiten einer Reihe dieser Künstlerinnen, darunter Lynda Benglis (US), Lili Dujourie (BE), Hermine Freed (US), VALIE EXPORT (AT), Sanja Ivekovic (YU), Joan Jonas (US), Lisa Steele (CA) und Hannah Wilke (US). Analysiert wird die Thematisierung des Verhältnisses von Körper, Bild, Selbst, Sprache, Blick und Medium in ihren Arbeiten.

    Hypothese des Forschungsprojektes ist, dass in der Auseinandersetzung mit dem neuen technischen Bildmedium seitens der genannten Künstlerinnen eine spezifische Allianz zwischen ästhetischen und repräsentationspolitischen Fragen gesucht wurde. Diese ließe sich in Anlehnung an die einschlägige Formel des Medientheoretikers McLuhan als feministische Botschaft des Mediums Video bezeichnen. Zuschreibungen an das Medium Video, die im Unterschied zum Film eine intime, alltägliche, taktile und unmittelbare Ästhetik betonen und auf das zyklische Moment von Live-Bildschaltung und Wiederholbarkeit abzielen, zeigen eine signifikante Schnittmenge zu vermeintlich weiblichen Eigenschaften. Im Unterschied jedoch zu der Annahme einer natürlichen Weiblichkeit, zeigt die Affinität der Künstlerinnen zu dem technischen Medium eine andere Herangehensweise: Es ging zum einen um die strategische Besetzung eines noch neuen Feldes in der Kunstgeschichte und zum anderen um eine kritische Reflexion der medialen Verfasstheit von Selbst- und Körperbild. Letzteres belegt die Nähe zu den Ansätzen feministischer Theorie und der Repräsentationskritik im Bereich Film in diesen Jahren.

    Der Dialog mit dem Medium (Eleanor Antin), den die Künstlerinnen führten, galt einer ästhetischen Reflexion von Alltagspraktiken und Identitätsinszenierungen. Ihre Reflexion des Mediums Video – insbesondere im Bezug auf das Fernsehen – wird aufgrund der Schnittmenge formaler, medientheoretischer Fragen und konkreter, politischer Befragungen der Lebenswelt, bedeutsam. Das Forschungsprojekt untersucht somit exemplarisch am Medium Video die Verzahnung von Körperdiskurs, politischer Haltung und Medialität zu Beginn der 1970er Jahre. Die frühen Videoarbeiten werden dabei als symptomatisch für eine gesuchte Neuorientierung des Körper- und Subjektdiskurses zu jener Zeit betrachtet. Welche technische Neuartigkeit brachte das elektronische Bild mit sich und wie wurde diese formal-ästhetisch durch künstlerische Arbeiten reflektiert? Was hat es mit der Vielzahl der Arbeiten zu Beginn der 1970er Jahre auf sich, in denen Künstler und Künstlerinnen sich selbst, bzw. ihr Bild zum Gegenstand machten? Lässt die Vielzahl der Künstlerinnen in den ersten Jahren der Videokunst auf einen ganz spezifischen Gebrauch des neuen Mediums schließen, der zu einer Analyse von Macht, Repräsentation und Geschlecht verhalf und die körperlichen Schnittstellen von Privatem und Politischen auf besondere Weise aufspürte?

    Das Forschungsprojekt Operation Video ist zugleich das Dissertationsprojekt von Sigrid Adorf an der Universität Bremen, betreut durch Prof. Dr. Sigrid Schade (Leiterin ICS/ZHdK).

    Dissertation

    Adorf, Sigrid, Operation Video. Eine Technik des Nahsehens und ihr spezifisches Subjekt: die Videokünstlerin der 1970er Jahre, Transcript Verlag, Bielefeld 2008

    Publikationen 

    • Operative Bilder. Repräsentationskritische Eingriffe von Videokünstlerinnen der 1970er Jahre. In: Imesch, Kornelia; Jennifer John; Daniela Mondini; Sigrid Schade [Hg.]: Inscriptions/Transgressions. Akten der Lausanner Tagung, Bern: Peter Lang 2007.
    • Prekäre Präsenz I. Now (Lynda Benglis, 1973). In: Sigrid Adorf; Sabine Gebhardt Fink; Sigrid Schade; Steffen Schmidt [Hg.]: Is it now? - Gegenwart in den Künsten. Zürich: Museum für Gestaltung Zürich 2007, S. 96-109.
    • Eine Frage der Geste? Der Akt, das Bild, seine Sprache und ihre Bewegung in der Body Art der 70er Jahre. In: Schmutz, Hemma; Tanja Widmann [Hg.]: Dass die Körper sprechen, auch das wissen wir seit langem. Kat. der Ausst., Generali Foundation Wien 2004, S. 21-37.
    • Entspiegelungen. Un/Sichtbare Körper in der Reflexion feministischer Kunst(wissenschaft). In: Heinz, Kathrin; Barbara Thiessen [Hg.]: Feministische Forschung - Nachhaltige Einsprüche. Opladen: Leske und Budrich 2003, S. 277-305.
    • Zwischen den Zeichen gelesen. VALIE EXPORTs Schnittechniken im Medienverbund Körper-Bild-Sprache-Apparat. In: VALIE EXPORT. Mediale Anagramme, Kat. der Ausst., NGBK Berlin, Berlin 2003, S. 91-98.
    • Narzisstische Splitter. Video als feministische Botschaft in den 70er Jahren. In: Falkenhausen, Susanne von; Silke Förschler; Ingeborg Reichle; Bettina Uppenkamp [Hg.]: Medien der Kunst. Geschlecht, Metapher, Code. Beiträge der 7. Kunsthistorikerinnen-Tagung in Berlin 2002. Marburg: Jonas Verlag 2004, S. 72 ff.

    Details

    • Forschungsschwerpunkt
      • FSP Kulturanalyse in den Künsten (bis 2019)
    • Projektleitung
      • Sigrid Adorf (ICS (bis 2019))
    • Laufzeit

      01.01.2000 – 31.12.2007

    • Finanzierung
      • Universität Bremen (Qualifikationsstelle) (01.01.2000 – 31.12.2003)
      • ZHdK (01.01.2005 – 30.12.2007)
    • Forschungszugänge
      • Grundlagenforschung
      • Wissenschaftliche Forschung
    • Disziplinen

      Fine Arts